Watch your Denglish

Augenkrebs! Wieso? „Roman zum Game„.

Nein, nicht wegen dem Cover, sondern wegen dieser Mischung aus Deutsch und Englisch. Ich finde es sowieso schon immer ganz fürchterlich, wenn Spieler von „Game“ reden, selbst „Gamer“ finde ich schon grenzwertig. Der Gipfel des Abscheus wird bei mir erklommen, wenn Spielezeitschriften oder ähnliche offiziellere Medien davon reden.

So eine Tendenz gab es ja schon häufiger, wenn ich daran denke, dass im krass-crazy Jugendprogramm von ZDF häufiger mal von „boys und girls“ geredet wurde. Das hat mich aber auch schon als Teenager verstört und fand ich komisch, denn: so habe ich nie geredet. Haben andere so geredet? Nicht in meinem Umfeld. Und in so einem versnobbten Umfeld bin ich nun wirklich nicht aufgewachsen, dass ich mich nur hoch artikuliert in perfektem Hochdeutsch unterhalten habe – das spreche ich ja selbst heute noch nicht einmal. Aber das?

„Roman zum Game“ – was für eine voll crazy Schöpfung! Mir wird da ganz anders und ich frage mich, warum nicht: „Roman zum Spiel“? Nennt mich Spießer, aber ich verstehe es nicht. Ja, auch mir rutscht mal ein englischer Begriff raus. Immerhin habe ich das mal studiert. Da fällt so ein Wort mal aus dem Mund oder in die Tastatur – ich schäme mich danach aber wenigstens immer ganz dolle dafür, wenn mir das auffällt oder mich jemand darauf hinweist.

Es ist klar, dass die Sprache von Computerspielern mittlerweile viele englische Begriffe aufgenommen hat: Loot, Droppen, DPS usw. Das ist natürlich auch Denglish. Aber dieses Anbiedern nun auch bei Amazon ist mir irgendwie zuwider und das, obwohl ich natürlich auch diesen Fach-Jargon benutze, wenn ich mich mit Spielern unterhalte. Aber das ist doch genau der Punkt: Das ist nicht speziell an Spieler gerichtet bei Amazon! Ja, natürlich sind das Zielpublikum Spieler! Aber trotzdem ist es das Umfeld nicht unbedingt! Ja, ja, Internet und überhaupt. Aber kann man nicht einfach: „Roman zum Spiel“ schreiben? Bitte?

22 thoughts on “Watch your Denglish

  1. Das „Roman zum Game“ kommt übrigens nicht von Amazon, sondern vom Verlag. Amazon dürfte da wohl nur das hinschreiben, was ihnen zugeschoben wird.

    Ich kann auch verstehen, dass der Verlag sich ganz bewusst für „Game“ entschieden hat. Mit „Game“ werden sie verstanden und haben nicht die Assoziationen zu Brett- oder Kartenspielen, sondern vermitteln genau das, worauf sie abzielen. In der Hinsicht ist „Game“ besser als „Spiel“ und griffiger als „Videospiel“, „Computerspiel“ oder gar „Telespiel“.

  2. „Haben andere so geredet? Nicht in meinem Umfeld.“

    *hust* Du weißt, dass ich kann, wenn ich will…

    Also ich sage auch „Gamer“, und zwar genau aus dem Grund wie Erdferkel sagt: Um zu spezifizieren, dass es sich nicht um einen allgemeinen Spieler (Fußball, Schach, Hallenhalma, Damentennis) handelt, sondern um einen, der Computerspiele spielt. Insofern halte sich das für absolut tragbar.

    • Du weißt, dass ich genauso kann, wenn ich will und es mir häufig genug passiert. ;)

      Aber ich bleibe dabei, dass Spielen eben Spielen ist – ob ich das nun mit dem Computer, mit dem Schachbrett, mit dem Fußball oder mit dem Sandkastenschäufelchen mache. Wenn ich mich als Schachspieler bezeichne, nenne ich mich auch Schachspieler und nicht Chess-Player, obwohl Englisch auch im Schachbereich eine übliche Sprache ist gerade (überraschenderweise) auf internationalen Turnieren. Das Einzige, bei dem ich sowas auch benutze, ist der „Konsollero“ – wobei das Wort aber stets allein durch das Wort mit Augenzwinkern ist.

      Wenn ich spezifizieren muss, dann mache ich das: Schachspieler, Fußballspieler, Computerspieler. Muss man aber in diesem Fall hier noch nicht einmal. Starcraft ist ein Spiel, mehr Info braucht es in diesem Zusammenhang nicht. Es heißt ja auch „Buch zum Film“ und nicht „Buch zum Animationsfilm“ oder „Buch zum Sci-Fi-Film“. Das Detail wird nicht benötigt in diesem Fall und macht das alles sprachlich sehr hässlich.

      • Ja, Du siehst das mit dem „Spielen“ so, für Dich. Aber Du spielst ja auch alles mögliche und hast für dich erstmal keinen Grund, zu differenzieren — andere haben durchaus gute Gründe dafür, eine spezifischere Bezeichnung zu verwenden.

        Wenn diese spezifischere Bezeichnung dann auch noch nicht komplexer ist als die weniger spezifische (also „Game“ verglichen mit „Spiel“, im Gegensatz zu „Hals-, Nasen-, Ohrenarzt“ verglichen mit „Arzt“) ist es doch nur vernünftig, konsequent die spezifischere zu verwenden, auch wenn nicht unterschieden werden muss.

        Abgesehen davon ist es doch ein wenig unfein, gegen Soziolekte mit Ästhetikargumenten zu kommen. Da zeigt sich wieder der literaturwissenschaftliche Alldeutungsanspruch auf die Sprache! ;-)

  3. Nachdem Erdferkel mir den Hinweis darauf, dass das nicht von Amazon kommt, schon abgenommen hat, noch gerade zwei ungeordente Sachen, bevor ich mich zurück an Wolfgang Kuhlmanns „Zum Verhältnis von Natur- und Geisteswissenschaften“ begeben muss:

    1. Ich finde Gamer okay, weil der Begriff „Spieler“ halt auch schon unglaublich überbelegt ist. Der „Spieler“ kann beim Fußball gerade am Ball sein, er kann aber auch krankhaft gerade sein letztes Geld im Casino gelassen haben, vielleicht ist er aber auch der Typ, der öfter mal auf Risiko setzt.
    Gamer punktet für mich da durch Eindeutigkeit: Ein Spieler kann alles mögliche sein, ein „Gamer“ spielt Computer- oder Videospiele.

    2. Ohne deine eigentliche Ansage damit auch nur im Ansatz kritisieren zu wollen – du hat nämlich Recht und ich kann der grundlegenden Kritik nur zustimmen! – aber es entbehrt nicht einer gewissen, sanften Ironie, dass du dich an „boys und girls“ schon als *Teenager* gestört hast, oder? ;)

    Aber ich bin kein Sprachreinerhalter, vielleicht sogar schon fast eher das Gegenteil. Ich liebe die VIelfalt … sofern sie halt durchaus eine Bereicherung darsteller. Gamer, aus o.g. Gründen ist für mich eine.
    „Boys und Girls“ oder, mein persönliches Hirnkrampf-Wort, „kids“, sind es in meinen Augen nicht ;)

    Viele Grüße,
    Thomas

    • Wie schon gesagt, mir fällt sowas auch mal in die Tastatur – q.e.d. ;) Ich richte mich da ja auch nicht gegen Anglizismen im Allgemeinen, sondern gegen diese Art von Anglizismen. Wer mich kennt, sollte das wissen.

      Wobei man zu meiner Ehrenrettung sagen muss: „Teenager“ steht im Duden, „Game/Gamer“ nicht. Und das nicht, weil das Wortfeld dort noch nicht reingesickert ist, denn Gameboy und Gameshow finden sich auch dort.

      Wobei das dann natürlich wieder zur ewigen Duden-Diskussion führt: Gebrauch vs. Regelwerk. Das Fass will ich aber nicht unbedingt aufmachen, da das noch einmal etwas anderes ist. Das nur als kleinen Rettungsanker für meinen „Teenager“. ;)

      Wobei ich mich ja eigentlich auch mehr an „Game“ und nicht an „Gamer“ gestoßen habe. „Gamer“ habe ich „grenzwertig“ genannt und damit könnte ich vermutlich wirklich leben. Was mich ein wenig fassungslos gemacht hat, war der Punkt, dass ich eben keinen Unterschied zu „Buch zum Film“ sehe – s.o.

      Generell hast du aber auch recht: Wenn es eine Bereicherung ist – ja. Auch wenn es einen anderen Eindruck machen mag, aber ich bin auch kein „Sprachreinhalter“. Ich liebe auch die Vielfalt. Nur empfinde ich „Game“ im Vergleich zu „Spiel“ nicht wirklich als sinnvolle Bereicherung aus bereits genannten Gründen.

      Auch wenn solche Diskussionen einen anderen Anschein machen, aber es gibt da ja nicht nur Schwarz und Weiß, Sprachreinhalter und Sprachdynamiker (oder wie man sie nennen will). Ich bin da irgendwo dazwischen, diesmal eben mehr auf der einen Seite als auf der anderen.

      • Gameboy – ein elektronisches Spielgerät.
        Scharf. So kann das auch nur der Duden beschreiben ^^

        Ich kann „Das ist falsch, das steht so nicht um Duden“-Argumente auch mal voll nicht leiden und würde dir weder das, noch Fanatismus in irgendeine der beiden o.g. Richtungen, Erhalt oder Dynamik, unterstellen.

        Eigentlich wollte ich vor allem eine Lanze für den ollen Gamer brechen, schon wissend, dass der nicht auf deiner Todesliste stand ;)
        Aber so aus reiner Neugieride und wo wir gerade so beim Thema sind … hast du ein typisches Verb, das beschreibt, was du tust, wenn du etwa WoW oder mit der Playstation … [Verb]?
        Ich kenne Leute, die zocken dann.
        Ich kenne Leute, die daddeln dann.
        Manche spielen auch ^^
        Was tust du? ;)

        Viele Grüße,
        Thomas

        • Ja, das Duden-Argument ist scheußlich. Die Sache mit „Teenager im Duden“ war da auch nur semi-ernst gemeint. ;)

          Aber zu deiner Frage: Normalerweise „spiele“ ich ja (ja, ganz einfach). Denn ich mache ja auch keinen Unterschied, ob ich Basketball spielen gehe oder Brettspiele – Schach habe ich auch „gespielt“.

          Manchmal sage ich „zocken“, aber das ist eher launenabhängig und sehr selten.

          Übrigens: Quests oder Questen? Queste steht nicht im Duden, aber ich könnte schwören, ich habe das gerade in älterer Literatur und auch schon im Fernsehen (bspw. „Ritter der Kokosnuss“) gehört.

          • Ich „spiele“ auch sehr gerne. Okay, dank Red Ring of Death gestern Nacht wohl erst mal wieder nicht mehr so oft, aber hey, an sich halt schon. Wobei ich immer mal auch aktiv „zocke“; „daddeln“ dagegen ist für mich bestenfalls Mittel zur ironischen Verklärung.

            Und ja, das deutsche Wort, ab vom Duden, ist Queste. Kommt, wie so vieles, aus der Arthus-Epik und ist je nach Theorie aus dem Lateinischen (questa) oder aber pber den Umweg des Altfranzösischen ins Deutsche gesickert. In jedem Fall kommt’s von „der Suche“ her und beschreibt halt u.a. genau das, i.e. „die Gralsqueste“. Damit fällt es in den selben Sack wie Themenkomplexe à la Heldenreise und Aventuire.

            Das Wort ist weiblich, also die Queste, Plural die Questen.

            Allerdings findest du bisweilen in der Literatur auch das Wort „Quest“. Meiner subjektiven Wahrnehmung nach viel, viel seltener.

            Etwas fummelig ist halt, dass im Computerspiel-Kontext die „Quest“ auch ei verirrter Anglizismus sein kann; dann halt einer ohne Mehrwehrt, meiner eigenen Theorie von oben zu folge, aber eben doch einer. Und da könnte man dann wieder sehr trefflich unsicher sein, wie man das Biest jetzt biegen soll.

            Yeah, Philologien-Slam ;)

            Viele Grüße,
            Thomas

  4. Gerade nur noch ein kleiner Anstoß, um zu verdeutlichen, was ich meine:

    In dem Kalkofe-Video könnte man auch sagen „ich bin dann mal dancen“ ist halt das, was Jugendliche in der Disco machen und nicht Standardtanzen und daher brauchen wir diesen Unterschied im Wort.

    Oder wenn mit „dancen“ dann „feiern“ gemeint ist, ist es dann auch unbedingt notwendig, um eine Party von einer Familienfeier zu unterscheiden. Das wäre ungefähr die Argumentation für „Gamer“ auf „dancen“. Trotzdem wird doch hoffentlich keiner sagen, dass „dancen“ wegen dieses Bedeutungsunterschiedes eine Bereicherung für die deutsche Sprache ist, oder?

    • Natürlich wird das keiner sagen, weil es einfach nicht gebräuchlich ist! Gebräuchlicher ist hier übrigens eher ein schönes deutsches Wort: „abtanzen“.

    • Dazu stellt sich die Frage, was eine Bereicherung ist, und was „die“ deutsche Sprache sein soll. „Game“ wird in mindestens einer Varietät verwendet, und damit muss es für die Sprechenden eine Bereicherung sein — vielleicht, weil es größere Präzision bietet (oder nur zu bieten scheint), weil als ästhetischer empfunden wird, oder weil es zur sozialen Abgrenzung dient.

      Wenn Leute regelmäßig „dancen“ sagen ist es offensichtlich eine Bereicherung, egal ob es notwendig ist oder nicht.

      • Ich muss gestehen, dass ich nicht so viel Vertrauen wie du in das Sprachgefühl der Masse habe. Mit Subjektivismus lässt sich aber natürlich so ziemlich alles begründen. Das stimmt. ;)

        • Nur dass halt die Masse „die“ Sprache überhaupt erst definiert. Dein Sprachgefühl bezieht sich nur auf eine bestimmte Varietät, die den anderen genauso überlegen ist, wie anspruchsvolle Literatur der trivialen.

          • Du willst ahlso eine Sprache, die von der Masse deffiniert wirt? Dass gap es schon mal vor über 100 Yahren und die Auswirkungen siehst du noch heute in dem grossen Unterschiet zwischen Aussprache und Geschrybenem im Englischen, aber noch fiel schlimmer im Französischem. ;)

            Spaß bei Seite: Masse definiert die Sprache ist natürlich der Klassiker unter den Sprachsprüchen. Stimmt auch sicherlich soweit, die Frage ist nur, ob man da nicht eben trotzdem auch ein Auge drauf haben sollte. Aber die Diskussion wird bekanntermaßen schon seit längerem ohne Ergebnis geführt.

            Ich bin definitiv niemand, der sagt: Es muss alles überwacht und geregelt werden. Aber ich denke, dass man durchaus auf Sachen hinweisen kann und sollte, denn auch dadurch beeinflusst man die Sprache.

            Zu sagen: „Sprache lebt“ entmündigt den einzelnen Sprecher und dagegen wehre ich mich. Jeder von uns hat Einfluss auf die Sprache und ist dafür verantwortlich. Das ist, warum ich auf solche Sachen hinweise – Verantwortung.

            With great power comes great responsibility. ;)

          • Nein, eben nicht. Aber es gibt nicht nur ein Deutsch, es gibt unzählige Varietäten, die nebeneinander existieren. „Sprachpflege“ ist nichts anderes als der Versuch, die eigene Lieblingsvarietät als überlegen zu etablieren.

            Ich glaube sogar, dass den meisten Sprachpflegern durchaus recht ist, dass sich die verachtete Masse nicht an ihrem Geschmack orientieren will, aber das ist nur ein Nebenaspekt. Insbesondere ist es müßig, in Soziolekte eingreifen zu wollen, worum es bei dem Game-Beispiel ja geht.

            Laut Linguisten ist Dein Standpunkt übrigens ein typisch literaturwissenschaftlicher. Wenn man vor allem mit Schriftsprache in Berührung kommt, die noch dazu vorher gefiltert wurde, verliert man schnell den Blick für die eigentliche Vielfalt.

          • Nachtrag: In meinem obigen Kommentar klingt es so, als ob es schlecht sei, sich durch die Lieblingsvarietät abgrenzen zu wollen. Das ist so nicht gemeint, ich finde es durchaus hilfreich, wenn Leute sich durch die von ihnen verwendete Sprache selbst schonmal vorsortieren. Das ist zwar auch versnobbt, aber in gewissen Kontexten unvermeidbar.

            Ich finde es nur unangemessen, in die Sprachautonomie anderer eingreifen zu wollen.

          • Oh, wir haben wohl die maximalen Antwort-Ebenen erreicht. ;)

            Mag sein, dass ich da einen rein typisch literaturwissenschaftlichen Aspekt vertrete und darüber die Linguisten stehen. Mir wurscht.

            Aber ich denke, dass du dich da zu sehr in dein scheinbares Feindbild des Sprachpflegers verrennst, der ich nicht bin. Deiner Ansicht nach anscheinend aber schon. Nur denke ich, dass das auf der Ebene zu nicht wirklich viel führt.

            Ich bin versucht zu schreiben, du hättest mich falsch verstanden. Da das aber dann sowieso zu einem trara wird, belasse ich es bei: „Ich habe mich vermutlich nicht klar genug ausgedrückt, mir gelingt es aber nicht klarer.“

            Denn du hängst dich da an Sachen auf, um die es mir nicht ging und die ich nicht beabsichtigte und die ich eigentlich gedacht hatte, in meinen Antworten deutlich gemacht zu haben. Gelingt mir wohl nur nicht. Schade.

          • Siehst Du, und mir geht es genauso — ich fühle mich ebenfalls unverstanden (ohne da Schuld zuweisen zu wollen).

            Im Grunde ist das ganze auch nicht wichtig genug, um deswegen auf der tiefsten Ebene (der Schachtelung) weiter aneinander vorbeizureden (das ist hier übrigens deutlich besser gelöst als damals bei supersized, wo man weniger und weniger Platz hatte).

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