Show, don’t tell

Die Geschichte der Risse in „Rift“ ist eine Geschichte voller Missverständnisse und so kann man in den Foren zu Rift auch einiges an unterschiedlichen Meinungen vernehmen. Aber sie machen Spaß, wenn an sich darauf einlässt – wie so vieles. Ich liebe die Risse, denn sie sind abwechslungsreich, dynamisch und sogar ins RP tausendfach besser übertragbar als das gewöhnliche Quest-Design.

Natürlich kann es passieren, dass man an einem bestimmten Quest-Hub nicht weiter kommt, weil der überrannt ist oder dass man eine bestimmte Quest nicht abschließen kann, weil eine feindliche Stellung das unmöglich macht. Aber gerade hier bricht Rift ganz angenehm den üblichen Alltagstrott von MMOs mit Quests auf. Wieso nicht auch mal was für seine Quests machen?

Es gibt kaum etwas Einfacheres bei „Rift“, als sich einer öffentlichen Gruppe anzuschließen. Zum Krisengebiet hin, Knopf oben drücken, Riss oder Stellung aufräumen und dann entscheiden, ob man mit dem Spielermob zum nächsten Riss oder der nächsten Stellung zieht oder rausgeht und die Quests gerade zu Ende macht.

Ich muss gestehen, dass ich das Questen in Rift an sich ein wenig eintönig finde. Aber gerade durch die Risse wird es dynamischer und für mich bedeutet das normalerweise, dass ich Quests solange mache, wie ich Spaß daran habe. Wenn ich merke, dass es sich zieht, mache ich spätestens mal wieder bei Rissen oder einer Invasion mit – oder auch schon zwischendurch. Dadurch wird das Spiel-Erlebnis angenehm abwechslungsreich, denn es gibt neben diesen Sachen natürlich auch noch die BGs, in die man jederzeit hüpfen kann. Für Abwechslung ist dadurch also gesorgt.

Man muss sich nicht an den Rissen beteiligen, denn normalerweise räumen andere Spieler das früher oder später für einen auf, denn die Belohnungen, sowohl item-technisch wie auch bei den XP lassen sich sehen. Man bekommt über Risse sehr gute Gegenstände bereits recht früh. Auch merke ich kaum, wie die Zeit vergeht, wenn ich mal einen Abend Rift-Hunting mache. Da vergeht die Zeit echt im Flug, man steigt im Level auf, ohne dass man es merkt – spielerisch leveln.

Finde ich so deutlich angenehmer als das stupide Quest-Hunting, das mir nach nun doch schon etlichen Jahren MMO ein wenig zum Hals raushängt. Denn trotz Phasing, so wirklich neues kommt in der Struktur der MMO-Quests einfach nicht mehr an, dass es in mir viele „Aha!“-Effekte auslöst. Mittlerweile konzentriere ich mich lieber wieder mehr auf das Spiel an sich, denn Quests reißen mich häufig doch zu sehr aus dem Erleben der Welt heraus. An sich will ich nämlich eine dynamische Welt vor mir sehen, in der Dinge passieren, ich sie aber nicht lesen muss – eine lebende Welt eben. Show, don’t tell.

Meine einzige Befürchtung bei den Rifts ist, dass sie über kurz oder lang ähnliche Probleme wie die Keep-Raids in Aion aufwerfen könnten. Auch hier ist nämlich die Community gefragt, auch hier könnte man sich gegenseitig runtermachen, weil manche nicht zur Invasionsverteidigung kommen und die Städte überrannt werden. Sowohl die Keep-Raids bei Aion haben mir mal Spaß gemacht (zugegeben, zur Zeit dank der Community nicht mehr) und die Rifts machen mir zur Zeit Spaß.

Die Parallelen zwischen beidem machen mir aber ein wenig Angst und ich kann nur hoffen und beten, dass die kleinen strukturellen Unterschiede den Ausschlag geben: Rift ist ein PvE-Spiel, außerdem werden „nur“ die Questhubs mal kurzzeitig blockiert und ein Teil der Spielerschaft wird nicht dauerhaft vom Content ausgeschlossen und zu guter letzt scheinen die Rifts sich dynamisch nach der Spielerzahl zu richten. Ich kann nur hoffen, dass dies alles den Unterschied macht und die Struktur der Riss-Mechanik klüger umgesetzt ist, als das Keep-Raid-Konzept in Aion, das hinten und vorne in Europa humpelt, aber schon seit Monaten von NCSoft nicht behoben wird.