Was ist eigentlich an dem ganzen Trubel um „Rift“ überhaupt dran? Ähnlich wie bei „Aion“ damals gab es einen ungeheuren Hype – allerdings auch wie bei „Aion“ nicht vom Entwickler selbst. Das Spiel wurde von den unterschiedlichsten enttäuschten MMO-Communities zum Erlöser der Szene empor gehoben. Dass man bei diesen Erwartungen nur scheitern kann, ist klar.
Wenn ich so anfange, ist „Rift“ der Erlöser? Ganz klares: Nein! Ich kann nur hoffen, dass es ihm nicht geht wie Aion, das einen ähnlich stabilen Start hingelegt hat, ähnlich solide war, aber dann dank des Hypes im Vorlauf ungeheuer viele Erwartungen enttäuscht hat und einen regelrechten Hass auf das Spiel geschürt hat, weil die Leute zu blöd waren, sich vorher zu informieren, was „Aion“ überhaupt für ein Spiel ist.
„Rift“ ist ein verdammt solides Spiel, das das Rad in keiner Weise neu erfindet – wirklich in keiner Weise. Wenn man MMOs kennt, kommen einem ungeheuer viele Sachen bekannt vor. Sie haben quasi das gemacht, was WoW damals auch am Anfang gemacht hat: Sie haben sich bei den verschiedenen ansässigen Vertretern des Genres umgesehen, tolle Features genommen und diese verbessert.
Letzten Endes war die Erfolgsstory von WoW einerseits der richtige Zeitpunkt, aber auch verdammt gutes Weiterentwickeln bereits existenter Ideen. Ähnlich macht es „Rift“. Das Spiel muss aber auch nicht das Rad neu erfinden, wenn es so viele Kleinigkeiten bereits gut gemacht, die in anderen Spielen nur ansatzweise geschafft wurden. Mir gefallen so viele Kleinigkeiten, die mir auffallen, die mir bei anderen Spielen fehlen. Es gibt auch noch Kleinigkeiten, die mir fehlen, aber darüber sehe ich gerne hinweg.
Wer „Rift“ testet, sollte sich vom Hype nicht abschrecken lassen und auch keine Trotzhaltung einnehmen. Das Spiel wird kein WoW-Killer – will es auch nicht, braucht es auch nicht. Es muss sich aber auch nicht verstecken, denn es stellt meiner Ansicht nach eine wirklich sehr gute, moderne Alternative zum Branchenprimus dar. Es braucht noch Zeit, es muss noch reifen. Ich kann nur hoffen, dass der Hype nicht sein Fall wird.
Mir macht es ungeheuer viel Spaß und obwohl ich Cataclysm installiert habe, obwohl ich eine GTC seit einiger Zeit mit mir herumtrage, habe ich kein Verlangen, WoW zur Zeit anzuspielen, denn „Rift“ bietet mir so vieles, ohne dass ich den Schmerz wieder erleben muss, wenn ich mir ansehe, was aus dem Spiel und der Community geworden ist.
Bei „Rift“ habe ich so häufig ein ähnliches Gefühl wie bei „WoW“ damals. Es gibt noch so viele Sachen zu entdecken, so viele Sachen, auf die ich mich freue und ich verspüre keinen Druck, dieses oder jenes schnell zu erreichen. Es ist einfach da und es gibt kein Wettrennen und keine Community, die mich dazu drängt. Es gibt keine Addons, die zum Winken am Brunnen in Dalaran einladen, es gibt keinen Aufguss von mehreren Jahren alten Instanz-Inhalten.
Der Support bei Trion ist bisher sehr vorbildlich, bemüht und schnell. Mein Lieblingsbeispiel dazu habe ich bereits vor einiger Zeit hier gebloggt. Momentan fühle ich mich einfach gut aufgehoben, was ich bei Aion eigentlich schon lange nicht mehr habe – so gerne ich „meine“ Leute habe, so gerne ich das Spiel habe, so sehr verachte ich aber die Community, die dort herangezüchtet wurde.