Er wird es nicht wissen bis es zu spät ist

Gestern Nacht habe ich endlich „Assassin’s Creed: The Brotherhood“ durchgespielt. Das Ende fand ich nicht ganz so gut, wie das Ende von „Assassin’s Creed 2“, aber dennoch wirklich stimmungsvoll. Es war einfach atmosphärischer und hat mich mehr mitgerissen, wie man versucht, in den Vatikan sich einzuschleichen, als dieses vorkämpfen auf die Mauer zu Cesare – auch war mir dann der Schluss mit Desmond ein wenig zu lang… und natürlich auch zu frustrierend. Trotzdem hat das Lust auf mehr und den dritten Teil gemacht.

Trotz dieser kleinen Kritik und meiner größeren, generellen Kritik an der Unfähigkeit zu Tutorials und der Erklärung diverser Spielelemente, ist Assassin’s Creed eine unglaublich großartige Spielereihe, die ich wirklich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann. Der erste Teil ist vielleicht noch ein wenig dürftig und wiederholend – hat mir aber auch bereits Spaß gemacht. Aber ab dem zweiten Teil und dem „Add-On“ Brotherhood fühlt man sich wirklich wie ein Assassine. Es ist so großartig, wie man sich dort bewegen kann, wie man sich reinschleichen kann, was man für versteckte Waffen hat und so weiter; ich habe mich mehr als einmal an eines meiner Lieblingsspiele, den Ego-Schleicher „Thief: Dark Project“, erinnert gefühlt.

Während Athair, der Hauptcharakter aus dem ersten Teil, profillos und langweilig bleibt, ist Ezio aus dem zweiten Teil ein genialer Charakter, den ich sehr lieb gewonnen habe. Er ist gewitzt und stilvoll, aber dennoch nicht kalt. Er ist cool, aber nicht zu cool, dass ich es albern finde. So stelle ich mir einen Assassinen vor und gerade dieses Symapthische des Charakters hat es mir mehr als einmal sehr leicht gemacht, in bestimmten Szenen wirklich in den Charakter zu tauchen, mit ihm zu leiden und wenn dann etwas passiert, richtig verbissen vor der PS3 zu sitzen – beispielsweise als man den Verräter entdeckt, der schuld am Überfall der Borgias auf die Villa Auditore ist, diese geniale Musik anspringt und man dann ein Wettrennen mit diesem macht, um ihn zu Boden zu werfen und zu befragen. Das sind die Sachen, die ich an diesem Spiel geliebt habe – und so viel mehr.

Es ist einfach alles verdammt gut und verdammt liebevoll gemacht. Dass es mehrere Ebenen des Spiels gibt, einmal die Jetzt-Zeit und dann die Vergangenheit und die sogar in „Brotherhood“ noch einmal in verschiedene Zeitebenen mit „Vorerinnerungen“ (an Cristina) vielschichtiger wird, lässt natürlich den Post-Strukturalisten und Postmodernisten in mir vor Freude aufjauchzen. Das hat Tiefgang, das ist philosophisch, das ist ungeheuer fesselnd erzählt.

Mag sein, dass die Reihe irgendwann zur Cash-Cow verkommen wird, wenn sie jetzt wieder so schnell „Assassin’s Creed 3“ raushauen, aber ganz ehrlich: Das ist mir egal. Wenn die Spiele weiterhin diese Qualität halten, wenn es weiterhin so fesselnd und mit Liebe zum Detail erzählt wird, wenn es weiterhin so spannend auch im Meta-Plot bleibt, dann dürft ihr mir das Geld aus der Tasche ziehen. Ich bezahle gerne für gute Arbeit und wenn ich verdammt gut unterhalten werde – und das werde ich in diesem Fall. Diese Spielreihe, vom ersten Teil bis jetzt zu „Brotherhood“ war jeden verdammten Euro wert.