Am Wochenende haben wir wieder viel „Fringe“ (2. Staffel) geschaut und ich nage mittlerweile an meinem Sofa bei jeder Folge, denn es wird immer schlimmer. Es gibt zwar natürlich immer noch Plot und Meta-Plot, was mir aber so ungeheuer gut gefällt und mich an den Rand der Verzweiflung treibt, sind die Beziehungen zwischen Walter, Peter und Olivia. Das ist großartige Schreibkunst!
Wie sehr einem die Charaktere doch ans Herz wachsen können und wie sehr man mit ihnen mitleidet und wie sehr doch der eigentlich Plot in den Hintergrund tritt und man eigentlich nur wissen will, wie das ganze Beziehungsgeflecht aufgelöst wird. Aber es wird nicht aufgelöst! Naja, doch ein wenig, aber nicht so, dass es gut ist, sondern dass man sich denkt: „Nein, nein, ich kann gar nicht hinsehen.“
Das ist Whedonismus pur: „Don’t give the audience, what they want, give them, what they need“ – in Reinkultur! Ich will, dass das alles aufgelöst wird! Dass es wieder schön harmonisch weiter geht. Aber die Serie gibt mir das genaue Gegenteil! Und so sehr ich da mitleide, so sehr mich das frustriert und wirklich runterzieht – ich finde das verdammt toll. Das bewegt und so soll es doch auch sein!
„Fringe“ ist einfach eine grandiose und vollkommen unterschätzte Serie. Ähnlich wie bei „Lost“ geht es bei „Fringe“ weniger um den Plot als vielmehr um die tollen Charaktere und die moralischen Situationen, in die sie gebracht werden; wenn auch nicht ganz so extrem wie bei „Lost“. Aber dafür ist „Fringe“ viel, viel philosophischer und hintergründiger. Da, wo „Lost“ mehr Charakterstudie pur ist, ist „Fringe“ eher eine philosophische Parabel über Religion, Moral und Wissenschaft. Da das sowieso Sachen sind, die ich ungeheuer spannend finde, fängt die Serie mich natürlich genau an dem Punkt.
Wenn ihr „Fringe“ noch nicht gesehen habt und ich euch vielleicht hin und wieder durch meine Blog-Beiträge neugierig gemacht habe, schaut die Serie nicht wegen der Mystery-Plots. Die sind in Ordnung und nicht schlecht – manche davon sogar echt gut. Achtet viel mehr auf die Charaktere und genießt die Serie mal aus der Perspektive. Ich wage zu behaupten, dass das ein absoluter Gewinn ist und denke, dass man viel häufiger Serien aus diesem Blickwinkel schauen sollte. Dann ärgert man sich auch viel weniger über mögliche (meist nur angebliche) Plotlöcher oder an den Haaren herbeigezogenen Plots. Bei einer guten Serie sind die Charaktere nämlich immer glaubwürdig.