Forgotten Prince

Prince of Persia: Forgotten Sands“ hatte ich bereits einmal angespielt – immerhin habe ich hier die Collector’s Edition, da ich großer Prince-of-Persia-Fan bin. Manch einer wird sich vielleicht auch noch an meine Lobeshymne zu PoP4 erinnern, das zwar leider floppte, aber mir ungeheuer viel Spaß gemacht hat. Direkt danach habe ich „Forgotten Sands“ anprobiert und mir hat es gar nicht gefallen.

Alles wirkte irgendwie ein wenig fad und mir fehlte so viel aus PoP4. Fast ein Jahr später habe ich es nun noch einmal probiert und jetzt ist es für mich spielbar. Vielleicht war der Vergleich einfach zu unfair, denn „Forgotten Sands“ fällt deutlich zu PoP4 ab. Es fehlt den Charakteren der Pfiff, denn der Prinz aus PoP4 war einfach großartig, schlagfertig, gerissen, charmant, raubeinig und auf eine liebenswert chaotische Art selbstlos, auch wenn er es nie zugeben wollte. Das alles fehlt dem Prinzen aus „Forgotten Sands“, der ein deutlich flacherer Charakter ist. Ähnliches mit der weiblichen Hauptfigur – sogar ziemlich exakt das gleiche. Das war, was mich damals so ungeheuer gestört hatte, dass ich es nicht weiter spielen konnte.

Nachdem ich PoP4 aber nicht mehr so präsent hatte, war das erträglicher und so konnte ich mich ein wenig in „Forgotten Sands“ reinspielen und habe sicherlich schon so meine fünf bis sechs Spielstunden und es macht durchaus Laune – auch wenn ich die Akrobatik aus PoP4 deutlich schöner fand, aber je mehr ich die Spezialfähigkeiten dazu bekomme, um so kniffliger und halsbrecherischer wird das Jump&Run in „Forgotten Sands“.

Ein unglaublicher Plus-Punkt, den ich so nicht erwartet hatte, ist das Kampfsystem. Seit dem ersten Prince of Persia auf der Konsole („Sands of Time“) hat es nämlich keiner der nachfolgenden Teile geschafft, so cineastische und tolle Kämpfe zu bieten – auch PoP4 nicht. „Forgotten Sands“ kommt diesem Kampfsystem aber endlich einmal näher, auch wenn es anfangs nicht so wirkte. Zunächst sah es nämlich danach aus, dass man immer nur von riesigen Gegnergruppen angegriffen wird, die man am besten mit dem Power-Up-Schlag ausschaltet. Aber es ist viel mehr möglich! Man kann sogar auf einen Gegner drauf springen und von dort auf den nächsten und so weiter – so kann man sich zum Beispiel zu Magiern bewegen, die hinter der Meute stehen. Das gefällt mir ungemein. Auch die Sonderfertigkeiten machen im Kampf Spaß und habe ich sehr unterschätzt.

Dafür sind die Boss-Kämpfe leider total lahm. Es ist eigentlich immer das gleiche Prinzip, selbst wenn die Boss-Mechanik leicht wechselt. Aber im Großen und Ganzen läuft man zwischen den Füßen eines gigantischen Gegners herum, rollt sich immer wieder zur Seite ab, wenn ein Hieb des Gegners kommt oder springt hoch oder weg, wenn er einen Flächeneffekt macht. Dabei haut man wie ein Bekloppter auf die Füße des Titanen – bei manchen muss man sogar stehen bleiben, um ein Power-Up zu machen. Das ist im Großen und Ganzen leider extrem langweilig und da hätte man mit dem tollen Kampfsystem deutlich mehr machen können.

Was hingegen bei „Forgotten Sands“ mir gefällt, ist die Optik – leider nicht die der Hauptcharaktere. Sowohl der Prinz als auch der Dschinn sehen einfach fürchterlich aus, wobei das wenigstens auch zur Synchronisation passt, denn die gefällt mir ebenso nicht. Dafür ist aber das Ambiente wunderschön orientalisch verträumt und märchenhaft. Das erinnert vom Flair her wieder deutlich mehr an „Sands of Time“ und lässt mich über einige Schwächen hinwegsehen.

Ich bin gespannt, wie groß das Spiel ist, denn ich habe es jetzt sehr intensiv gespielt und befürchte, dass ich bald ans Ende komme. Aber mal sehen. Vielleicht ist es doch nicht ganz so kurz, wie ich befürchte. Aber im Vergleich zu „Star Wars: Force Unleashed 2“ würde ich diesem Spiel tatsächlich die kurze Spieldauer wegen gutem Spielspaß nicht übel nehmen. Es wäre zwar schade, aber es würde sich deutlich weniger vergeudet anfühlen, da bis auf die Boss-Kämpfe sich das Spiel nicht so wirklich wiederholend anfühlt.

Insgesamt bin ich also doch positiv überrascht, nachdem ich dem Spiel eine zweite Chance gegeben habe – die erste hatte es leider verkackt.