Der Mörder ist immer der Gärtner

Auf Empfehlung schauen meine Frau und ich zur Zeit „Castle“. Eigentlich war die Serie schon länger bei mir auf dem Radar, weil ich Nathan Fillion einfach großartig finde. Trotzdem hat mich bisher eine Sache abgeschreckt: Ich mag keine Krimiserien. Vielleicht habe ich früher zu viele davon gesehen oder mir macht das „Whodunit“ keinen Spaß.

Es gibt Ausnahmen, wie beispielsweise „Monk“ – ich liebe diese Serie, aber nicht wegen des Krimiteils. Der ist nämlich bei „Monk“ eher nebensächlich. Für gewöhnlich weiß man, wer den Mord (oder was auch immer) begangen hat und es geht um das „Wie“ – finde ich durchaus mal eine angenehme Abwechslung. Aber in erster Linie besticht „Monk“ für mich durch die Charaktere und dass ein scheinbar sehr einfacher Krimiplot durch die Eigenheiten mancher Figuren verkompliziert wird.

Das ist es, was mich diese Serie mit absoluter Begeisterung immer wieder sehen lässt. Na gut, und es hilft, dass ich einige der Szenen und Momente zu gut verstehe, die Adrian Monk durchleben muss. Sicherlich bin ich nicht so neurotisch, aber wer mich kennt und sich mal Monk ansieht, wird vielleicht in manchen Momenten an mich denken.

„Castle“ als Serie geht wieder mehr den „Whodunit“-Weg. Dort weiß man es selten am Anfang und die Verwicklungen sind häufig überraschend, kompliziert und werden immer wieder über den Weg gelaufen. Was reizt mich dann aber an dieser Serie? Zunächst einmal die Charaktere – natürlich. Alle Hauptcharaktere sind wirklich toll, wobei ich besonders gelungen Castles Tochter finde, die mal angenehm nicht das nervige und blöde Balg ist, sondern wirklich aufgeweckt, überraschend erwachsen und schlagfertig.

Was mich aber besonders fasziniert, ist die postmoderne Selbstreflektivität der Serie, denn Castle ist ein Krimi-Autor, der eine Polizistin bei ihren Fällen begleitet, denn er braucht Ideen für seine neuen Romane. Das führt zu sehr witzigen und hintergründigen Situationen, bei denen auch viel über die Natur von Krimis gewitzelt und philosophiert wird – besonders, wenn Castle versucht, einen Fall zu lösen, indem er überlegt, wie er die Geschichte schreiben würde. Das mag auf den ersten Blick unglaubwürdig wirken, aber gerade das ist der Witz an der Serie, dass sie sich darüber bewusst ist und eben nicht den „pseudo-realistischen“ Weg vieler aktueller Krimiserien geht.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Serie auf Deutsch funktioniert. Ich wette, dass sowohl Castle als auch seine Tochter auf Deutsch eine Fehlbesetzung in der Synchronisation abbekommen haben und das würde die Serie – zumindest für mich – töten. Wer es also auf Englisch sehen kann, soll es auf Englisch sehen – gerne auch mit Untertiteln (so sehe ich zumindest generell Serien im Original-Ton). Allerdings muss ich vorwarnen, denn auch ich habe häufig Probleme, den Plots zu folgen, da manchmal sehr viel, sehr viel passiert und geredet wird. Da es mir aber bei „Castle“ sowieso nicht auf den Krimiplot und das Whodunit ankommt, sondern auf die Charaktere und die postmoderne Momente der Serie, kann ich darüber gut hinwegsehen.

Momentan sind wir auf der zweiten DVD der ersten Staffel bei Folge 6 und ich freue mich auf die weiteren Episoden – eine Paraderolle für Nathan Fillion. Wer einen kleinen Teaser haben will, kann sich das folgende anschauen, ohne gespoilt zu werden und einen kleinen Eindruck zur Serie zu bekommen: