There is a hero in all of us

Es ist schwer, eine einfache Meinung über „Infamous“ zu haben. Endlich habe ich zumindest durch, aber weiß immer noch nicht, ob jetzt die wirklich genialen Momente überwiegen oder wirklich beschissenen – denn das Spiel hat leider von beidem etwas.

Erst einmal ist es verdammt schwer, wie ich finde und ich kann mich eigentlich sehr gut auf neue Spiele einstellen. Die Steuerung ist an den falschen Momenten klug und an den falschen Momenten dämlich. Beispielsweise sucht sich Cole häufig Stromkabel, auf denen er entlang gleiten kann. Das macht er meist dann nicht, wenn ich unter Zeitdruck stehe, weil ich eine timed mission habe, das macht er aber fast immer dann, wenn ich  im Kampf bin, mich wild drehen muss und mobil bleiben will. Also immer zum genau falschen Zeitpunkt.

Dann gibt es ungeheuer blöde Momente, wenn man in der Hauptstoryline eine Mission macht, wie beispielsweise einen gepanzerten Bus außer Gefecht setzen. Das ist nicht einfach. Als Nebenmissionen darf man das dann noch dreimal machen und es wird nicht einfacher und kürzer und dadurch ungeheuer frustrierend, weil es sich so einfach gestreckt anfühlt. Ähnliches mit dem Ballon aus der Hauptmission, den man vom Himmel holen muss. Nur, dass dort die Hauptmission darin besteht, noch einmal über alle drei Inseln zu gehen, um vier unterschiedliche Ballons vom Himmel zu holen. Das ist einfach Zeitschinderei.

Der große Pluspunkt des Spiels ist, dass man sich tatsächlich heldenhafter fühlen kann – oder schurkenhafter, wie man will. Es hat deutliche Auswirkungen, ob man heldenhaft oder schurkenhaft spielt und damit Superheld oder Superschurke ist. Aber auch hier krankt das Spiel ein wenig, denn normalerweise gibt es Karma-Situationen, in denen gesagt wird, welche Wahl man hat. Ich hatte aber mehr als einmal eine Mission plötzlich „böse“ abgeschlossen, obwohl ich eigentlich weder etwas Böses gemacht habe, noch mich für die böse Handlung entschieden habe oder eine böse Nebenmission abgeschlossen habe.

Diese Verwirrung gipfelte bei mir, als ich eine wirklich großartige Szene hatte, die an das Ende von Spider-Man erinnert: „Man weiß nie, wann einen ein Wahnsinniger vor eine sadistische Wahl stellt.“ Großartig! Ich muss wirklich entscheiden und kann nicht, wie Spider-Man beide retten. Toll! Bescheuert ist allerdings, dass ich dazu zwei unterschiedliche Hochhäuser hoch klettern muss und nicht genau erkennen konnte, auf welchem Haus nun die Unschuldigen waren und auf welchem meine Liebste. Mag sein, dass ich da was übersehen oder nicht deutlich genug beobachtet habe, aber das sollte eigentlich nicht sein und solche Momente gibt es leider häufiger bei „Infamous“.

Trotz alledem sind sehr coole Sequenzen dabei und man fühlt sich wirklich heldenhaft – wenn man es denn will. Die Story ist gut erzählt mit ein paar netten Verwicklungen. Aber trotzdem fühle ich mich sehr zwiespältig, was das Spiel betrifft. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mir wirklich den zweiten Teil holen will. Sicherlich will ich wissen, wie die Geschichte weiter geht, aber nach dem, was ich bisher vom zweiten Teil gesehen habe, gibt es da das gleiche nochmal und ich befürchte, auch das gleiche, was mich so ungeheuer angenervt hatte.

Es ist auf jeden Fall ein bemerkenswertes Spiel, das mich bewegt hat in vielen Momenten – positiv, aber eben auch negativ. Nochmal spielen würde ich es vermutlich nicht, auch wenn ich froh bin, es gespielt zu haben. Merkwürdig…

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