I love your smile

Das Thema kommt immer einmal wieder auf und ich benutze sie schließlich auch selbst, aber trotzdem regen sie mich all zu häufig auf: Smileys. Sie werden leider viel zu häufig benutzt! Sie sind sogar so inflationär, dass ich mich häufig ein wenig schmutzig fühle, wenn ich sie selbst schreibe.

Aber manchmal will ich sie auch machen. Wann? Um etwas auszudrücken, was ich mit Worten nicht so schnell machen könnte, um etwas witziger auszudrücken oder um meinem Geschriebenen einen gewissen Tonfall zu geben.

Trotzdem entbindet das nicht davon, den eigenen Text anzusehen und darüber nachzudenken. Wenn ich schreibe: „Du bist ein Arschloch“, dann macht das Smiley das nur bedingt besser. Wenn man denjenigen kennt und das mit einem Augenzwinkern geschrieben ist, dann braucht derjenige das Smiley eigentlich nicht, denn er wird das sowieso richtig verstehen. Wenn ich jemanden nicht kenne und das Smiley brauche, dann sollte ich sowas sowieso nicht schreiben!

Das bemerkt man besonders, wenn man harte Kritik gegenüber jemandem sagt: „Ich finde, du machst dies und das zu viel… :)“ Das Smiley macht den Ton sogar eigentlich nur härter, denn es verstärkt den Eindruck, dass man da etwas echt Fieses gesagt bekommt und der Smiley ist der Schild des Kritikers.

Wenn ihr also Kritik anbringt, dann probiert es mal ohne die Schwimmflügelchen des Smileys. Dann müsst ihr nämlich mehr darauf achten, wie ihr es formuliert und ich kann mir gut vorstellen, dass die Kritik dann besser ankommt, als wenn sie einfach so dahingerotzt wird und weil man sich ja immunisieren will, wird noch rasch ein Smiley drangeklatscht. So funktioniert das nicht.

Kritik ist immer ein Minenfeld und ein Smiley hilft einem da auch nicht weiter – ich wage sogar zu behaupten, dass es viele Sachen schlimmer macht. Smileys sind wie die Lacher aus der Konserver in Sit-Coms. Ein Witz wird nicht dadurch witziger, weil jemand mir vorlacht, wann ich lachen soll. Außerdem wirkt es viel zu häufig unecht.

Also: Benutzt weniger Smileys! Denkt mehr darüber nach, was ihr schreibt! Danke…

2 thoughts on “I love your smile

  1. Heyho!
    Ich denke, es kommt auch immer auf das Medium und auf die Gesprächskultur an. Ich verwende im ICQ Smileys wie ein Irrer teilweise, wenn ich mit Freunden chatte, teils aber auch, weil sich das halt einfach eingebürgert hat und in dem Falle tatsächlich gegen die Erwartungshaltung verstoßen würde, würde ich nun keines machen.

    Um mal deinem Beispiel nahe zu bleiben:
    Wenn ich nun schreibe „Du spinnst ;)“, dann hat das halt schon eine andere Konnotation als „Du spinnst!“, beispielsweise. Das wird aber deutlich verschärft, wenn sich das Smiley letztlich als Ironiesignal einfach schon so eingebürgert hat…
    Trockener Humor funktioniert halt im Internet daher auch immer nur sehr bedingt.

    (Wobei, Randnotiz, das im wahren Leben auch nicht anders ist. Ich muss immer wieder darauf achtgeben, etwa im Umfeld der Uni oder bei Kollegen, nicht auf die selbe Art ironische oder beißende Kommentare zu machen wie ich das bei meinen Freunden machen kann – die kennen das und ticken genauso, können sich auch rhetorisch wehren, die Leute in der Uni sind bestenfalls irritiert…
    Wobei ich meine Prüfung in praktischer Rhetorik unter anderem mit Lob ob meiner bissigen Kommentare bestanden habe … na ja, was auch immer)

    Lange Rede, kurzer Sinn: Im ICQ mach ich das. In meinem Blog etwa nicht, von „in Büchern“ oder „in der Zeitung“ mal ganz zu schweigen.
    Aber ich denke man kann das Smiley auch nicht mehr wirklich zurück in die Truhe stopfen. Der Zug ist abgefahren.

    Aber ich finde die Grinsegesichter noch immer erträglicher als manches Akronym. Und als man mir neulich das erste Mal in meinem Leben tl;dr vorsetzte (to long, didn’t read) ist glaube ich irgendwas in mir zerbrochen…

    Viele Grüße,
    Thomas

    PS: Bin was in Eile, hoffe der Satzbau hält…

    • Ok, da kann ich dir zustimmen. Beim Chatten oder auch, wenn ich bei einem MMO online bin, dann benutze ich auch deutlich mehr davon.

      Allerdings bereits in Forumspostings deutlich weniger und auch da finde ich sie meist zu häufig benutzt.

      Sicherlich kann und sollte man sie nicht mehr in die Truhe stopfen. Ich fände es nur schön, wenn mit mehr Bewusstsein damit umgegangen wird – und der erste Schritt dahin wäre (finde ich), sie weniger zu benutzen. Denn dann bemerkt man sie eher, setzt sie bewusster.

      Trockener Humor ist natürlich schriftlich immer schwierig. Wobei ich bei Smileys da auch ein wenig an die üblichen Schreibratgeber denken muss, die einem sagen: Man sollte weniger Adjektive benutzen, beispielsweise nicht „… sagte sie wütend.“ – es sollte bereits aus dem Gesagten ersichtlich sein, wie sie es sagte.

      Das wird häufig ein wenig dann übertrieben, wie ich finde, mit der Forderung nach weniger Adjektiven, aber ich denke, das geht in eine ähnliche Richtung und ist durchaus ein wichtiger Punkt. Eigentlich sollte der Text das ja bereits selbst transportieren.

      Geht es nicht oder nur schwer, kann man immer noch einen Smiley benutzen. Genauso, wie wenn man es eben eiliger hat oder sich eben schneller unterhalten will und dann nicht jedes Wort auf die Waagschale legen will oder kann. So Momente gibt es ja auch. Da ist so ein Smiley sicherlich auch mal wichtig und gut.

      Trotzdem denke ich durchaus, dass auch beim üblichen Chatten, sei dies im ICQ oder auch sonstwo online weniger Gebrauch von Smileys deutlich mehr sein kann. Denn je häufiger sie benutzt werden, desto eher überliest man sie doch und desto eher fallen sie nicht durch Anwesenheit, sondern durch Abwesenheit auf. Ich denke, das ist der falsche Weg.

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