Zuerst dachte ich mir: „Na, da machen sie sich mal wieder billig über sich selbst lustig – schwer ist das nicht“, als ich den Trailer zu „Verwünscht“ im Kino gesehen habe und legte den Film gedanklich ad acta. Sowas muss ich mir nicht ansehen, denn sich über Disney lustig zu machen ist nun wirklich nicht schwer und ich wollte gar nicht wissen, wie sie sich dadurch selbst zelebrieren.
Doch dann kam er in der Videothek raus und – ich arbeitete zu der Zeit noch in der Videothek – meine Kollegen waren ganz hin und weg. Da ich kostenlos die Filme ausleihen konnte, nahm ich ihn einfach einmal mit, denn viel falsch machen kann man da nicht, außer knapp zwei Stunden einen doofen Film gesehen zu haben und ganz ehrlich: Es gibt schlimmeres, zumal ich zu Hause bei meinem DVD-Player auch einfach „Stopp“ drücken und es rausnehmen kann.
Aber wie falsch ich bei diesem Film doch gelegen habe! Ja, klar, sie machen sich über sich selbst lustig – gerade die ganze Singerei und ich finde den Witz immer noch nicht lustig, wenn Edward am Ende des Trailers beim Singen von den Fahrradfahrern über den Haufen gefahren wird. Aber der Film ist so viel mehr! Er ist witzig, er ist intelligent, er ist vielschichtig und überaus romantisch.
Auf Englisch funktioniert er sogar noch ein wenig besser, denn da ist Giselle noch ein wenig verstrahlter, Edward noch realtitätsfremder und Robert noch nüchterner. Aber es klappt auch auf Deutsch, denn gerade Roberts Mimik ist unschlagbar, vor allen Dingen bei meinem persönlichen Highlight des Films bei dem Lied „How does she know“ (siehe nach dem Spoiler-Cut).
Das Ende ist so wunderschön romantisch, auch wenn ich finde, dass es früher hätte aufhören müssen, denn mein persönliches Ende ist deutlich früher als das im Film – ich vermute, ihr werdet sehen, was ich meine. Die Sache auf dem Turm finde ich unnötig und aufgesetzt und das vorher eignet sich viel schöner als Ende. Doch das ist nur ein kleiner Makel bei einem grandiosen Film.
Schaut ihn euch an und gebt ihm eine Chance! Ich habe leider jetzt schon häufig erlebt, dass ich den Film als Geheimtipp empfohlen habe und ich dann mitleidig angesehen wurde: „So einen Kitsch?“ Ja, es ist durchaus an einigen Stellen kitschig – aber es ist intelligenter und witziger Kitsch.
Es ist eine Geschichte gerade für uns Erwachsene, dass die Realität zwar schlimm ist, aber man sich immer noch seine eigene Realität schaffen kann. Oder um es mit ein paar Zeilen aus dem schönen Lied „Ever Ever After“ von Carrie Underwood aus dem Soundtrack zu sagen:
Storybook endings, fairy tales coming true
Deep down inside we want to believe they still do
And a secret is taught, it’s our favourite part of the story
Let’s just admit we all want to make it too
Ever Ever After
If we just don’t get it our own way
Ever Ever After
It may only be a wish away
Starting your fashion, wear your heart on your sleeve
Sometimes you reach what’s real just by making believe
Unafraid, unashamed
There is joy to be claimed in this world
You even might wind up being glad to be you
Das ist die Lehre, die der Film mitbringt und finde, dass viele von uns das leider vergessen haben. Der Film erinnert einen daran. Nur leider blocken ihn gerade die Leute ab, denen es wirklich gut tun würde, daran erinnert zu werden.
Spoiler-Cut zu einem der besten Momente des Films:
Achtet bitte wirklich auf Robert (Patrick Dempsey), wie sich sein Gesichtsausdruck immer wieder verändert, wenn er Giselle folgt – einfach herrlich. Langsam aber sicher verwandelt Giselle den Park in ein bizarr-kitschiges Disney-Gebiet, in dessen Mitte der nüchterne Robert mitgeschleift wird.
Die gesamte Szene ist perfekt inszeniert – die Ironie durch Robert, aber auch die Choreographie, die Bildgestaltung, die Musik selbst, der Text, die Geschichte, die erzählt wird… ich liebe diese Szene.