Im Gegensatz zu vielen Anderen spiele ich zur Zeit nicht „Skyrim“, auch wenn das gestern angekommen ist, ich spiele zuerst noch „Atelier Totori: Adventurer of Arland“ zu Ende. Ich bin schon häufiger über die Atelier-Reihe gestolpert und war immer kurz davor, sie mir zu holen, da die Spielecover interessant aussahen und ich sowieso asiatische Rollenspiele ganz gerne habe. Jetzt habe ich mich da aber mal durchgerungen, nachdem ich auf YouTube mir ein paar Gameplay-Videos angesehen habe – denn auf Amazon kann man recht wenig herauslesen und Amazon-Rezensionen sind sowieso fast immer nur eines: nicht hilfreich.
Was ist „Atelier Totori“? Ein japanisches Rollenspiel, bei dem es nicht um große Epik geht. Wenn man sich die USK 6 auf der Verpackung ansieht, kann man sich das schon fast denken. Insgesamt ist auch vieles sehr kindlich gehalten und doch finde ich es dafür dann wiederum sehr komplex.
Es handelt von der jungen Alchemistin Totori, die Schülerin von Rorona (dem Hauptcharakter aus „Atelier Rorona“), deren Mutter eine Abenteurerin war und verschwunden ist. Daher hat sie beschlossen, selbst Abenteurerin zu werden, um sich auf die Suche nach ihrer Mutter zu machen. Das Spiel besteht darin, dass sie hinausgeht in die Welt und Aufgaben annimmt, um ihren Rang und Ruf als Abenteurerin zu verbessern, um an immer abgelegenere Orte zu gelangen, in der Hoffnung, ihre Mutter zu finden.
Dabei gibt es grob drei unterschiedliche Möglichkeiten, als Abenteurer aufzusteigen: Jagd, Erkundung und natürlich Alchemie. Die Jagd ist ganz klassisch mit der üblichen Kampfweise von japanischen Rollenspielen – man baut sich eine Gruppe aus unterschiedlichen Charakteren zusammen und bekämpft im Rundensystem á la den alten Final-Fantasy-Teilen Monster. Bei der Erkundung muss man Karten erforschen, besondere Stellen ausfindig machen oder bestimmte Orte, die überall auf der Welt verstreut sind, finden. Bei der Alchemie geht es darum, viele Rezepte zu lernen, unterschiedliche Sachen herzustellen und unterschiedliche Kräuter zu finden. All das erhöht auf Dauer den Rang als Abenteurer und man kann sich frei entscheiden, ob man nun lieber kämpft, lieber erkundet oder lieber Alchemie betreibt – oder alles zusammen.
Das Spiel hat einen recht harten Countdown, der beim vorherigen Spiel sogar schlimmer war: denn nach 5 in-game-Jahren endet das Spiel. Es gibt anscheinend zehn unterschiedliche Enden, die freigespielt werden können, je nachdem, wie man abgeschnitten hat und was man im Spiel gemacht hat. Das hat mich anfangs ein wenig gelähmt. Denn es ist überhaupt nicht abzuschätzen, ob man nun trödelt oder gut in der Zeit ist. Irgendwann dachte ich mir dann aber: „Spiel doch einfach. Wenn du Mist baust, kannst du es ja irgendwann noch einmal besser probieren“ – und seitdem klappte es ganz gut.
„Atelier Totori“ wirkte am Anfang ungeheuer banal auf mich. Aber es hatte dennoch genug Charme, um mich am Anfang zu halten, bis ich dann gemerkt habe, wie großartig manche Szenen und Charaktere doch sind. Denn das ist geradezu absurd, was da teilweise gesagt wird und passiert. Alles natürlich nach den gängigen Anime-/Manga-Klischees, aber wer sich damit anfreunden kann, wird verstehen, was ich meine. Die Charaktere sind allesamt ziemlich übertrieben, aber gerade dadurch versprühen sie eine unschuldige Naivität, die zumindest mich zu ziemlich gut unterhaltenen 20 Spielstunden bisher geführt hat.
Es ist nicht das Knüllerspiel – das hatte ich aber auch nicht erwartet. Aber gerade, da es eher beschaulich ist, hat es einfach das, was ich eben so einfach „Charme“ nannte und es einfach so gut trifft, dass wenn mich jemand nach der großen Stärke des Spiels fragen würde, ich dies als erstes nennen würde. Man muss sich darauf einlassen, denn manches wirkt wirklich komisch, zumal es selten animierte Sequenzen gibt. Wie in asiatischen Spielen häufig, laufen die Dialoge sogar über Standbilder ab und das mag für manche etwas antiquiert wirken. Aber das Voice-Acting und die Dialoge an sich beleben die Szene so ungemein, dass man sich da einiges von abschauen kann, wie es trotzdem unterhalten kann.
Am Ende bin ich noch nicht. Ich bin jetzt am im letzten Viertel meines dritten Jahres auf Reisen und ich glaube, vieles habe ich noch nicht entdeckt – denn dazu gibt es zu viel. Allein die Alchemie, auf die ich mich mehr konzentriert habe, ist so vielfältig und komplex, dass man sich wirklich in einem einzigen Spiel nur darauf konzentrieren könnte. Dabei habe ich den Erkundungsaspekt ziemlich außer acht gelassen und viele Orte noch gar nicht besucht. Scheinbar gibt es sogar Dungeons, die ich nach 20 Spielstunden noch nicht gesehen habe – aber auch noch nicht die Veranlassung dazu verspürte. Ebenso sind meine Charaktere sehr schwach, da ich vermutlich zu wenig gekämpft habe. Jedenfalls bin ich letztens gegen ein blaues… Bloppdingmonster… ziemlich schnell und aussichtslos gestorben.
Ein sehr merkwürdiges, aber interessantes Spiel. Ich würde es niemandem empfehlen, da es wirklich sehr eigen ist, aber es ist schön, mal wieder ein einfaches und charmantes Spiel vor sich zu haben. Das Opening fängt ziemlich gut diese Stimmung und auch die Charaktere ein.