Long time ago…

Am Wochenende war das große Star-Wars-Open-Beta-Wochenende. Ich war bisher mit reichlich Distanz zu dem Spiel, denn der Hype darum hat es mir ziemlich vergällt. Denn nach allem, was ich gesehen habe, habe ich nichts an Innovationen gesehen, aber die Community hat sowohl das tolle PvP gehypt, dass es story-driven ist und noch einige Dinge mehr. Wenn ich beispielsweise an die Raumkämpfe zurückdenke, die als großes Feature angepriesen wurden, aber letzten Endes nur ein Railshooter im Stil eines „Rebel Assault“ waren, dann weiß ich auch, warum ich so skeptisch war.

Trotzdem habe ich mir die Collector’s Edition vor einiger Zeit vorbestellt und habe auch an dem Beta-Wochenende jetzt teilgenommen. Wieso? An sich war ich einmal großer Star-Wars-Fan – bis George Lucas es verkackt hatte. Nein, noch nicht einmal mit den neuen Episoden, auch wenn ich „Episode 3“ immer noch einen unsäglich fürchterlichen Film finde, der mich so gelangweilt und genervt hat, dass ich froh war, draußen zu sein. Leider, denn „Episode 2“ fand ich da deutlich ansehbarer.

Mich hat einfach das ganze Drumherum irgendwann genervt, dass hier und da ständig was geändert werden musste bis sogar das tolle Ende von „Rückkehr der Jedi-Ritter“ überarbeitet wurde und ich einfach den Chor der Ewoks und das beschauliche Treiben im Ewok-Dorf mochte; es so aber nicht mehr da war. Das war jedenfalls so der Moment, wo es mir irgendwann zu viel wurde. „Episode 1“ fand ich noch in Ordnung und konnte ich als Kindermärchen durchgehen lassen, „Episode 2“ hat mir dann sogar gefallen, aber „Episode 3″… naja, ich glaube, aus „Fluch der Karibik 3“ bin ich wütender gegangen, aber zwischen den beiden Filmen ist wirklich nicht mehr viel.

Das nur zum kurzen Ausholen, wo ich herkomme und wo ich bin. Wie sah es nun mit dem Beta-Wochenende zu Star Wars aus und wie sind meine Eindrücke?

Im Großen und Ganzen haben sich  meine Vermutungen bestätigt. Ein paar Meinungen habe ich revidiert. Bestätigt sah ich mich beispielsweise bei den Raumkämpfen. Das ist ein nettes Gimmick, ein nettes Minispiel, aber mehr auch nicht – kein „Feature“. Es macht definitiv Laune und ich hatte einen ziemlichen Spaß dabei, aber es wurde einfach zu viel Brimborium drum gemacht. Railshooter sind nun wirklich nicht mehr neu und als ich meinen ersten vor doch etlichen Jahren gespielt habe, war selbst das schon ziemlich langweilig. Aber als kleine Abwechslung in einem MMO ist es in Ordnung.

Insgesamt fühlt sich vieles für mich wirklich so an, als ob ich ein Einzelspieler-Spiel online zocke, bei dem auch andere Spieler in der Welt herumlaufen. MMO ist für mich eigentlich anders. Aber es ist trotzdem in Ordnung, denn die Inszenierung macht definitiv Spaß. Ich glaube zwar immer noch, dass sie sich mit der Vollvertonung und den Sequenzen da ein ziemlich großes Ei gelegt haben und Content-Patches daher lange, lange auf sich warten lassen, denn Vollvertonung und solcher Krempel kostet einfach. Das kann man nicht so schnell nachproduzieren. Ich befürchte, dass vielen das nicht so bewusst ist, die dieses System in den Himmel loben.

Der Content, der jetzt da ist, macht aber so durchaus Spaß. Da kann man auch lange daran spielen. Aber die Flames werden groß sein, wenn die üblichen MMO-Durchhechler wieder nach wenigen Wochen auf Maxlevel sind und dann das Geschrei nach Content groß ist – aber kein Content nachkommt. Denn das wird dauern. Da gebe ich Brief und Siegel drauf.

Ich bin sehr zwiegespalten, was die Dialoge betrifft. Einerseits mag ich sie nicht – als Rollenspieler. Sie erzählen eine Geschichte und die Figur wird trotz der unterschiedlichen Optionen nicht besonders vielfältig dargestellt. Natürlich kann man das dann für sein eigenes Rollenspiel immer noch ausblenden. Trotzdem schmeckt es mir nicht so ganz. Andererseits habe ich durch diese Dialoge auch ein paar neue Ideen bekommen, die ich vermutlich einbauen werde und ja, verdammt, die Dialoge machen Spaß.

Wirklich nervig ist allerdings, das hat mich auch schon bei „Mass Effect 2“ sehr gestört, dass die Antwortoptionen nicht das sind, was man spricht. Meist wird es nur umschrieben. Bei längeren Antworten kann ich das noch verstehen, aber wenn ich anklicke: „Ich muss weiter“ und der Charakter sagt dann „Bis später“, dann finde ich das ungeheuer ärgerlich und das hat mir schon hin und wieder mal die Stimmung kaputt gemacht. So gab es für meine Schmugglerin einmal die Möglichkeit „Bla bla bla“ zu antworten, als ein böser Bube wirklich viel geredet hat. Ich dachte mir: „Ha! Perfekt! Das würde sie sagen!“, als Antwort kam aber ein vollständiger Satz, der das zwar ungefähr transportierte, aber… naja, ich werde mit diesem System aus den Bioware-Spielen in dieser Hinsicht nicht warm. Ja, es wird immer so gemacht, ja, man kennt es mittlerweile. Gut finde ich das so jedenfalls nicht. Ich will das dann auch sagen, was ich anklicke.

Es ist aber trotzdem schön, wenn man einen Questtext nicht einfach nur mehr lesen muss, sondern sogar eine kleine interaktive Sequenz hat. Am meisten Spaß macht das in der Gruppe, denn solange man keine Klassenquest macht, ist das dann ein Gruppendialog: Jeder wählt seine Antwort-Option aus, es wird gewürfelt und wer am höchsten würfelt, darf seine Antwort geben. Das führt zu urkomischen Gesprächen und durchaus spannenden Dynamiken. Auch ist es immer wieder witzig, wenn dann die Kamera auf ein Gruppenmitglied schwenkt und die Antwort so perfekt auf den Charakter passt – oder auch mal überraschend anders ist.

Das täuscht sehr darüber hinweg, dass die Quests eigentlich auch nichts Neues sind – lediglich die Präsentation geht hier andere Wege. Das macht durchaus Spaß, aber ist ein zweischneidiges Schwert, wie ich finde. Denn manchmal dauert es einfach zu lang, manchmal nervt es, manchmal will man auch einfach nur Zerstörung. Aber gut, dafür bräuchte man dann auch nicht unbedingt Quests. Aber trotzdem ist das durchaus das zentrale Element von „Star Wars: The Old Republic“ und es funktioniert. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob ihm das gefällt.

Was wirklich fürchterlich ist, ist der Charaktereditor. Die Möglichkeiten sind ungeheuer beschränkt und es heißt, dass angeblich da noch viel mehr dazu kommt – auch hier bleibe ich aber skeptisch, bis ich es vor mir sehe. Sicherlich gibt es mehr Erschaffungsmöglichkeiten als bei WoW, aber ich hatte bei Rift ein angenehmeres Gefühl bei der Charaktererschaffung, als bei Star Wars – und das witzigerweise, obwohl Rift auf den ersten Blick weniger Möglichkeiten bietet.

Die Grafik ist in Ordnung – nicht Hammer, aber auch nicht schlecht. Es ist eine solide Comic-Grafik, die aber insgesamt auf heutigem Stand doch ein wenig altbacken wirkt, wie ich finde. Lediglich bei den Hintergründen bin ich tatsächlich ins Staunen gekommen. Die Skyline von Coruscant und die vorbeifliegenden Schiffe sind hervorragend und stimmungsvoll gelungen – ich musste ständig an „das Fünfte Element“ denken. Die Charaktere hingegen sehen jedoch wirklich sehr gewöhnungsbedürftig aus.

Bei den Kämpfen sah ich mich durchaus bestätigt, denn das sah in allen Videos vorher sehr statisch und langweilig aus: Man läuft aufeinander zu und sobald man in Reichweite ist, steht man da und die Laserwürste fliegen einem um die Ohren. Das ist es auch. Für mich hat es da die Schmuggler-Mechanik gerettet, dass ich mich hinter manche Deckungen begeben kann und aus der Deckung heraus feuern kann. Das ist unglaublich cool, wie der Charakter sich da hinrollt und immer wieder rausfeuert. Es hat mich durchaus an „Uncharted“ erinnert. Aber auch diese Mechanik wird sich vermutlich auf Dauer ein wenig abnutzen.

Trotzdem fühlen sich die Kämpfe besser an als ich dachte. Da kam durchaus Star-Wars-Feeling auf. Aber „dynamisch“ ist dann doch wieder anders. Da haben sie leider einiges an Potenzial verspielt, denn wenn man das alles auf beispielsweise Gamepads optimiert hätte, sich ein wenig am Kampfsystem von DCUniverse orientiert hätte, dann hätte das richtig fetzen können. Aber mit den üblichen Hotkey-MMO-Mechaniken ist es dann doch kein SW-Kampf.

Bitte nicht falsch verstehen, denn die Kämpfe machen durchaus Laune und, ja, ich hatte das SW-Gefühl zwischendurch wirklich. Aber wenn da ein passendes, und damit meine ich „richtig passendes“, Kampfsystem gekommen wäre, das mehr auf Action, auf Akrobatik, auf Ausweichen und Deckungen gesetzt hätte, dann hätte das viel gerettet. So ist es nett, aber ich befürchte, auf Dauer doch eher eintönig – die üblichen Hotkey-MMO-Krankheiten beim Kampfsystem halt. Aber wenigstens kann man im Kampf feuern, solange man keine Cast-Zeit hat.

Witzig ist das PvP – aber da garantiere ich auch schon Flames in den kommenden Wochen auf Bioware zukommen. Denn „neu“ ist das auch nicht oder anders. Das ist genau das gleiche, was wir in WoW hatten (ohne Arena) oder auch in Rift. Das macht mir Spaß, ja. Aber angeblich ist das für viele PvP-Roxxors nicht genug. Die loben es zwar momentan in den Himmel, aber da wird definitiv Ernüchterung kommen, denn die Spielmodi sind auch nicht viel anders, als die bekannten.

Ich habe bei den BGs ein Domination ausprobiert: Punkte halten gegen die gegnerische Partei. Das ist nun wirklich allseits bekannt von WoW mit Arathi oder bei Rift mit dem Kodex. Macht Spaß, ja. Aber wo das nun so viel besser sein soll als bei WoW oder Rift frage ich mich ernsthaft. Das nächste BG, die Void Star, ist mal ein wenig anders – und dann doch wieder nicht. Denn zumindest ich kannte „Assault“ als Spielmodus noch aus „Unreal Tournament“. Es gibt eine größere Spielfläche, man muss bestimmte Punkte erobern und dort Dinge machen. Eine Seite spielt Angreifer, eine Seite Verteidiger – die Zeit wird jeweils mitgeloggt. Danach muss es die andere Seite probieren. Macht Spaß, ja. Innovativ ist aber anders.

Lediglich dem Huttenball als BG würde ich ein wenig Innovation noch zugestehen. Aber selbst das nicht so richtig. Was ist das? Das BG, bei dem ich am meisten Spaß letztes Wochenende hatte: Es gibt eine große Arena und zwei Teams. In der Mitte ist ein Ball, auf jeder Seite gibt es eine Torlinie und ab die Maus! Die Arena hat verschiedene Sprungfelder, Säurebecken und Flammenplattformen. Der Ball muss über die gegnerische Torlinie gebracht werden – gibt einen Punkt, klar. Aber so wirklich neu ist das an sich auch nicht, denn mich hat es in vieler Hinsicht an den schwarzen Garten aus Rift erinnert, nur dass man keinen Schaden bekommt, wenn man den Ball trägt – und man ihn an Mitspieler abgeben und werfen kann.

Die Stimmung bei dem BG ist toll, denn ein Sprecher kommentiert das Spielgeschehen. Das macht ungeheuer Laune, aber wenn man ganz ehrlich ist und sich das genauer ansieht: neu ist das auch nicht so richtig. Aber es ist schön ausgedacht und umgesetzt. Doch wo jetzt das phänomenal innovative PvP-Erlebnis kommen soll, habe ich zumindest in meinem Erlebnis der Open Beta nicht gesehen. Vielleicht bin ich da auch nur an etwas vorbeigelaufen.

Da das jetzt aber doch einiges an Text war, gibt es mein vorübergehendes Fazit erst morgen.

One thought on “Long time ago…

  1. Hach, ich komme einfach nicht zum bloggen, muss ich meins einfach hier noch anfügen. :)

    Ich liebe die Vollvertonung! Ich wollte immer mehr Questtexte lesen, zuletzt bei Rift mit Patch 1.6 mit der neuen Queststory über die Glutinsel. Aber kaum lese ich den zweiten Questtext, denk ich mir nur „Meh, was auch immer, annehmen.“ Ich kanns einfach nicht. Und die vertonten Dialoge in der Botschafter-Reihe fand ich einfach cool. So machte es mir auch mehr Spass mir das anzuhören. Zugegeben, es nervt ein wenig bei den unwichtigen Quests, aber das stört mich im moment nicht. So bekomme ich deutlich mehr Story mit.

    „Ich glaube zwar immer noch, dass sie sich mit der Vollvertonung und den Sequenzen da ein ziemlich großes Ei gelegt haben und Content-Patches daher lange, lange auf sich warten lassen, denn Vollvertonung und solcher Krempel kostet einfach. Das kann man nicht so schnell nachproduzieren. Ich befürchte, dass vielen das nicht so bewusst ist, die dieses System in den Himmel loben.“

    Ganz ehrlich, SWTOR hebt sich meiner Ansicht nach damit von den anderen MMOs (die ich gespielt hab) ab und das ist wichtig. Das es mehr Arbeit ist, ist nicht mein Problem, demnach hab ich mir da keine Gedanken drum gemacht. Klar, es ist mehr arbeit, aber ich denke keine die einem Update im Weg stehen muss, es ist „nur“ eine Geld-Frage.

    Bin gespannt aufs PvP, ich wusste (und weiß) bisher mit Absicht sehr wenig übers Spiel, wusste nichtmal dass es gelobt wurde. :)

    Und ich freu mich aufs Release, auch wenn ich am WE auch nochmal reinschauen werde. Wenns doof ist, dann spiel ich es halt nur 1-2 Monate. :)

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