Heute einen gemütlichen 1. Weihnachtsfeiertag vor? Ich hätte da eine kleine Empfehlung, die allerdings ein wenig länger dauert, aber aus einem der Animes ist, die ich dieses Jahr gesehen habe und die mich ungeheuer beeindruckt haben: „Toradora!“ – und zwar die Weihnachtsfolgen.
Ich habe vor kurzem schon das tolle Weihnachtslied verlinkt, aber ich denke, über diese ruhigen Tage hinweg hat vielleicht der Eine oder Andere von euch Zeit und Lust, mal in ein paar mehr Folgen dieses hervorragenden Animes reinzuschauen.
Wer die Serie noch nicht kennt, der bekommt da natürlich so einiges an Spoilern ab, denn dabei handelt es sich um die Folgen 17-19. An sich würde ich auch noch am liebsten die restlichen Folgen empfehlen, aber da die Serie nur 25 Folgen hat, könntet ihr sie auch sowieso gerade zu Ende sehen.
„Toradora!“ baut in den ersten Folgen ein ungeheuer kompliziertes Beziehungsgeflecht zwischen den fünf Charakteren auf, das sich kaum schmerzfrei entwirren lässt und die Weihnachtsfolgen werden zum Höhepunkt, ab dem irgendwie alles den Berg ab zu gehen scheint, denn so viele Charakterentwicklungen, die bis dahin angespannt wurden, entladen sich ungeheuer kraftvoll in diesen Folgen und man meint, dass es nur in einer Tragödie enden kann.
Aber dennoch sieht man zwischen den Zeilen der Folgen, wie viel die Charaktere sich doch gegenseitig bedeuten und wie wenig sie den Anderen doch weh tun wollen – es aber machen, weil sie wiederum Anderen nicht weh tun wollen. Das ist es, warum ich es so wunderschöne Weihnachtsfolgen finde, auch wenn sie ungeheuer tragisch sind, denn an Weihnachten geht es immerhin um Freundschaft, Liebe und Nächstenliebe und man spürt das in diesen Folgen einfach durch die Bank weg.
Eine kurze Zusammenfassung für jene, die die Serie nicht kennen, aber mal in die Folgen reinschnuppern wollen?
Riyuji ist ein junger Schüler, der ein wenig ein Außenseiter auf Grund seiner Augen ist, da viele seinen stechenden Blick nicht abhaben können. Aber trotz dieses „Mörderblicks“ verbirgt sich hinter seiner Fassade eine zutiefst warmherzige und freundliche Person. Im neuen Schuljahr kommt Riyuji mit seinem langjährigen Freund Kitamura wieder in eine Klasse und mit seiner großen Jugendliebe: Minorin!
Man denkt, es könnte nicht besser laufen, doch da stößt Riyuji mit Taiga Aisaka zusammen, die zwar klein ist, aber ein ausgesprochen cholerisches Kendo-Temperamentsbündel und beide können sich nicht ausstehen. Zu allem Überfluss wohnt Taiga auch noch direkt neben Riyuji und sie ist sogar die beste Freundin von seinem Schwarm Minorin. Aber wie herauskommt, hat Taiga ein Auge auf Riyujis Kumpel Kitamura geworfen.
Daher schließen Riyuji und Taiga einen Pakt: Sie wollen dem jeweils anderen helfen, seine große Liebe zu erobern! Beide haben das auch dringend nötig, denn beide können nicht mit dem Objekt ihrer Anbetung vernünftig reden, stammeln nur, werden unbeholfen oder Ähnliches.
Im Laufe der Geschichte überkommen Riyuji und Taiga natürlich ihre anfängliche Feindschaft, da sie viel gemeinsam durchstehen müssen und so wächst die kleine Clique aus den vieren immer enger zusammen – es kommt ein wenig später sogar noch das junge Model Ami hinzu, die Taiga beneidet und selbst auch ein Auge auf Riyuji geworfen hat. Ihr könnt euch also vorstellen, was da für ungeheure Verwicklungen allesamt am Laufen sind und ich kenne kaum eine Serie, die gekonnter mit diesem herrlichen Beziehungs-„Fünfeck“ umzugehen weiß.
Die Charaktere haben allesamt ungeheuer viel Hintergrund, den ich nur schwer gerade zusammenfassen kann. Eigentlich muss man es schon fast von Anfang an gesehen haben, denn Riuyji lebt mit seiner alleinerziehenden und merkwürdigen Mutter zusammen, während Taiga ganz allein in einem luxuriösen Appartment ohne ihre Familie wohnt.
Die ganze Spannung dieses Fünfecks entläd sich mehr oder weniger an Weihnachten, wo es für manche ein paar überraschende Erkenntnisse gibt. Zwar ist Folge 17 noch nicht direkt die Weihnachtsfolge, aber dort fängt es bereits langsam an.
Ich liebe diese Serie für ihre ungeheuer starken Charaktere, für den Mut auf dieses komplizierte Beziehungsgeflecht, für die Symbolik, die in so vielen stillen Momenten geschieht, für die ungeheuer bedeutungsvollen Gesten und Szenen, die immer wieder so viele Momente in dieser Serie geradezu episch machen, obwohl es „nur“ um Beziehungen geht.
Wenn ihr Zeit und Lust habt und euch diese Zusammenfassung ein wenig neugierig gemacht hat, dann schaut einfach mal in die Serie von Anfang rein oder seht euch die verlinkten Weihnachtsfolgen nach dem Spoiler-Cut an. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie großartig diese Serie doch ist. Sie ist so still und ruhig und doch so rasant und herzzerreißend.
Ich werde mir die Folgen jedenfalls sicherlich auch heute im Laufe des Tages bei meinen Schwiegereltern auf dem Laptop ansehen – und danach bestimmt wieder ganz fertig sein. Denn sie sind so schön, aber auch so bewegend.
Ich liebe allein die Cliffhanger, die es an nahezu jeder Folge gibt, wenn schon kurz vorher das Ending-Lied eingespielt wird, aber die Folge noch weiterläuft. Die Serie ist Drama pur!
Denkt daran: Es handelt sich dabei um ein Romantic-Drama mit starkem Charakterfokus. Es geht um Beziehungsprobleme und Selbstfindung von Teenagern. Wer das Genre oder solche Themen nicht mag, wird die Serie nur langweilig finden. Alle Anderen können ja mal reinschnuppern:
Spoiler-Cut
Zur Erklärung, um die Charaktere schnell zu erfassen:
Minorin: Kommt direkt am Anfang vor – der Rotschopf. Die beste Freundin von Taiga. Immer gut gelaunt und versteckt ihre Sorgen hinter einer Maske, die sie fast nie fallen lässt. Sie ist sportlich, selbstlos und mitfühlend.
Taiga: Die kleine Temperamentvolle mit den blonden, langen Haaren. Wird auf Grund ihrer Wutanfälle und ihrer geringen Körpergröße auch „palmtop tiger“ (Handtaschentiger) genannt. Sie ist die beste Freundin von Minorin. Ist verliebt in Kitamura und hat mit Riuyji einen Pakt geschlossen, dass er ihr hilft, Kitamuras Liebe zu gewinnen. Sie gab Kitamura einmal einen Korb, bevor sie auf ihn aufmerksam wurde.
Ami: Das Model mit den blauen, langen Haaren. Hat sich in Riuyji verguckt, aber blitzt bei ihm ständig ab. Sie ist zynisch, arrogant und selbstverliebt, hat aber als Einzige einen guten Blick von außen auf das Beziehungswirrwarr und erkennt daher sehr gut, welche Rolle wer spielt.
Riuyji: Der Hauptcharakter mit dem kurzen, schwarz-blauen Haarschnitt. Viele verschreckt er mit seinem durchdringenden und stechenden Blick, aber an sich ist er ein sehr hilfsbereiter und warmherziger Mensch, der unter diesen Problemen sogar sehr leidet. Ist der beste Freund von Kitamura und verliebt in Minorin. Hat mit Taiga einen Pakt geschlossen, Minorins Liebe zu gewinnen.
Kitamura: Riuyji bester Freund mit der Brille und dem grünen, kurzen Haarschnitt. Engagiert sich als Schülersprecher und hatte sich in Taiga verschossen und ihr seine Liebe gestanden, bekam von ihr jedoch einen Korb. Erst danach ist Taiga auf ihn aufmerksam geworden und hat sich in ihn verguckt.
Das nur als kurzen Einblick, der den extrem tiefen Charakteren zwar kaum gerecht wird, aber es ist zumindest ein Versuch. Um die Charaktere wirklich kennenzulernen und ins Herz zu schließen, sollte man die Serie natürlich von vorne sehen, was ich nur zum wiederholten Male empfehlen kann, wenn man das Genre mag. Mit Abstand eines der besten Romantic-Dramas, die ich bisher gesehen habe.
Ich hoffe, das hilft ein wenig, wenn ihr mittendrin in die Serie einsteigen solltet. Aber jetzt, viel Spaß mit „meinem“ kleinen Weihnachts-Special:
Leider hat die Folge hier keine sonderlich gute Qualität, aber es gibt ein paar falsch benannte Episoden, so dass dies der einzige zweite Teil auf YouTube zu sein scheint:
Mann, war ich nach der Folge fertig! Aber so schön… eine der beeindruckensten Szenen, die ich je gesehen habe. Ab dieser Stelle konnte ich nicht mehr anders, als den Rest zu Ende sehen. Die aufgebaute Spannung hat mich einfach zu sehr mitgenommen und ich wollte sie aufgelöst sehen.
Trotz des tragischen Endes finde ich, dass es so wunderschöne Weihnachtsfolgen sind, denn wenn man genau hinsieht, dann sieht man, wie sehr sich die Charaktere mögen. Und ist es nicht das, worum es an Weihnachten geht? Besonders Minorins Opfer am Ende – denn nichts anderes ist es. So eine rührende, bewegende und selbstlose Geste nach dem ganzen Vorspiel. Man merkt wirklich, dass sie ihre beste Freundin nie verletzen will.
Es ist ein so wunderschönes Weihnachtsthema, das allem unterliegt, selbst wenn man nicht an Weihnachten glaubt oder um es mit Taigas eigenen Worten zu sagen: „Even if you don’t have parents and don’t believe in God, even if that’s the case, there’s someone watching over you. That’s what I want to show them. I want to show them that someone cares about them.“
Ich liebe die gesamte Thematik und Symbolik in diesen Folgen.