Es ist wirklich schwierig für mich, ein Mittelding zu finden, wenn es um Engagement in Communities geht. Ich will mich einbringen und das mache ich dann auch mit Herzblut. Aber ebenso weiß ich mittlerweile, dass es nicht gut für mich ist und auch keinesfalls gesund. Denn ich mache mir sehr schnell sehr viele Gedanken und Sorgen und am Ende spüre ich plötzlich wieder ungeheuer viel Last auf meinen Schultern.
Im Star-Wars-RP habe ich es nun wieder vor ein wenig anders zu machen. Aber auch hier habe ich das Gefühl, dass man meine Einwürfe hin und wieder braucht. Daher will ich auch helfen und ich kann nur den Kopf schütteln, wenn ich manchen Stumpfsinn lese, den ich schon seit Jahren immer wieder lese.
Aber das ist nicht nur im Online-RP so. Das kenne ich noch aus meiner sehr aktiven LARP-Zeit, aber auch noch aus meiner Zeit in P&P-Foren. Es ist immer das gleiche und immer hat man das Gefühl, man kämpft als Don Quixote gegen Windmühlen. Aber ist meine Wahrnehmung wirklich so verquer und es sind wirklich nur Windmühlen? Oder bewirkt es nicht doch etwas?
Ich will mir gerne einreden, dass es etwas bewirkt. Wenn ich mich so umsehe, dann denke ich auch, dass es etwas bewirkt hat, denn ich habe mehr als nur ein paar Fußspuren hinterlassen in allen möglichen Rollenspiel-Bereichen. Aber trotzdem ist es ein wirklich nie endender Kampf gegen Schubladen, gegen Vorurteile, gegen Intoleranz, gegen Lobbyismus, gegen Elitarismus und alle anderen möglichen -Ismen, die es da noch geben mag. Der Kampf beginnt immer wieder erneut, bei jedem neuen Spiel das ich betrete, bei jedem neuen Spielfeld.
Klar, denn es ist ein neues Spielfeld und mit jedem Anpfiff beginnt auch ein neues Fußballspiel. Da gibt es dann auch wieder das gleiche: Verteidigung, Angriff, Pässe, Abseits usw. Es unterscheidet sich häufig nur im Detail, in den Spielzügen. Aber letzten Endes ist es eben doch noch Fußball, auch wenn jedes Spiel anders ist. Doch während ein Fußballspiel Spaß macht, machen diese Diskussionen irgendwann nicht mehr ganz so viel Spaß.
Wieso tu ich mir das dann an? Weil es wichtig ist. Weil es jemand machen muss. Wenn nicht ich, wer dann? Es gibt Menschen, die sagen etwas ähnliches und auch zur Zeit kann ich wieder sehen, dass es noch mehr vernünftige Menschen gibt. Da kann ich mich dann auch noch einmal ein wenig zurücklehnen und mir denken: „Zum Glück hat es ein Anderer gesagt und ich habe es diesmal nicht gemusst.“ Aber sollte ich diesen Leuten nicht den Rücken stärken? Damit diese sich nicht auch so allein wie ich fühlen in diesem nie enden wollenden Kampf? Das sollte ich – und daher mache ich es auch. Meist früher oder später.
Gut tut es mir nicht unbedingt. Aber es muss getan werden. Habe ich zumindest das Gefühl. Doch wenn ich mich einmal einbringe, dann zieht es mich immer mehr rein. Es bleibt eben häufig nicht bei dem einen Posting, in dem ich einen Rundumschlag versuche, einfach schon einmal die Argumente, die ich sowieso kenne, vorweg nehme und dann das Thema von verschiedenen Seiten beleuchte – denn ich weiß schließlich, wohin es noch gehen wird. Nein, es bleibt nicht dabei. Denn da liest dann wieder jemand nicht genau und schon habe ich das Bedürfnis, dies oder das klar zu stellen. Aber dann wäre ich schon wieder mehr drin, als ich eigentlich wollte.
Ein Posting? Dabei bleibt es selten. Aber wie dann? Es kann doch nicht sein, dass es nur Schwarz oder Weiß gibt. Es muss doch einen Mittelweg geben? Aber es juckt mich dann in den Fingern, wenn ich wieder sehe, was da getippt wird und ich mir denke: „Nein, denkt doch mal bitte einen Schritt weiter…“
Ich komme mir da wirklich immer häufiger wie „Monk“ vor und möchte beim Lesen manches Posting nur ganz laut: „Tuch!“ rufen oder alles gerade rücken, denn ich kann das nicht mit ansehen, in was für einer Unordnung da vieles ist, wie unfair manches dargestellt wird und wie bigott viele Gedanken doch sind. Es ist eben wirklich eine Gabe und ein Fluch, was ich da habe. Doch damit muss ich einfach zu leben lernen. Irgendwie. Irgendwann. Irgendwo.
Einer meiner Theme-Songs wird wohl auf ewig bleiben: „It’s a jungle out there“.