Da war ich auf einmal 50…
So schnell kann es in SW:TOR gehen. Es hat mich sogar ziemlich überrascht, denn mir war das gar nicht so recht bewusst, wie weit ich doch war. Klar, ich habe auch mich ziemlich reingehängt, hatte auch zwischen den Jahren Urlaub, aber eigentlich ist das eine recht schöne Charakterisierung für das Leveln in Star Wars: Man bemerkt es kaum. Es passiert – einfach.
Woran liegt das? Durch die Vollvertonung der Quests und die wirklich gelungenen Erzählstränge levelt man eher nebenbei – zumindest ging es mir so. Ich wollte wissen, wie diese und jene Geschichte weiter geht, ich wollte hier und da noch eine Dialog-Option machen. Ja, gerade gegen später auf den höheren Planeten nehmen die Außerirdischen zu, die kein Basic sprechen, auch hört man immer wieder die gleichen Sätze mal; da gibt es beispielsweise so einen Satz bei den Huttisch-Sprecherinnen, den ich nicht mehr hören kann. Aber es gibt trotzdem noch genug eigenes. Man merkt an der Stelle doch leider sehr deutlich, dass das Spiel einfach zu früh rausgekommen ist und man daher an dieser Stelle ein wenig mogeln musste. Schade.
Ändert trotzdem nichts daran, dass es so eben doch mehr Spaß macht und Leveln passiert und keine Arbeit oder Qual ist. Ich bin den Geschichten gefolgt, habe die Umgebung des Charakters erlebt, nicht gegrindet oder ähnliches. Das war ein überraschend anderes Spielgefühl und hatte ich so nicht erwartet. Denn ursprünglich war ich sogar ziemlich skeptisch wegen der Vollvertonung. „Komplett gesprochene Dialoge? Brauche ich nicht!“ So war mein Gedankengang damals. Dass es mir doch so gut gefällt und dass es das Spielerlebnis doch so deutlich verändert, hat mich sehr überrascht – positiv.
Klar, letzten Endes ist es doch nur die Verpackung, die geändert wurde. Denn der Inhalt der Quests ist immer noch der gleiche und doch nicht gerade innovativ. Darum geht es aber nicht. Gerade durch die Dialoge, gerade durch die unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten, ist es in SW:TOR möglich, Geschichten anders zu erzählen, als man es sonst gewohnt ist. Das ist schön, das macht Spaß. Man muss aber natürlich auch ein Faible für Geschichten haben. Wenn man einfach nur durchrauscht durch das Spiel, nichts entdecken will, einfach nur Max-Level werden will, ist man da deutlich schneller durch, hat aber am Ende noch weniger davon. Denn dann verpasst man eigentlich das, was das Spiel ausmacht.
Da ist aber auch schon das Problem, bei dem ich gespannt bin, wie sie es lösen: Es dürfte sehr aufwendig sein, dieses Spielgefühl um Content zu erweitern. Denn das kostet – Zeit und Geld. Mehr als bei üblichem MMO-Content. Dass sie nicht in der Update-Geschwindigkeit mit Rift mithalten können, ist klar. Es muss sich aber zeigen, ob das wirklich auch ein wenig langsamer funktioniert. Es wäre schön, denn es macht wirklich überraschend Spaß.
Aber für mich ist da sowieso weniger ein Problem: Ich habe noch viele Planeten vor mir, weil ich wirklich alles mitgenommen habe. Auch meine Klassenquest habe ich noch nicht zu Ende und da freue ich mich drauf, die jetzt in aller Ruhe zu Ende zu spielen. Ebenso bleibt mir natürlich als Rollenspieler noch so viel an selbst erzeugtem Content – das können viele normale MMO-Spieler vermutlich nicht nachvollziehen. Wobei das auch einfach von der Community abhängt und da muss man auch erst einmal sehen, wie sich das alles entwickelt, denn Rollenspieler sind da schon kleine Primelchen, die heutzutage deutlich weniger leidensfähig und ausdauernd sind, als damals vor’m Kriesch noch.
Das wird sich alles weisen. Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft – zur Not habe ich ja auch noch meine Twinks mit deren Klassenstory und anderen Entscheidungsmöglichkeiten. Und dann wollte ich sowieso ja auch wieder vermehrt in Rift reinschauen, bei dem wohl morgen Patch 1.7 aufgespielt wird.
Endlich habe ich wieder zwei MMOs, die mir Spaß machen und die ich parallel spielen kann. Denn eigentlich habe ich das schon immer gehabt. Sicherlich hatte ich immer zeitweise ein Spiel, das ich hauptsächlich gespielt habe. Das lässt sich nicht vermeiden, denn unendlich Zeit hat man nicht. Aber dadurch habe ich immer den Vorteil, dass mir nicht langweilig wird bei den Spielen. Ist es mir in einem Spiel fad, spiele ich einfach das andere.
Die Abwechslung hält mich dann auch viel länger bei der Stange – was sowieso etwas ist, das ich vielen MMO-Spielern empfehlen kann. Das muss dann noch nicht einmal ein weiteres MMO sein, sondern einfach ein anderes Spiel. Noch bevor ich SW:TOR jetzt hatte und ich hin und wieder zu viel Rift gespielt hatte, habe ich einfach vermehrt auch PS3 gespielt. Abwechslung ist ungeheuer heilsam als Spieler und würde so viel Gemotze und Frustration in der modernen Spielergeneration vermeiden. Denn dieser Frust kommt häufig daher, dass nur ein Spiel gespielt wird – immer.
Das ist genauso, wie wenn ich jeden Tag Schnitzel esse. Das ist am Anfang vielleicht toll und auch später denke ich mir: „Boah, geil, Schnitzel! Das liebe ich!“ Aber trotzdem hängt es einem irgendwann zum Halse raus. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang, um so mehr verwundert es mich, wie monogam da die meisten Spieler doch im Verhältnis zu ihren Spielen stehen. Es gibt so viele tolle Spiele da draußen! Ich habe gar nicht die Zeit, all die tollen Spiele zu spielen! Aber von vornherein aufzugeben und sich nur in ein einziges MMO zu verbeißen ist meiner Ansicht nach auch der falsche Weg.
Jetzt dürfen es bei SW:TOR nur weder die Entwickler, noch die Community verbocken – denn beide haben das Potenzial dazu. Ich würde aber echt gerne in beiden Spielen bleiben.