Was für ein großartiges Finale! Damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe es in den letzten Folgen vermutet bei der 4. „Heroes“-Staffel, dass das Ende toll wird, aber so? Das hat mich echt mitgerissen. Was für ein und stimmiges Ende! Offen, aber trotzdem in sich stimmig geschlossen.
Die Charaktere kommen allesamt an einem finalen Punkt an, es könnte trotzdem noch weitergehen und es macht mich traurig, dass da nicht weiter erzählt wird. Aber sie haben es trotzdem geschafft, ein solch offenes Ende für mich befriedigend zu schließen. Wow!
Am meisten beeindruckt hat mich, wie gut sie ihre Charaktere kannten und geschrieben haben. Das kann man teilweise so nicht planen, wie sie dann gegen Ende hin die Charaktere in Beziehung setzen und gegenüberstellen. Peter und Sylar? Claire und Sylar? Peter und Sullivan? Das ist so gut geschrieben, dass es mir echt eine Gänsehaut erzeugt hat und mich bewegt hat. Da haben sie so schön aufgezeigt, was für Parallelen diese Charaktere jeweils haben, warum sie eigentlich genau die gleichen Grundbedingungen und Ausgangssituationen hatten und doch in andere Richtungen gegangen sind – entweder zum Helden oder zum Bösewicht.
Ich bin wirklich beeindruckt wie schön diese Serie diesen Zwiespalt zwischen Gut und Böse einfängt, wie schön es die übliche Superhelden-Thematik einfängt, dass Gut und Böse sehr absolute Kategorien sind, aber dass es letzten Endes nicht um Schicksal oder Ausgangssituationen geht, sondern um Entscheidungen. Genau das, was Peter Parker in „Spider-Man 3“ so schön am Ende sagt und auch der Grund ist, warum ich selbst den dritten Spider-Man-Teil sehr mag:
„Whatever comes our way, whatever battle we have raging inside us, we always have a choice. My friend Harry taught me that. He chose to be the best of himself. It’s the choices that make us who we are, and we can always choose to do what’s right.“
Das ist wirklich eines meiner Lieblingszitate und zeigt es sehr schön auf. Sam Raimi hat es in seinen Spider-Man-Filmen immer wieder gezeigt, auch in den Nolan-Batmans kommt genau diese Thematik auf, denn sie ist so essenziell für das Superhelden-Genre. Natürlich greift auch „Heroes“ dann diese Thematik auf und zelebriert sie über wunderbare vier Staffeln, die ab der zweiten Staffel leider sehr unter Wert verkauft werden.
Besonders sauer macht es mich, wenn ich daran denke, als gesagt wurde, dass „Heroes“ abgesetzt wurde. Ich hörte es und war enttäuscht. Denn ich mag „Heroes“. Nicht jeder muss „Heroes“ mögen, aber ich mochte und mag es. Und dann sagte jemand: „Was für ein Glück wurde das abgesetzt! Wurde auch Zeit. Wurde immer wirrer.“ Ich wurde so sauer, so wütend. Wieso? Nicht, weil er es schlecht fand. Das ist sein gutes Recht. Sondern weil er sich darüber freute und nicht verstand, dass es auch Menschen gibt, die das gut fanden, was dort gezeigt wurde. Dass das nicht bedeuten muss, dass ich blöd oder anspruchslos bin, weil ich ungeheuer viel Spaß an dieser Serie hatte.
Nein, da beschloss jemand für sich, dass er wüsste, was am besten für „die Menschheit“ ist. Ja, ja, es war gut, dass die Serie abgesetzt wurde. Nur für mich nicht. Wer bestimmt das? Ich zwinge doch auch niemanden, dass er die Serie sehen muss. Und ich würde mich wundern, wenn es nicht noch mehr gibt, die auf genau die gleiche Weise wie ich Spaß daran hatten. Ich hätte so viel Spaß noch daran haben können, wie sie so schön die Charaktere weiter gezeichnet hätten, wie sie wieder so raffiniert ihre Plotfäden gezogen hätten und eine moralische Geschichte nach der anderen erzählt hätten und dadurch so viel Einsicht in reales Leben und reale Menschen und ihre realen Probleme gezeigt hätten.
Trotzdem behauptete er es – dass es besser gewesen ist. Das behaupten viele da draußen. Mich macht das traurig und auch ein wenig wütend. Denn die Serie ist nicht so schlecht, wie sie gerne in den späteren Staffeln geredet wird. Sie gefällt vielleicht nicht jedem und das darf man definitiv auch nicht mögen. Ich würde von niemandem verlangen, dass „Heroes“ ihm bis zum Schluss gefallen muss. Aber wieso solche Genugtuung über das Absetzen einer Serie? Wieso so viel Freude über das Einstellen einer Serie, die man selbst nicht mag und nicht mehr schauen mag? Ich bitte ja auch nicht darum, dass „CSI Miami“ abgesetzt wird oder irgendeine andere Serie mit der ich nichts anfangen kann. Aber wieso? Weil ich nicht mit allem etwas anfangen können muss. Dort draußen gibt es genug, denen diese Serien Spaß machen. Das kann ich akzeptieren und gönne ich diesen Leuten – solange sie es mir gönnen. Doch es gibt zu viele, die nicht so sind.
Da hat die Serie durchaus recht: „Things change, people don’t“ – oder darf ich doch in idealistischen Hoffnung einer Claire Bennet auf das Riesenrad steigen und springen im naiven Glauben, dass es doch funktionieren kann? Das ist unser Zwiespalt und damit müssen wir leben.
Denn „Heroes“ dreht sich nicht um Menschen mit Superkräften. „Heroes“, wie jede gute Superheldengeschichte, dreht sich um Geschichten über Menschen mit Idealen und Problemen – um uns. Wenn man genau hinhört, dann wird das auch im Trailer so gesagt: „They are here among us: ordinary people finding something extraordinary in themselves. The world needs them and their time has come.“
Es dreht sich letzten Endes um Menschen wie du und ich. Das wird häufig übersehen. Das wird überlesen. Da geht vielen Leuten die Tiefe in der gesamten Thematik verloren.
Es geht nie um etwas wirklich Übernatürliches, es geht immer um die Menschlichkeit, um das, was uns ausmacht; darum wer wir sind. Es sind urmenschliche Probleme, die durch den Superheldenhintergrund nur besonders beleuchet werden – wie durch ein Mikroskop… oder einen Scheinwerfer. Sucht euch die Metapher aus, die euch gefällt.
Denn auch solche Sätze wie von Mohinder am Ende der 3. Staffel gelten eben nicht nur für Superhelden, sondern auch für dich und mich:
„There is good and there is evil. Right and wrong. Heroes and villains. And if we’re blessed with wisdom, then there are glimpses between the cracks of each where light streams through. We wait in silence for these times when sense can be made, when meaningless existence comes into focus, and our purpose presents itself. And if we have the strength to be honest, then what we find there, staring back at us, is our own reflection, bearing witness to the duality of life. And each one of us is capable of both the dark and the light, of good and evil, of either, of all. And destiny, while marching ever in our direction, can be rerouted by the choices we make. By the love we hold onto, and the promises we keep.“