Covering details

Beim Thomas habe ich einmal wieder einen interessanten Artikel zu Buch-Covern gelesen. Darauf wollte ich einen Kommentar schreiben, aber: Der wurde einmal wieder so lang, dass ich mir dachte, ich verlinke das einfach mal lieber hier und mache den Kommentar auch hier.

Hat den Vorteil, dass es wenigstens ein eigener Artikel ist und kein überlanger Kommentar und außerdem vielleicht andere Leute aufmerksam auf den spannenden Artikel von Thomas werden. Sowieso kann ich Thomas‘ Blog immer wieder sehr empfehlen – gerade die Einblicke in „books on demand“ und wie viel man doch selbst hinbekommt, sind immer wieder sehr inspirierend.

Dieses sehr spannende Thema, das Thomas über Cover anspricht, hatte mich auch mal am Anfang meines Studiums beschäftigt: Wie beeinflusst das Äußere eines Buchs das Lesegefühl?

Das war natürlich eine meiner ersten Hausarbeiten, von daher gebe ich die nur unter Verschluss raus, aber die These und das Thema finde ich bis heute noch spannend. Da habe ich dann ein wenig Wolfgang Isers „Rezeptionstheorie“ und andere „reader-reception-theory“ rangezogen, um das am Beispiel vom Herrn der Ringe zu beleuchten.

Ich weiß schon gar nicht mehr, auf welches Ergebnis ich genau kam, aber man kann sich das auch mal schön veranschaulichen, wenn man die alten, deutschen „Herr der Ringe“-Ausgaben sich anschaut: Da gab es diese eklig grüne, dann gab es das dicke rote Buch und dann gab es da noch eine Ausgabe mit einem normaleren Motiv und normaleren Farben – gab und gibt sicherlich noch mehr Ausgaben, aber das waren zumindest die, auf die ich damals zurückgegriffen hatte.

Ich habe damals versucht, die „grüne“ Ausgabe zu lesen. Ging nicht an mich. War fürchterlich. Ich hatte jedes Mal eine absolute Abneigung, weil ich das Buch einfach hässlich fand. Dann gab es das rote Buch, das mir schon besser gefiel, schon allein von der Aufmachung, aber die Seiten klebten teilweise aneinander und mir kam es eher wie eine „Bibel“-Ausgabe vor, weil die Seiten so dünn waren und auch da war das Lesegefühl nicht sonderlich toll.

Dann bekam ich von meinem Schüleraustauschpartner die englische Gesamtausgabe geschenkt. Da war ein Bild von Gandalf im Regen drauf. Insgesamt eher dunkel. Das konnte ich lesen und da nahm ich das Buch gerne in die Hand. Das war auch die erste Ausgabe, die ich dann endlich lesen konnte, während ich die anderen Ausgaben alle abbrechen musste! Natürlich ist das ein wenig unscharf von der Argumentation, weil da der Sprung auf die englische Sprache kam und es möglicherweise auch einfach an einer nicht ganz so guten deutschen Übersetzung lag. Trotzdem denke ich immer noch, dass der Eindruck, den einen ein Buch liefert, sehr viel Einfluss auf das Lesegefühl hat.

Die dritte, deutsche Ausgabe, die ich oben erwähnte, fühlte sich beispielsweise auch immer viel schöner an, als die anderen beiden Ausgaben und nehme ich viel lieber in die Hand. Wenn ich nicht die englische Ausgabe nicht davor bekommen hätte, hätte ich vermutlich da das erste Mal ausdauernder reinblicken können.

Für mich hat sich abschließend nur immer wieder die Frage gestellt: Wer kam eigentlich darauf, zu sagen „Ich habe voll die super Idee für die optische Gestaltung vom HdR: Wir machen ihn giftgrün! Das mögen die Leser bestimmt! Passt auch richtig zum Thema.“ Da muss doch irgendwas schief gegangen sein, oder nicht? Weiß da zufälligerweise jemand mehr?

10 thoughts on “Covering details

  1. Danke für die Blumen :)

    Die Irritation kann ich nachvollziehen; das gilt aber letztlich für viele Bücher aus der Zeit. Ich hab so allerlei alte Bertelsmann-Ausgaben meiner Eltern übernommen und bei denen muss ich mich teils auch fragen, wie jemand auf die Idee gekommen sein mag, dass das wer kaufen wollen könnte ;)

    Lustigerweise hat der Herr der Ringe bei mir aber sogar gegenteilig gewirkt – irgendwie hat diese total absurde Aufmachung dazu geführt, dass es sich für mich wie einen ersten Schritt hin zu „echter Literatur“ angefühlt hat – was etwas verschroben ist von der Logik her, aber halt ausgehend von der nicht zuletzt durch die elterlichen Bücher geprägten Wahrnehmung, dass ‚Literatur‘ halt anders aussieht als das, was ich sonst so lese.

    Aber *warum* der HdR auf Deutsch so (objektiv!) scheußlich aussah … zumindest ad hoc weiß ich das auch nicht.
    Ich setze es mir aber mal auf meine „Wenn ich mal Zeit finde“-Liste, denn die Frage hat mich jetzt auch neugierig gemacht :)

    Viele Grüße,
    Thomas

    • Nachtrag, weil mir das jetzt selber keine Ruhe ließ:
      Gestaltet wurde die deutsche Ausgabe des Herrn der Ringe von Heinz Edelmann, der u.a. der Zeichner des Beatles-Films ‚Yellow Submarine‘ war und sich für viele Buchdesigns verantwortlich zeichnete.

      Tolkien jedenfalls war wohl kein Fan.
      Zum allem Überfluss hat Edelmann offenbar bereits Ende der 60er darüber nachgedacht, einen HdR-Zeichentrickfilm umzusetzen – habe ich online wenig zu finden können, so ad hoc, aber Tolkien hat sich sehr explizit gegen ihn ausgesprochen.

      Viele Grüße,
      Thomas

      • Uh, das ist echt spannend. Vor allen Dingen, wieso dann ausgerechnet der diese Bücherausgabe machen durfte. Es gibt ja genug Dinge, die Tolkien durchdrücken konnte – beispielsweise die Ursprünge der leidigen „Elben/Elfen“-Diskussion mit dieser fragwürdigen Übersetzungsanweisung.

        Wieso dann ausgerechnet so jemand, den er anscheinend explizit nicht wollte? Interessant.

        • Ich kann dir nicht sagen, ob er explizit was gegen Das Giftgrüne Dingen™ hatte; die einzige direkte Bezugnahme, die ich gestern ergoogeln konnte, bezog sich vor allem auf die Filmpläne. In dem Kontext habe Tolkien über Edelmann gesagt, sie hätten „die niedrigste Ebene widerlicher Vulgarität“ (Quelle: http://ardapedia.herr-der-ringe-film.de/index.php/Heinz_Edelmann)
          Die haben da auch einen Buchverweis angegeben, aber ich hab das entsprechende Buch nicht und daher versiegte meine Recherche vorerst an dem Punkt.

          Aber selbst wenn er keinen direkten Bezug zur Klett-Cotta-Ausgabe macht, ist die Einschätzung der Edelmann-Bilder so oder so ja schon recht vernichtend.

          Wobei mir der gesamte Sprachstand der zitierten Stelle auf obiger Webseite den Eindruck erweckt, ich würde das gerne mal unübersetzt lesen ;)
          Aber sofern du nicht zufällig den Scull/Hammond herumliegen hast, muss das wohl warten, bis ich mich mal tiefer reinknien kann …

          Viele Grüße,
          Thomas

          • Habe sowas natürlich leider nicht rumliegen. Ich bin nie wirklich tief in die Tolkien-Recherchen gegangen und habe mich auch damals bei meiner Hausarbeit leicht erschlagen gefühlt, als ich da Nachforschungen angestellt habe. Das ist… immens. Deswegen habe ich da auch bald die Finger von gelassen, sobald die Hausarbeit unter Dach und Fach war. Sehr schade eigentlich, aber da habe ich mich lieber dann später in die Recherchen zu Lovecraft gekniet, was keineswegs weniger umfangreich ist, aber dann doch eher mein Ding.

            Aber falls du da mal zufälligerweise über was in der Richtung stolperst, würde ich mich freuen, davon zu lesen – hier oder auch bei dir auf dem Blog.

            • Ja, da werde ich mit Sicherheit mal weiter einsteigen, dafür bin ich da selber zu neugierig geworden :)

              Bezüglich Lovecraft kann ich das auf jeden Fall bestätigen – da lese ich mich ja ganz akut weiter ein und es ist gleichsam unüberschaubar, umfangreich und – gerade bei den Deutschen, scheint mir – oft auch echt krude geschrieben, was man da so finden kann.
              Du hast nicht zufällig eine ultimative Sekundär-Literatur-Empfehlung zu „Schatten über Innsmouth“, oder? ;)

              Viele Grüße,
              Thomas

              • Könnte gut sein, dass ich da ein paar gute Anlaufstellen für Sekundärliteratur empfehlen kann. Müsste nur zu Hause in Frankfurt nachschauen, weil da meine Magisterarbeit liegt und da ging es schließlich zum Teil um „Schatten über Innsmouth“.

                Ich hoffe, ich denke am Wochenende dran. Wenn du mobil bist, würde ich auf jeden Fall die Bibliothek von Göttingen empfehlen, die haben da einen ganzen Schwung von dem Magazin, dessen Namen ich nicht mehr weiß – das sich aber hauptsächlich um Weird Fiction dreht. „Weird Tales“? Oder so?

                Während meiner Magisterarbeit bin ich jedenfalls eine Woche in Göttingen bei einem Kumpel untergekommen, der dort seinen Doktor gemacht hat und habe da die Bibliothek durchforstet. War extrem ergiebig, was Lovecraft betrifft. Aber ich schaue gerne am Wochenende nochmal genauer.

                • Es eilt nicht absolut, aber ja, das wäre auf jeden Fall cool.
                  Mein Thema ist letztlich, etwas versponnen ausgedrückt, die negativ gefärbte Verwendung anthropomorpher Fisch-Mensch-Hybriden in der Literatur ;)
                  Insofern spüre ich halt momentan vor allem all dem nach, was man so findet, wie Lovecraft das mit den Deep Ones ‚passiert‘ ist.
                  Ich hab dazu auch schon eine Menge gefunden, es ist ja auch erfreulich gut dokumentiert soweit, aber du kennst das sicherlich auch – ich hab bei der Recherche einfach bisher nicht das Gefühl, dass ich das so wirklich alles in Gänze erschlossen habe.
                  Ohne dass ich den Finger darauf legen kann, was mir fehlt.

                  Viele Grüße,
                  Thomas

                  • Ich schicke dir einfach mal am Wochenende meine Magister-Arbeit – sofern das okay ist, weil ich nicht mehr weiß, wie groß die Datei ist. Nicht, dass ich dann deine Mail-Adresse da mit einer zu großen Datei flute.

                    Da ist dann auch das Literaturverzeichnis mit drin und vielleicht helfen dir auch ein paar Gedanken, die ich zu „Shadow over Innsmouth“ hatte. Denn das ist durchaus einer meiner Schwerpunkte bei der Argumentation gewesen.

                    Wenn mich nicht die Erinnerung täuscht, dann waren meine Schwerpunkte in der Primärliteratur:

                    1. Colour out of Space
                    2. At the Mountains of Madness
                    3. Shadow over Innsmouth
                    4. hier und da eben noch Verweise auf andere passende Texte

                    Wobei ich mich nicht ganz so gut dran erinnern kann, wie tief ich in die Thematik zu den Hybriden eingehe, aber gestreift habe ich sie sicherlich, da es mir um post-koloniale Interpretation dabei ging und mich würde wundern, wenn ich da diese Vermischung nicht mit aufgenommen hätte.

                    Denn das ist ja immerhin der „Klassiker“ der post-kolonialen Interpretation im Geiste Edward Saids, dass damit die „dominante Kultur“ von der „scheinbar unterlegenen Kultur“ unterwandert wird. Zumindest meine ich mich an eine ähnliche Argumentation in meiner Arbeit dunkel zu erinnern. Vielleicht hilft dir das ja.

    • Das kann ich wiederum sehr gut verstehen, dass es sich wie „Literatur“ anfühlen konnte. Man kennt es schließlich auch aus der Schule: „Hohe Literatur hat beschissen auszuzusehen.“ Ich denke beispielsweise, dass ein gewisses gehobenes Image den Suhrkamp-Büchern gerade durch die sehr einfachen und teilweise auch merkwürdigen Cover unterstützt wird. Wobei die ja wenigstens einfach nur „karg“ sind von den Covern her und nicht so potthässlich wie die grüne HdR-Ausgabe.

      Ich finde das immer wieder traurig, wenn gehobene Literatur nicht einfach auch „gut aussehen“ darf. Wobei ich da vermutlich sowieso mit dir konform gehe und ich kenne das nur zu gut. Bevor ich mich mit so Themen eingehender beschäftigt habe im Studium, ging es mir da auch ähnlich. Da entsteht einfach eine merkwürdige Prägung durch teilweise sehr fragwürdigen Deutsch-Unterricht und auch durch Leute, die angeblich so gebildet sind.

      Ich vertrete mittlerweile ja auch die Auffassung, dass auch hohe Literatur „fetzen“ darf. Das wäre ein Grund für mich gewesen, Lehrer zu werden: Einfach mit diesem Enthusiasmus den Schülern zu zeigen, wie geil das alles sein kann, wenn man mit der richtigen Einstellung rangeht. Ich denke, diese Begeisterung an Shakespeare und viel klassischer Literatur hätte ich da gut vermitteln können – aber eben auch so, dass das leidige Stigma der Unterhaltungsliteratur schwindet.

      Denn wenn man sich genau damit beschäftigt: Nahezu alles, was wir heute als „hohe Literatur“ haben, war damals Unterhaltungsliteratur und wurde auch so nebenbei zum Spaß gelesen. Shakespeare war ja sogar „Unterschichten-Happening“.

      Das ist jedenfalls immer was, was ich gerne vermittele, auch wenn ich dann doch kein Lehrer geworden bin. Schon allein aus diesen Gründen und ein wenig zur Provokation habe ich bei mir im Regal mal gerne meine Mangas direkt neben der Shakespeare-Ausgabe – zumindest in der alten Wohnung. In der neuen Wohnung sind die blöderweise immer noch im Umzugskarton (ja, ja, die „ewigen“ Umzugskartons). Muss ich mal ändern. Ich mochte das irritierte Gesicht mancher und dann konnte man auf die Nachfrage dann gleich mal einen Missionierungsversuch starten…

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