Gerade haben wir einmal wieder „Dark Knight“ gesehen und der Film ist einfach so unglaublich gut und bei jedem Mal sehen weiß ich, warum er mich damals im Kino vollkommen sprachlos gemacht hat. Das ist einfach eine durchgehende Spannung, die fast nie aufgelöst wird, mit vollkommen verstörenden Momenten des Jokers, denn immer, wenn er auf dem Bildschirm auftaucht, denkt man sich: „Uh, nein! Was macht er jetzt? Was macht er jetzt?“
Aber das wirklich Herausragenste ist das Ende. Wieso? Siehe nach dem Spoiler-Cut.
Spoiler-Cut!
Das Ende ist so vollkommen ungewöhnlich. Zunächst einmal ist der Endkampf zwischen Batman und dem Joker kein richtiger Endkampf. Häufig im Superheldengenre (aber natürlich nicht immer!) ist das ein sehr physischer Kampf. Doch hier? Das ist kein Endkampf im eigentlichen Sinne. Der Joker lässt seine Hunde auf Batman los, der fällt hin, der Joker prügelt ihn ein wenig und tritt ein wenig auf ihn drauf, dann gibt es ein wenig Handgemenge und letzten Endes wirft Batman den Joker runter – nur um ihn wieder aufzufangen. Reichlich unspektakulär eigentlich – so spektakulär die ganze Szene vorher mit den Geiseln und dem SWAT-Team auch war.
Doch der eigentliche Endkampf zwischen Batman und dem Joker ist nichts Physisches: Es ist ein moralischer Wettstreit, der auf den beiden Booten ausgetragen wird. Wer behält recht? Batman oder der Joker? Das ist der eigentliche Kampf und der eigentliche Showdown. Doch auch da endet das alles darin, dass nichts passiert – das ist, wo Batman zu gewinnen scheint… indem nichts passiert. Das ist gut für ihn, aber untypisch für ein Film-Ende.
Aber der Film ist noch nicht zu Ende, denn der Joker hat noch ein Ass im Ärmel und der moralische Wettstreit verlagert sich auf Harvey Dent. Was passiert dort? Fällt der strahlende Ritter und ehemalige Staatsanwalt wirklich? Das ist spannend, aber auch hier: Eigentlich passiert nichts, was normalerweise einen Endkampf auszeichnet. Es gibt ein moralisches Dilemma, ja. Es gibt aber keinen Kampf an sich. Harvey Dent will Gordons Sohn erschießen und wird aus dem Hinterhalt vom tot geglaubten Batman angesprungen und heruntergeworfen – Dent tot.
Selbst das ist nicht so richtig das Ende, denn sie stecken in einer Zwickmühle. Der metaphysische und moralische Wettstreit geht also immer noch weiter, obwohl der Joker eigentlich längst aus dem Spiel herausgeholt war. Wie wird das aufgelöst? Batman flieht! Das ist das Ende! Das ist der Endkampf!
Damit behaupte ich nicht, dass das Ende langweilig ist, aber es ist so absolut unüblich und für diesen Film genau so passend und das, was so unglaublich beeindruckend ist. Denn der Schluss mit Gordons Monolog gehört zu den Momenten, die bei mir immer wieder Gänsehaut erzeugen. Das ist heroisch! Kein großer Faustendkampf, kein großer Showdown mit Superpowers – nur ein Wettstreit der Moral und der Selbstaufopferung.
Das ist untypisch und so verdammt gut.
Absolute Zustimmung!
Ich finde immer, der Film gleich ein bisschen einem heißen, schwülen Tag, der die ganze Zeit kurz vor dem Gewitter steht, aber einem nie den befreienden Donnerschlag schenkt, nach dem man sich so sehnt.
Ein wenig frei nach Whedon gibt einem der Film nicht, wonach man sich sehnt, aber dadurch genau das, was man braucht.
Und es fasziniert mich noch immer, dass der Film das eigentlich im Grunde bereits mit dieser langen Kamerafahrt auf das Hochhaus zu, der erste richtige Shot des Films, aufspannt. Ich weiß gar nicht genau, wie der Film das macht – aber ab da hatte er mich schon.
Nebenbei, da du ja genauso ein Freund von Meta-Gedanken bist wie ich, ich finde der vielleicht genialste Satz in der von dir geschilderten Szene dürfte des Jokers Aussage „You didn’t think I’d risk losing the battle for Gotham’s soul in a fist fight with you?“ sein.
Denn er hat natürlich Recht.
Und ich finde, der Satz richtet sich genauso sehr an Batman wie auch an den Zuschauer, der ja vermutlich ebenfalls genau das erwartet hat.
Viele Grüße,
Thomas
PS: Letzter Versuch – der Browser erlegt sich je beim Posten …
Vermutlich bin ich gerade wegen des von dir zitierten Joker-Satzes auch nach dem Film auf die Eingebung gekommen, den Artikel hier zu schreiben. Ich muss gestehen, ich weiß es nicht genau.
Über das Thema hatte ich schon einmal früher nachgedacht, wenn auch sehr viel ungeordneter. Aber am Samstag hat mich der Gedanke förmlich erschlagen am Ende des Films und ich habe nur noch fasziniert vor dem Fernseher gesessen, je mehr mir das alles bewusst wurde.
Der Vergleich imt dem schwülen Tag kurz vor dem Gewitter trifft es auch sehr gut – das ist ein gutes Bild für den Joker aus dem Film. Da spielt einfach alles zusammen: das großartige Spiel Heath Ledgers, die wirklich verdammt gute Schreibe der Drehbuchs, aber auch das Joker-„Thema“ von Hans Zimmer. Jeder dieser Teile verstärkt auf seine Weise genau diesen Effekt.
Der Film ist einfach ein Meisterwerk – ähnlich wie „Prestige“. Daher muss ich gestehen, freue ich mich zwar auf „Dark Knight Rise“, aber habe auch ein wenig Angst davor. Denn „Batman Begins“ und „Dark Knight“ waren beide hervorragend und auf ihre eigenen Weisen anders als Filme. Ich frage mich, wie das bei „Dark Knight Rises“ wird zumal ich Bane halt einfach… määääh… also, ich kann mit Bane nichts anfangen. Bisher. Aber mal schauen, wie es dann im Film wird.