League of Flames

Heute gehe ich mal wieder rechtzeitig ins Bett – das habe ich mir zumindest vorgenommen. Aber ob ich das schaffe, muss ich mal schauen. Momentan spiele ich recht viel verschiedene Dinge und über das Wochenende habe ich mir endlich auch mal League of Legends.

Das macht ungeheuer viel Spaß und obwohl es Free-to-Play ist, habe ich auch schon Geld investiert. Denn nachdem ich das gesamte Wochenende mit Kumpels durchgezockt habe, dachte ich mir: „Normalerweise bezahlst du für ein PS3-Spiel 20-60 Euro. Du hast jetzt das gesamte Wochenende Spaß mit einem sauberen Spiel gehabt und das ist etwas, was du durchaus gerne noch weiter spielen würdest. Nicht intensiv, aber immer mal wieder. Dafür kann man Geld ausgeben, denn normalerweise kaufe ich mir auch Spiele.“

Also: Aufgeladen, hier einen Champion geholt, da einen geholt, dann noch manchen Skin und fertig. Mehr brauche ich da auch nicht und ich unterstütze das Spiel dadurch. Finde ich eine gute Sache, denn ich bin bekanntermaßen stets dafür, dass Leute für gute Dinge auch etwas verdienen, selbst wenn sie es kostenlos anbieten.

Das Spiel macht jedenfalls Spaß. Die Community aber nicht. Das ist echt nicht schön, denn seit ein paar Tagen probieren wir es auch gegen menschliche Spieler und nicht nur gegen Bots. Das ist unglaublich, wie sich Leute aufregen in nicht gewerteten Spielen. Ich könnte es noch verstehen, wenn es da um eine Wertungszahl ginge, aber das waren einfach nur beliebige Random-Spiele. Sich dann so aufzuregen teilweise und in den Chat zu brüllen: „Toll! Schon wieder vergeudete Zeit!“

Mein Lieblingskommentar von einem Spieler war: „Spiel doch morgens oder gegen Bots, wenn du den Champion neu spielst. Spiel nicht abends!“ Morgens? Ja, klar, geht vielleicht für Schüler, Studenten oder wenn man Urlaub hat. Aber nicht, wenn man arbeiten muss. Wann soll ich sonst spielen als abends? Und gegen Bots? Sicherlich habe ich schon gegen Bots mit dem Champion gespielt, um mir die Fähigkeiten anzusehen und wie sich der Champion so anfühlt. Aber Bots bringen da auch dann nicht mehr, denn Bots sind dumm – zumindest die Bots in League of Legends. Das hat mir echt nichts gebracht, weil die Bots bestrafen nur dumme Fehler von mir.

Das ist sicherlich auch gut und wichtig, aber wichtiger sind im Spiel gegen Menschen diese anderen Feler, für die einen menschliche Gegenspieler bestrafen, Bots aber nicht. Das ist einfach ein ganz anderes Spiel. Daher lernt man viele Dinge nur gegen menschliche Spieler und mehr als „wie fühlt sich der Champion an?“ und „was macht er?“ und „was kann er?“ bringt das Spiel gegen Bots nicht – und selbst das nur bedingt, weil es so viel ändert, wenn man gegen Menschen spielt. Das gesamte Spiel ändert sich!

Aber trotzdem regte er sich auf und beschimpfte mich, wie ich es mich erdreisten könnte, seine Zeit zu stehlen, indem ich den Champion nicht richtig spielen könnte. Doch wie soll man den Champion lernen, wenn man nicht spielt? Ich will da nur einmal rekapitulieren: Das ist ein Spiel. Das spielt man gegen andere Leute und es geht darum, eine Seite zu besiegen. Das bedeutet, es verliert einer – immer. Das war schon immer in der Geschichte des Sports so. Es ist erschreckend, wie wenig die Leute verlieren können und wie wenig Sportsgeist viele haben. Da wird auch kaum noch gekämpft, aber darüber habe ich schon häufig genug geschimpft. Es geht doch um das Spielen, um den Spaß, aber Verlieren kann heutzutage in der Online-Welt wohl keiner mehr. Echt traurig.

Bisher dachte ich wirklich, dass die Geschichten über die wirklich schlechte League-of-Legends-Community übertrieben wären. Nein, sind sie nicht – leider. Nur um mal ein Beispiel zu geben: Ein Random in unserer Gruppe hatte sich auf die Fersen eines gegnerischen Champions gesetzt und mir gepingt, dass ich mit soll. Ich folge ihm also und will ihm helfen. Ich habe das Gefühl, der Gegner entkommt und porte mich daher mit Katarina direkt hinter ihn und setze den Todesstoß. Was passiert? Er freut sich nicht, dass wir ihn bekommen haben. Er beschimpft mich, dass ich ihm den Killing Blow gestohlen habe! Dabei ist das sowas von egal, denn es bringt einem nicht wirklich was, soweit ich das verstehe. Nur ein Zähler in der Statistik geht hoch, aber solange man dann noch als „Assist“ gezählt wird, geht man nicht leer aus.

Mir persönlich ist das nämlich vollkommen egal, ob ich nun den Killing Blow setze oder nicht. Hauptsache: Gegner tot. Aber das ist vermutlich so eine ähnliche Entwicklung wie beim DPS-Meter. Es geht nicht darum, einen Boss zu legen, sondern den meisten Schaden zu machen. Supporter und ähnliche Charaktere sind unnütz und man selbst der große Roxxor.

Wirklich traurig, dass das mit der Community stimmt. Ich war danach auch leicht verstört, denn der Spieler hat das gesamte Spiel über mich weiter geflamed und geflamed, selbst als ich ihm sagte, dass ich diesen Charakter neu spiele und auch Neuling bin. Egal, immer weiter drauf. Die Anonymität des Internets eben.

Es sind immer die Anderen, die nicht spielen können. Läuft es nicht gut, dann sucht man einen Sündenbock und hackt weiter auf ihm herum. Dabei verliert man meist bereits dadurch, dass sich das PvP dann in den eigenen Gruppenchat verlagert. Denn auf dem Spielniveau, auf dem wir uns bewegen, kann man durchaus viele Spiele noch rumreißen, indem man kämpft. Aber das kennt man heutzutage im Internet wohl nicht mehr.

Gib! Gib! Gib! Win! Win! Win! Dass es aber in all diesen Konzepten eben nur einen ersten Platz geben kann, wenn es auch einen zweiten oder dritten oder noch mehr gibt, dass es nur einen Gewinner geben kann, wenn es auch Verlierer gibt, das will in deren Köpfe wohl nicht rein.