Eye of the tiger

Ich fühle mich grundsätzlich zu Underdogs hingezogen.

Das war schon früher so, als ich kleiner Bub lieber den Howie als den Colt Seavers mochte. Das war im Schach so, wo ich gerne abseitige Sachen gespielt habe wie Grünfeld, Katalanisch oder beschleunigten Drachen. Das war auch bei Filmen wie dem Schwarzen Loch von Disney so, wo ich den kleinen Schrottroboter so sympathisch fand. Ich habe in WoW-Classic als Holy-Priest gelevelt, was eine Tortur war und normalerweise keiner macht; nur Def-Warrior spielte sich zäher beim Leveln. Und ich mag Hobbits und Halblinge und all das Zeug, daher ist Willow auch einer meiner Lieblingsfilme.

Ja, ich hatte schon immer ein Herz für das Abseitige und ich treffe es immer wieder zielsicher. Denn ratet mal, was mir bei League of Legends passiert ist? Ich habe mir einen Champion rausgesucht, der scheinbar gut auf meine Spielweise passt und mit dem ich immer besser umgehen kann, weil sich vieles so natürlich anfühlt: Katarina.

Da ich immer besser und besser mit ihr spielen konnte, habe ich mir angefangen, Replays mit ihr anzusehen, Guides zu lesen und im Forum zu stöbern. Was finde ich dort? Geflame über Katarina, wie scheiße sie doch als Champion ist. Da scheint auch rein mechanisch von der Engine kein Drumherum. Trotzdem komme ich mit ihr auf meinem (doch recht niedrigen) Spielniveau gut weit. Aber es wurmt mich schon ein wenig, denn letzten Endes setze ich dann wieder auf ein Pferd, das keiner mag.

An sich ist das toll, denn dadurch kann man überraschen. Damit kann man Leute, die kein Talent besitzen, sondern nur Dinge nachspielen und nicht verstehen, gut auskontern. Das habe ich im Schach auch gerne gemacht. Einfach die bekannten Theoriewege umgehen und meinen Gegner auf unbekanntes Terrain locken, um ihn dort mit meinem besseren Positions- und Spielverständnis zu besiegen. Denn ich mochte nie die großen gehypten Eröffnungen oder Spielweisen. Aber manchmal ist es doch schade, wenn man sieht, wie einfach manche zu ihrem Ziel kommen, nur weil sie einmal mit dem Gesicht auf die Tastatur hauen und damit sogar gewinnen.

Vermutlich ist das aber einfach mein Weg und auch mein Stil. Nicht kopieren, sondern verstehen – und dadurch dann den Gegner besiegen, weil ich durch Verstehen viel bessere Transferleistungen vollbringen kann und nicht einfach nur Item-Builds oder Skillungen kopiere. Eine gewisse Genugtuung ist das schon. Trotzdem schon kurios, wie ich wohl wieder zielsicher einen der (angeblich) schwächsten Champions ausgewählt habe.

Underdogs sind eben einfach cool.