Dark Knight Rises – ja. Das hat schon einen Grund, warum ich am Samstag drin war, aber trotzdem nichts über den Film schreibe, denn es fällt mir sehr schwer. Der Film ist gut, aber trotzdem haben mich so einige Dinge gestört.
Mir war bereits im Vorfeld klar, dass es der Film schwer haben wird – zumindest bei mir. Denn Dark Knight hat mich umgehauen. Ebenso hat Batman Begins mich extrem positiv überrascht damals. Das passierte alles bei Dark Knight Rises nicht und das wusste ich vorher schon. Dennoch bin ich in den Film mit dem festen Vorsatz: „Sei fair zu dem Film. Gib ihm eine Chance, denn er hat es nicht leicht.“
Ich habe es probiert, ehrlich. Aber trotzdem saß ich im Kino und war zwischendurch (vor allen Dingen am Anfang) gelangweilt, habe leicht geseufzt, als vorhersehbare Wendungen kamen und war dann am Ende aber zum Glück einigermaßen zufrieden. Trotzdem haben mich zu viele Dinge gestört.
Robin Laws hatte mal zu Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels etwas Schönes gesagt: „Ein guter Film hat mindestens drei gute Szenen und keine schlechte. Wenn es danach geht, ist der neue Indiana Jones ein guter Film.“ Diesen Satz möchte ich auf Dark Knight Rises anwenden, denn genauso fühlt es sich für mich an. Es ist ein guter Film. Aber trotzdem fehlte mir so einiges, was mich bei den ersten beiden Nolan-Batmans fasziniert und begeistert hat.
Dazu aber mehr nach dem Spoiler-Cut, denn ich möchte mir keine Gedanken darüber machen, jemanden hier zu spoilern.
Spoiler-Cut (Batman Begins, Dark Knight, Dark Knight Rises, Spider-Man 2)
Für mich gehören Superheldengeschichten, ähnlich wie Zombiegeschichten, zu den moralischen Geschichten – wenn sie gut erzählt sind. Sie zeigen uns das Menschliche im Übermenschlichen und im Extremen. Sie werfen Charaktere in Situationen, denen sie nicht gewachsen sind und an denen sie zu scheitern drohen.
In Zombiegeschichten ist das meist dystopisch und pessimistisch, denn da wird man dann am Ende einfach gefressen. In Superheldengeschichten überwindet der Held normalerweise in genau dieser Situation seine Schwächen und wächst über sich hinaus – für ein größeres Gute im Normalfall.
Das schafft Batman Begins hervorragend. „Why do we fall, sir? So that we can learn to pick ourselves up.“ Dieser Satz ist zentral für den ersten Film und darum entsteht genau diese moralische Parabel eines Menschen, der etwas versucht und über sich selbst hinauswachsen muss, um Großes zu erreichen. Hier möchte ich betonen, dass keine Superkräfte das Entscheidende sind. Es ist Alfred, der ihn hier rettet – ein alter Butler, der durchaus einen tieferen Hintergrund hat, aber trotzdem… ich denke, ihr versteht, worauf ich hinaus will. Es geht nicht um Superkräfte, es geht um die Moral, um die Menschlichkeit in diesem Moment. Kein Batmobil, kein dunkler Anzug.
Das gelingt auch Dark Knight Rises – sogar noch viel besser. Es fängt mit dem großartigen Dialog zwischen Alfred und Bruce Wayne an.
Bruce Wayne: „People are dying, Alfred. What would you have me to do.“
Alfred Pennyworth: „Endure, Master Wayne. Take it. They’ll hate you for it, but that’s the point of Batman, he can be the outcast. He can make the choice that no one else can make, the right choice.“
Bruce Wayne: „Well, today I found out what Batman can’t do. He can’t endure this.“
Die Szene könnt ihr hier sehen.
Auch hier ist es um die Menschlichkeit im Superhelden. Hier zeigt Bruce Wayne, dass er zerbricht. Er wächst trotzdem über sich hinaus und das gipfelt dann im herausragenden Ende, in dem er das macht, was er nicht aushalten kann. Gordon sagt in diesem Moment, „because he can take it“, aber das kann er nicht, denn er hat es zuvor selbst gesagt „He [Batman] can’t endure this“! Das intelligente Ironie in all dem und das macht es episch.
Das ist eines der besten Enden, die ich je gesehen habe. Das ist das Ende eines Superheldenfilms! Das ist tief, das ist moralisch, das ist tragisch, das ist philosophisch und vor allen Dingen menschlich.
Auch die Spider-Man-Filme machen genau das und das habe ich hier auch schon einmal verlinkt. Aber ich möchte doch jetzt direkt den Bogen zum neuen Batman schlagen. Denn der versucht es in dieser Richtung, aber meiner Ansicht nach gelingt es ihm nicht. Ich hatte jedenfalls nicht das erhebende Gefühl mit fast Tränen in den Augen wie bei den eben genannten Szenen. Es hat mich relativ kalt gelassen, dabei stehe ich auf genau solche Momente.
Ich habe mich lange gefragt, warum das passiert ist und ich kann immer noch nicht genau den Finger darauf legen. Ja, sie versuchen noch einmal den Satz aus dem ersten Nolan-Batman aufzugreifen, aber dennoch fühlt es sich schwach an. Ja, sie haben da eine Metapher mit dem Gefängnis und dem Brunnen gebaut und die ist auch gut! Aber dennoch funktionierte sie für mich nicht.
Aber dank meiner Frau habe ich eine Vermutung woran es liegen könnte: Der Film hat mir etwas Anderes versprochen. Er hatte mir nicht versprochen, dass ich sehe, wie Batman seine Schwächen überwindet. Er hatte mir versprochen, dass gewöhnliche Menschen über sich selbst hinauswachsen und damit hat er schon am Ende von Dark Knight angefangen, als es den moralischen Wettstreit von Batman und Joker gibt, der von normalen Menschen auf den Booten ausgetragen wird.
Ich dachte, der Film wollte die Entwicklung der Handlung und auch die Entmachtung von Bane in die Hände der Bürger Gothams legen – vielleicht noch Blake und Gordon und sicherlich auch Alfred und Fox. Dass Batman eher als Symbol dient, als Idee, das hätte ich mir gewünscht. Das ist zumindest, wie ich viele Dialog-Szenen interpretiert habe. Das passiert aber nicht.
Ja, es gibt da diese Szene mit dem Polizisten in der Paradeuniform und es gibt den Aufmarsch der Polizisten, es gibt den Moment von Blake auf der Brücke (und das war echt cool!), aber meiner Ansicht nach ist das alles nicht konsequent durchgezogen gewesen. Da hat für mich jedes Mal der letzte Sprung gefehlt.
So verlässt sich der Film eben doch nicht auf das Menschliche, um den Superhelden zu zeigen, sondern doch auf das Übermenschliche, auf den Superhelden. Er verlässt sich darauf, dass Batman rapide gesundet, er verlässt sich darauf, dass Catwoman Bane einfach mit einem Schuss wegballert. Und das fühlt sich für mich nicht nach den zwei Nolan-Batmans an, die ich vorher gesehen habe. Das lässt mich irgendwie überraschend kalt, denn mir fehlt da zu sehr das Menschliche.
Bitte nicht falsch verstehen: ja, das ist trotzdem da! Aber meiner Ansicht nach zu schwach in Szene gesetzt. Das war doch die große Stärke der ersten beiden Filmen und an dieser Stelle versagt der Film – leider. Daher ist es für mich einfach nur ein guter Film und nicht mehr.
Ich habe weiterhin die Hoffnung, dass ich dem Film unrecht tue und das einfach nur an der deutschen Synchronisation liegt, die ich auch nicht wirklich berauschend fand. Aber ich bezweifle es, denn das sind ja Grundprobleme in der Struktur.
Ganz davon ab, dass ich auch die Erzählweise nicht gelungen finde. Es gibt zu viele Zeitsprünge, die unnötig waren und dann auch noch nicht wirklich erklärt werden. Der Film lässt sich am Anfang zu viel Zeit und am Ende zu wenig. Während am Anfang eine Zeit unnötig in die Länge gezogen wird, die man besser und knackiger hätte inszenieren können, werden am Ende Wochen durch wenige Sätze überbrückt. Das hat mich verloren und dabei habe ich mit Zeitraffern eigentlich wenig Probleme. Aber so wirkte es einfach nur zerfasert auf mich.
Auch die Beinverletzung Bruce Waynes fand ich unnötig und irritierend erzählt. Denn ja, ich weiß, was sie mir damit sagen wollten. Aber dafür ist er mir dann zu sehr gewechselt von: „ich humpele, ich kann tanzen, ich humpele, ich kann tanzen“ und ungefähr ab der Hälfte des Films hat das sowieso keinen mehr interessiert und es wurde auch nicht mehr erwähnt. Lange hatte ich mich gefragt: „Ist das jetzt ein Trick Batmans zerbrechlich zu wirken?“ Und auch wenn ich weiß, worauf sie hinaus wollen, irgendwie ist das für mich total unbefriedigend so.
Merkt ihr was? Das sind jetzt alles keine Dinge, die schlecht sind. Aber sie sind (für mich zumindest) auch nicht gut und sie mindern leider meinen Spaß beim Sehen des Films erheblich. Daher bin ich mit sehr gemischten Gefühlen aus dem Kino gegangen. Denn ja, das Ende war rund und die Handlung in gewisser Weise auch.
So richtig auflösen konnte ich diesen merkwürdigen Mischmasch aus Gedanken und Problemen mit dem Film immer noch nicht. Denn wenn ich den Film als „schlecht“ bezeichnen würde, würde ich ihm sehr unrecht tun. Wenn ich ihn als „okay“ bezeichne auch. Aber trotzdem… irgendetwas… stört mich so sehr, dass nicht guten Gewissens und in einem einfachen Satz sagen kann: „Der Film ist großartig!“ Nein, ist er irgendwie nicht – leider.