Für die SW:TOR-Rpler habe ich vor einiger Zeit einen Guide über Dialoge im Rollenspiel geschrieben. Denn leider können viele Rollenspieler keine Gespräche führen. Dabei gibt es ein paar Kniffe, die man dafür benutzen kann. Auch wenn der Text selbst sich auf SW:TOR bezieht, ist sicher auch manches für Rollenspiel generell zu übernehmen und damit das alles nicht in Vergessenheit gerät, hier als separater Blog-Beitrag.
Jamapis 1×1 des RP-Dialogs
Online-Rollenspiel besteht zum Großteil aus Gesprächen zwischen Charakteren. Es gibt zwar auch Interaktion, die nur über Emotes abläuft, aber selbst das unterliegt ähnlichen Grundsätzen. Doch wie hält man ein Gespräch am Leben?
Man kann nahezu jedem RP-Dialog so viel Würze und Eigendynamik geben, dass er von selbst läuft, wenn ein paar kleine Dinge beachtet werden. Es handelt sich hierbei nur um Tipps, keine Bibeltexte.
Zur Übersicht die einzelnen Punkte:
– Konflikte einbringen
– Miteinander unterhalten
– Direkt ansprechen
– Aufmerksam sein
– Lebendig antworten
– Ort wechseln
– Text auflockern
Dieser Guide widmet sich weniger Gesprächen, die im Rahmen eines Plots stattfinden, sondern Alltagsgesprächen. Trotzdem können viele der folgenden Dinge auch einen Dialog im Rahmen eines Plots entsprechend am Leben halten.
Konflikte einbringen
– Einspruch, euer Ehren!
Es gibt nichts Tödlicheres für einen Dialog als Übereinstimmung. Erst ein Konflikt macht einen Dialog wirklich lesenswert und interessant – das ist eine bekannte Regel unter Romanschreibern.
Im Rollenspiel haben wir diese Möglichkeiten nicht immer, denn häufig wissen wir nicht, was uns im Gespräch erwartet und können sie daher schlechter planen. Aber dafür gibt es im Rollenspiel eine einfache Möglichkeit, etwas Ähnliches zu erzeugen: Widersprecht eurem Gesprächspartner!
Es muss nicht immer eine komplett gegensätzliche Meinung sein. Aber schaut euch mal folgendes stark vereinfachtes Beispiel an:
A: Schönes Wetter heute.
B: Ja, finde ich auch.
Im Gegensatz dazu:
A: Schönes Wetter heute.
B: An sich ist es schön, aber ich weiß nicht: mir ist die Sonne zu hell.
A: Ja, an sich hast du recht.
Und noch einen Schritt weiter:
A: Schönes Wetter heute.
B: An sich ist es schön, aber ich weiß nicht: mir ist die Sonne zu hell.
A: Zu hell? Verdammt, es ist schön sonnig!
B: Aber…
Ihr merkt vielleicht schon, dass selbst bei einer solchen Banalität wie Smalltalk über Wetter deutlich mehr Potenzial und Dynamik entsteht, wenn man widerspricht. Das Gespräch beginnt von ganz allein zu laufen. Durch den Widerspruch habt ihr immer wieder neue Ansatzpunkte und ab einem gewissen Punkt macht so ein Gespräch normalerweise „Klick“ und läuft von ganz allein.
Probiert einmal über einen längeren Zeitraum „ja“, „sehe ich genauso“, „*nickt*“ oder Ähnliches zu vermeiden. Versucht in jeder eurer Antworten entweder zu widersprechen oder einen neuen Aspekt hinzuzufügen.
Der Konflikt muss nicht immer ein Widerspruch sein. Es kann auch ein Problem sein, aus dem eine interessante Situation entsteht und Spannung erzeugt wird.
Miteinander unterhalten
– Apropos Wurm…!
Gespräche sind ein Geben und Nehmen. Erzählt also nicht immer nur von euch, sondern geht auf euren Gesprächspartner und dessen Themen ein und greift Thema oder Schlagworte eures Gesprächspartners auf.
Hakt noch einmal nach oder baut auf das Gesagte auf. Wechselt nicht einfach abrupt das Thema, außer es ist für den Gesprächskonflikt wichtig. Wenn euer Charakter ein Thema meiden will, dann macht es irgendwie erkennbar, zur Not mit einem Emote, wenn es eleganter nicht geht. Die wenigsten Charaktere können vollkommen subtil ein Thema wechseln. Irgendwelche Regungen oder Anzeichen dafür gibt es immer.
Versucht das Hauptthema eures Gesprächspartners aufzugreifen und in den eigenen Satz mit einfließen zu lassen. Verwendet vielleicht sogar ein Stichwort immer aus dem vorherigen Satz eures Gesprächspartners, solange ihr euch hierbei nicht sicher fühlt.
Wenn ihr damit sicherer seid, müsst ihr auch nicht immer konkrete Wörter rauspicken, sondern könnt euch ganz natürlich innerhalb des Themas eures Gesprächspartners bewegen, so dass er das Gefühl hat, dass ihr euch nicht gegen ihn unterhaltet, sondern mit ihm.
Direkt ansprechen
– Häh? Ich? Oder wer jetzt…?
Der Chat in SW:TOR ist unübersichtlich, das wissen wir alle. Daher sollte man den Chat selbst so lesbar und übersichtlich wie möglich halten.
Eine einfache Möglichkeit ist: Zeigt immer wieder deutlich, mit wem ihr redet!
Das geht mit schon so einfachen und kurzen Sachen wie:
*gen Luke*
*nickt zu Leia*
*sagt zu Han*
Auch funktioniert es gut, den Namen in das Gesagte einzustreuen: „Da hast du noch einmal Glück gehabt, Chewbacca!“ Das muss noch nicht einmal großartig umschrieben sein. Nutzt den Charakternamen eures Gesprächspartners im Emote. Dadurch kann er schneller den Text erkennen, der an ihn gerichtet ist und außerdem können Mitspieler besser einsteigen, wenn sie sich in euer Gespräch mischen wollen.
Benutzt unter keinen Umständen Platzhalter oder Spitznamen in diesen Emotes! Wenn ihr schreibt „*nickt der Twi’lek zu*“ fühlt sich erst einmal jeder Twi’lek-Spieler angesprochen und fragt sich: „Bin ich gemeint?“ Das irritiert, das belastet den Chat sehr und sollte deswegen nur in überschaubaren Situationen gemacht werden.
Ähnliches auch zu Spitznamen, die vielleicht nicht jeder kennt. Daher sollte immer auch der Name in Emotes verwendet werden, der über dem Charakterkopf schwebt, um das eindeutig zuweisen zu können. Denkt aber daran, dass außerhalb von Emotes eure Charaktere diesen Namen möglicherweise nicht kennen.
Es kann auch gut funktionieren, wenn man durch Bewegungen der Figur deutlich macht, mit wem man sich unterhält. Dreht den Charakter hin und her, wenn ihr zu jemandem sprecht oder nehmt den Charakter ins Ziel – bei SW:TOR blickt die Figur dadurch das Ziel an.
Aufmerksam sein
– Warten auf Godot!
Es frustriert, wenn man unnötig lange im Rollenspiel auf eine Antwort warten muss und es macht keinen Spaß, wenn man merkt, dass der Spielpartner abgelenkt ist.
Seid fair zu euren Mitspielern und gebt Bescheid, wenn ihr gerade weg oder abgelenkt seid. So kann man sich immer noch einigen, ob man gerade grundsätzlich eine Pause macht oder das Spiel vertagt.
Nicht jeder ist ein schneller Tipper, aber gerade dann sollte man sich auch wirklich mit ganzer Aufmerksamkeit dem Rollenspiel widmen, um den Mitspieler nicht minutenlang auf eine Antwort warten zu lassen. Wenn diese Antwort auch noch so kurz ist, dass man daraus kaum Rollenspiel erzeugen kann, stirbt das Gespräch einen langsamen und qualvollen Tod.
Online-Rollenspiel lebt von Dingen, die passieren – nicht vom Warten. Das mag auf einem LARP gut funktionieren, weil man reale Welt um sich herum hat. Beim Online-Rollenspiel können sich viele Leute bestimmt Schöneres vorstellen, als fünf Minuten auf den Bildschirm zu starren und auf Antwort zu hoffen.
Denkt daran, dass jemand da auf eure Antwort wartet und je länger man warten muss, desto mehr wird man aus dem Charakter gerissen. Manche gehen dann irgendwann parallel in einen anderen Task und verlieren den Bezug zum Gespräch. Auch durch solche Dinge verliert ein Gespräch an Dynamik.
Lebendig antworten
– In der Kürze liegt nicht immer die Würze
Ein Gespräch, das nur aus einsilbigen Antworten besteht überlebt nicht länger als fünf Minuten – wenn die Antworten lange auf sich warten lassen.
Antwortet nicht zu einsilbig. Sicherlich muss man nicht immer alles blumig schreiben oder halbe Romane in den Chat tippen, aber dennoch ist es unbefriedigend, wenn nur ein „*nickt*“ zurückkommt. Da gibt es zu wenig Möglichkeiten, RP daraus zu erzeugen.
Vermeidet solche kurzen Antworten. Rollenspielgespräche werden nicht dadurch am Leben gehalten, dass man ständig nur reagiert und das möglichst kurz. Man muss auch selbst aktiv das Gespräch beleben und das geht weder mit einem einfachen „*nickt*“ oder einem „Ja“ noch einem „Nein“ oder einem „Aha“, sondern idealerweise mit vollständigen Sätzen.
Wenn euer Charakter einsilbig ist, dann zeigt wenigstens dem Spieler durch Emotes, dass es am Charakter liegt und nicht an eurer Tipp-Faulheit. Über Emotes könnt ihr noch mehr Informationen und Anspielmöglichkeiten geben, so dass man zwar vielleicht aus dem „Aha“ nichts ziehen kann, aber aus dem begleitenden „*spricht besonders monoton und gelangweilt*“. Funktioniert auch nicht immer, denn stille Personen sind natürlich keine guten Gesprächspartner, aber es hilft selbst bei diesen Charaktertypen.
Ort wechseln
– Zeit für etwas völlig Anderes…
Wenn sich die Themen erschöpfen sollten, wenn man nicht mehr so recht weiß, wohin mit dem Gespräch, dann wechselt doch mal den Ort. Geht vor die Tür der Cantina, schlendert um die Promenade, bemerkt, dass die Zigaretten gerade alle sind und geht gemeinsam zum Kippenautomat.
Ein einfacher Ortswechsel, selbst wenn er nur kurz ist, belebt ein Gespräch, das einzuschlafen drohte. Denn dadurch nehmt ihr neue Impulse von außen auf, trefft vielleicht auf dem Weg Leute oder es passiert etwas vollkommen Überraschendes.
Wichtig dabei ist auch immer, die Umgebung einzubeziehen. Einfach nur still nebeneinander herlaufen ist langweilig und hilft nicht. Viele können nicht im Gehen tippen, weil sie nicht so schnell sind. Dann kann man immer einmal wieder nach einigen Schritten kurz stehen bleiben – entweder um selbst zu tippen oder um dem Spielpartner Zeit zum Tippen zu geben.
Hilfreich ist es hier, die „immer gehen“-Taste zu drücken. Dadurch bewegt sich euer Charakter von selbst nach vorne und ihr müsst ihn nur mit der Maus drehen, um in andere Richtungen zu gehen. Dadurch könnt ihr euch ganz locker auch mal beim Spaziergang euch unterhalten. Wenn ihr da mal eine kurze Zeit gegen eine Wand lauft, ist das nicht wild und sollte ignoriert werden.
Text auflockern
– Struktur! Struktur! Struktur!
Es hilft häufig, wenn man ein Emote mit „/me“ einleitet. Das wird normalerweise in einer anderen Farbe angezeigt und gibt dem Textblock des Say-Chats eine neue Struktur. Dadurch kann sich das Auge besser am Text festhalten.
Bedenkt aber hierbei, dass die andere Fraktion keine Emotes lesen kann. Trotzdem helfen sie auch im Slice zumindest der eigenen Fraktion. Daher kann man an Orten mit fraktionsübergreifendem RP zwar Emotes benutzen, aber man sollte keine handlungstragenden und wichtigen Informationen dort hineinpacken. Trotzdem helfen sie sogar dort.
Auch ist es ratsam, wenn man nicht ständig Mehrzeiler schreibt, sondern auch mal längere Sätze über mehrere Zeilen verteilt. Beachtet jedoch, solche Methoden möglichst nicht in überfüllten Gebieten zu nutzen, denn das kann ganz schnell dazu führen, dass der Chat zu schnell scrollt. Aber in überschaubaren Gesprächen kann das sehr gut dazu dienen, einem Text eine übersichtlichere Struktur zu geben.