Halbnackte Tatsachen

Es mag eine banale Sache sein, die mir da durch den Kopf ging, als ich vorhin mit dem Auto fuhr. Aber mich beschäftigte das immer wieder: Wie kann man auf die Idee kommen, neben der Straße Plakate mit Dessous-Werbung hinzuhängen? Gibt es da nicht irgendwelche Erhebungen, dass das mit Sicherheit die Auffahrgefahr erhöht?

Nur so ein Gedanke. Klar, allgemein ist es sehr fragwürdig, neben die Straße Werbung zu hängen. Das mag für Füßgänger toll sein, aber für Autofahrer ist das eben häufig nicht so gut. Aber muss man dann auch noch so mit dem Feuer spielen?

Post Mortem: NaNoWriMo 2012

Der November nähert sich seinem Ende und damit auch der National Writing Month 2012. Ich bin gut durchgekommen, stehe zur Zeit bei knapp 60.000 Wörter, werde aber vermutlich noch ein paar offene Lücken mit in den Dezember nehmen.

An sich steht die Geschichte komplett. Auch die Szenen sind bereits als Stationen da. An manchen Stellen muss ich nur die Szenen zu Ende schreiben oder manche Stationen miteinander verbinden. Das ist aber mehr Routine und Arbeit und weniger kreatives Schaffen. Dadurch muss ich natürlich aufpassen, dass ich es überhaupt mache und am Ball bleibe.

Letztes Jahr hatte ich ein paar zu viele offene Stellen und das zu lange verstreichen lassen. Somit habe ich ein viel zu offenes Ende und zwei Löcher in der Mitte, die ich zur Zeit nicht mehr stopfen kann. Das geht wohl erst, wenn ich die Greifenreiter mal komplett überarbeite – oder mich dann an den zweiten Teil schaffe. Denn wie sich letztes Jahr herausgestellt hatte, war mein Plot einfach zu viel für 50.000 Wörter und ich bin bei etwas über dieser Grenze erst bei der Hälfte des Plots angekommen. Ist nicht wild, bietet mir aber genug Potenzial insgesamt.

Dieses Jahr bin ich da aber zuversichtlicher, weil ich immer noch sehr von der Welt, von der Geschichte und den Charakteren überzeugt bin. Auch bin ich sehr gespannt, wie es dann nächstes Jahr weitergeht. Für mich selbst ist das schließlich auch ein wenig wie Fernsehen, weil ich mich treiben lasse und zwar grobe Ideen habe, aber dennoch nicht weiß, wo es genau hingeht und wie.

Am Anfang des Novembers hatte ich viele Entwicklungen zum Beispiel gar nicht gewusst. Auch hatte ich keine Ahnung vom Ende. Ebenso wusste ich nicht, dass es ein „bittersüßes Nicht-Happy-End“ geben wird, sondern mehr ein Empire Strikes Back-Gefühl. Das ist, was diesen ganzen Schreibmarathon auch so schön und erfrischend und belebend macht. Man schreibt für sich selbst eine Geschichte, die einen auch selbst immer wieder überrascht und das beste: Sie ist natürlich so, wie man sie haben will.

Nicht immer genau so, aber wenn, dann liegt es an einem selbst. Ich kann da also nicht auf Andere zeigen und dann motzen: „Uh, das hätte der Schreiber ganz anders machen sollen!“ Mache ich das hier, dann kann ich es auch anders machen. Und das ist einfach richtig genial.

Dass ich mit dem all dem keinen Nobelpreis gewinne, ist mir bewusst. Auch, dass das keine hochgeistige Literatur ist. Ebenso, dass das vermutlich nicht viele interessieren wird. Doch darum geht es nicht. Es ist eine Geschichte, die mir wichtig ist, dass sie erzählt wird. Bei wie vielen Leuten sie dann am Ende ankommt, das ist nicht ganz so wichtig. Auch wenn es um so cooler wird, wenn einem doch eine große Streuung gelingt. Aber darum mache ich mir im derzeitigen Stadium der Geschichte keine Gedanken.

Das würde nur zu sehr ablenken von dem Haufen Arbeit, der da noch vor mir liegt, um das Ganze vernünftig lesbar zu machen. Wenn ich schon allein daran denke, wie viele Absätze dieses Jahr bei mir mit dem Namen meiner Protagonistin anfangen, dann wird mir übel. Das habe ich diesmal wirklich versemmelt und muss da einiges rumfeilen, denn das ist so einfach Mist. Ebenso sind meine Dialoge von der Struktur her nicht gut geschrieben. Ich denke, sie sind spannend und konfliktreich, aber handwerklich lassen die noch einiges zu wünschen übrig.

Aber das werde ich noch sehen. Im Dezember steht dann erst einmal Löcherflicken an. Alles sollte in einem Guss am Ende des Dezembers geschrieben sein, dass man theoretisch in einem Stück durchlesen könnte und Sprünge nur Sprünge sind, wenn ich die auch tatsächlich erzählerisch als Sprünge drin haben will. Erst danach geht es dann daran zu schauen, dass die Charaktere vom Auftreten konsistent werden, dass Folgefehler nicht passieren und solche Dinge – vorletztes Jahr wurde beispielsweise ein Säbel mal zu einer Axt ein paar Seiten später.

Ich bin gespannt, was der Dezember bringt und will mir nicht zu viel vornehmen. Das ist sowieso ein stressiger Monat und ich bin zufrieden, wenn einfach alles mal ausformuliert ist. Aber es bleibt am Ende immer noch, wie Hemingway es einst sagte: „The first draft of anything is shit.“

Dennoch mag ich meinen kleinen Scheiß, den ich da diesen Monat fabriziert habe und der mir so viele Stunden Schlaf und Ruhe geraubt hat.

Please hold the line…

Es ist mal wieder Zeit für: Katzen-Content! Erinnert Ihr Euch noch hieran?

Ich weiß noch, wie ich als Kind manchmal auf meine Lieblingssendungen gewartet habe und genau das dann davor lief. Damals fand ich das langweilig. Klar, ich wollte immerhin meine Serien oder Kinderfilme schauen. Aber so im Nachhinein betrachtet: Was für eine großartige Warteschleife!

So würde mir als Erwachsener das Warten auch Spaß machen. Stundenlang könnte ich da zuschauen! Und dazu noch die nette Musik…

Hot, hot, hot, hot…

Wasabi kann ganz schön die Hölle sein. Aber trotzdem mag ich ihn eigentlich. Allerdings schmeckt mir auch Meerrettich. Was ich bei Wasabi sehr angenehm finde und was mir mal letztens jemand bestätigt hat: Es ist eine gesündere Schärfe. Während man sich mit Tabasco oder Chili oder Ähnlichem wirklich den Geschmack wegbrennt, kann Wasabi auch wirklich extrem scharf sein, aber dennoch ist es mild.

Meine Frau hat mir jetzt vor ein paar Tagen eine neue Lindt-Schokolade geholt – mit Wasabi. Da war ich am Anfang skeptisch. Ich biss hinein und schmeckte zunächst nichts und erst im Abgang spürte ich so ein leichtes Prickeln und den Geschmack von Wasabi. So muss scharfe Schokolade schmecken!

Ich weiß, dass viele da die Nase rümpfen und finden, das passt nicht zusammen. Bei scharfer Schokolade geht es aber auch nicht darum, dass das höllisch sein muss, sondern um diesen kleinen Effekt, der das süße Erlebnis ein wenig verfeinert und abändert. Das macht es spannender und finde ich ganz angenehm.

Die Lindt-Wasabi kann ich jedenfalls durchaus empfehlen. Wer sich allerdings schon die Geschmacksnerven weggeätzt hat, der wird da nur drüber lachen. Denn scharf ist die wirklich nicht … aber sie schmeckt.

Our story

Das erste Ziel meines Urlaubs habe ich erreicht: Heute morgen habe ich mich vor meinem Zahnarzttermin an meine PS3 gesetzt, um ein Geheimnis zu lüften – wie bekomme ich Valkyria Chronicles 2 auf meine PSVita?

Denn bisher hatte ich wahnsinnige Probleme damit. Als ich vor ein paar Wochen meine PSVita bekommen habe und die PS3 mal wieder mit dem Internet verkabelt hatte, habe ich VC2 auch direkt gefunden, runtergeladen, aber es lief nicht. Mir gelang es einfach nicht, es zum Erscheinen in der Spielauswahl zu bekommen. Alles andere funktionierte tadellos, aber auch nach wiederholtem Herunterladen wollte es sich nicht zeigen.

Zunächst dachte ich, es liege daran, dass wir kein W-Lan haben und ich daher nur über den Download-Manager arbeiten konnte. Also habe ich das W-Lan bei meiner Mutter ausprobiert, um meine PSVita zu registrieren und hoffte, auf Besserung. Aber das brachte mir nichts. Denn im PSVita-Store war zwar der DLC zu Valkyria Chronicles 2 zu finden, aber nicht das Spiel.

Daher befürchtete ich, dass ich nur den DLC heruntergeladen hatte und dass es daher das Problem gab, dass mir VC2 nicht im Spielmenü angezeigt wurde. Und genau so war es!

Nach einigem Rumsuchen im Internet habe ich ein paar Tipps gefunden und es gab da auch den Hinweis, dass es im PSVita-Store Valkyria Chronicles 2 nicht gibt, dafür aber im PS3-Store. Das muss man nicht verstehen, ist aber so, wie ich heute morgen herausgefunden habe.

Ich weiß auch nicht, warum bei meiner Suche nach „Valkyria Chronicles“ mir nur damals der DLC angezeigt wurde und nicht auch das richtige Spiel. Jetzt habe ich es mir aber zugelegt, heruntergeladen, auf meine PSVita übertragen und es zeigt sich im Spielmenü.

Endlich habe ich es! Ich freue mich so!

Und ja, Valkyria Chronicles gewinnt jeden Kampf gegen X-Com – zumindest das Valkyria Chronicles, das ich auf der PS3 bereits spielen durfte! Was nicht bedeutet, dass X-Com schlecht wäre.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass Valkyria Chronicles 2 mich nicht enttäuschen wird, auch wenn es gerade bei der Handlung angeblich hinter dem ersten Teil zurückstehen muss. Was vielen Leuten wohl nicht behagte ist, dass es sehr viel mehr Schul/Akademie-Geschichte gibt und daher die wirklich tragische, aber ebenso epische Kriegsgeschichte aus Teil 1 fehlt. Aber wer mich kennt weiß: Schul/Akademie-Plot? Ja, ja, ja! Her damit!

Daher schaue ich mir gerade das Opening an und kann nicht mehr, als mich darüber freuen. Denn das verspricht: Akademie, Tragik, Drama, Epik und ein Wiedersehen mit alten Charakteren. Ob es auch wirklich hält, was es verspricht, werde ich sicherlich in der nächsten Zeit hier schreiben. Aber das kann eigentlich nur gut werden!

Das Opening ist allerdings das japanische. In der westlichen Version haben sie leider (einmal wieder) dieses tolle Lied gegen einfach nur ein Instrumentalstück ausgetauscht. Daher hier die Übersetzung des Textes am Anfang:

In days long past, the Darcsens, bringers of the great Calamity, invaded Europa, pushing her to the brink of ruin. But the godly Valkyria heard the prayers of the people. Brandishing spears wreathed in blue flame, they struck down the Darcsen invaders, ushering Europa into an era of peace.

Episch! Ja, für Valkyria Chronicles fällt mir kein anderes Adjektiv ein, das meine Begeisterung dermaßen gut beschreibt.

How worlds of change led us astray

Ich bin so glücklich – obwohl es meine Charaktere nicht sind. Aber das ist so famos und mir ist eine Szene gelungen, die ich schon seit einiger Zeit im Kopf mit mir herumtrage und die von diesem Lied inspiriert war. Die Situation gab es schon vorher in meinem Plot und war, worauf ich hingesteuert habe, aber dieses Lied hat Bilder und Momente in meinem Kopf erzeugt, die mir ungeheuer geholfen haben, die Szene zu schreiben:

Hinzu kommt, dass es zumindest anfangs tatsächlich diese arabische Grundstimmung hat und der Rest passt einfach so ungemein gut. Das wäre fast ein perfektes Abschlusslied meines Romans, denn diese Szene kommt relativ am Schluss – das bittersüße Ende mit einem offenen Ausblick.

Das Beste an der ganzen Sache ist: Das passt sowohl für Penelope (die Protagonistin des vorherigen Teils) als auch für Samirah (die Protagonistin dieses Jahr), denn beide sind am Ende genau dort auf ihre eigenen Weisen. Das war eigentlich gar nicht so geplant, dass die beiden Widersacherinnen dort landen. Aber um so grandioser, wie es gelaufen ist. Das hätte ich fast nicht besser planen können.

But I was young and foolish

Vor einiger Zeit war ich bei einem Konzert von Loreena McKennit in Frankfurt – die Karten hatte mir meine Frau geschenkt. Auch nach Monaten habe ich immer die Bilder und Klänge und Momente in Erinnerung davon, die mich so schnell sicherlich nicht verlassen werden. Denn das war einfach ein so wunderschönes Konzert, dass ich danach noch lange ganz hin und weg war.

Loreena McKennit mochte ich sowieso schon immer, aber live war das noch einmal eine ganz andere Sache. Das hätte ich in dem Fall nicht gedacht, weil auch ihre CD-Stücke immer sehr authentisch wirken und ich auch am liebsten die Live in Toronto höre, was schließlich auch live ist. Aber wenn man da sitzt, sie dort steht und dann alles da auch wirklich passiert, ist das schon überwältigend.

Besonders angetan hat es mir bei ihr häufig, wenn sie bekannte Gedichte singt, von denen ich ein paar nun einmal aus meinem Englisch-Studium kenne. So war mit einer der Höhepunkte ein Lied, das ich jetzt erst wieder entdeckt hatte, als ich mir für 7 Euro ein MP3-Album von ihr holte und das da drauf war und ich im gleichen Moment dachte: „Nein, das ist da auch drauf! Geil!“

Direkt habe ich es auf Repeat gehört und auch wenn es nicht ganz das gleiche ist, so ist es doch atemberaubend schön. Es ist „Down by the sally gardens“ von Yates und auf YouTube habe ich es sogar auch gefunden.

Down by the salley gardens my love and I did meet;
She passed the salley gardens with little snow-white feet.
She bid me take love easy, as the leaves grow on the tree;
But I, being young and foolish, with her did not agree.

In a field by the river my love and I did stand,
And on my leaning shoulder she placed her snow-white hand.
She bid me take life easy, as the grass grows on the weirs;
But I was young and foolish, and now am full of tears.

Einfach so wunderwunderschön.

And the winner is…

50.000 Wörter sind geknackt! Juhu!

Eigentlich hätte ich sie ohne Probleme gestern schon geschafft. Knapp hundert Wörter vor den 50.000 habe ich nämlich gestern Schluss gemacht, weil ich doch lieber heute ins Ziel laufen wollte und gestern sowieso an einem Punkt angekommen war, wo ich mir noch ein wenig Zeit lassen wollte.

Das ist ganz witzig, weil ich gestern schon befürchtet hatte, dass ich die 1700 Wörter an dem Abend nicht schaffe. Aber nachdem ich das akzeptiert hatte und schon mich damit abgefunden hatte, während ich dieses und jenes nebenbei gespielt hatte, packte es mich plötzlich und ich hatte unzählige Ideen, wie ich was weiterführen kann und ich denke, dass ich jetzt auch ein paar coole Wendungen gefunden habe, die auch im Bezug auf ein paar Dinge am Anfang so ungeheuer viel Sinn ergeben – das hätte ich nicht besser planen können.

Trotzdem habe ich dann einen harten Cut gestern gemacht und heute bin ich recht lässig dann durch die Ziellinie gelaufen. Allerdings werde ich dafür heute nicht die 1700 Wörter schaffen. Das ärgert mich natürlich ein wenig, weil ich kein rotes Feld da rechts im Blog haben will, aber ich bin heute zu geschafft und will mich nicht zwingen müssen – nicht heute. Heute ist meine Belohnung für den Gewinn des NaNoWriMos, dass ich mir heute nur die Hälfte der Wörter leiste.

Immerhin habe ich jetzt eine Woche Urlaub und das ist mehr als genügend Zeit, um noch die restlichen beiden Kapitel mit Inhalt zu füllen. Daher nehme ich mir heute den wohlverdienten halben Ruheabend – denn geschrieben habe ich schließlich trotzdem.

Mal schauen, wenn ich das so lässig angehe, vielleicht kommen nachher doch noch ein paar Wörter zusammen. Für heute Abend genieße ich aber einfach, dass ich es geschafft habe und gönne mir einen Abend zocken oder Fernsehen oder worauf auch immer ich Lust habe. Denn gerade diese Abende zur freien Verfügung habe ich mir zu wenig die letzte Zeit gegönnt. Das ist ganz natürlich, denn es war NaNoWriMo – aber entsprechend ausgelaugt bin ich mittlerweile. Daher brauche ich das einfach; und das nehme ich mir jetzt.

Dinner to hell

Weiter schiebe ich das Schreiben vor mir her, denn heute fällt es mir ungeheuer schwer. Nicht nur fühle ich mich leicht kränklich, gerade bin ich auch in einem ziemlichen Kreativitätsloch. Ich habe zwar die Eckpunkte, aber mir will nichts für dazwischen einfallen. Daher mache ich das, was man in diesen Situationen am besten nicht machen sollte: Ich schiebe es vor mir her.

Oder sollte man das wirklich nicht machen? Ich bin immer noch davon überzeugt, dass das zu einem gewissen Teil sogar gesund ist. Man bekommt den Kopf ein wenig frei und außerdem kann man sich manchmal spannende Impulse von ganz anderen Sachen holen. Wichtig ist natürlich, rechtzeitig den Weg wieder zurück zu finden und sich nicht komplett in der Prokrastination zu verlieren.

Womit ich mir gerade die Zeit vertreibe? Ich habe auf Facebook bemerkt, dass heute Thanksgiving wäre. Das ist ein Tag, den man hier in Deutschland nicht so wirklich mitbekommt. In den Staaten ist das natürlich ganz groß. Direkt hatte ich diverse Bilder im Kopf, aber mein stärkstes Bild musste ich wieder auffrischen.

Es gab bei einer meiner Lieblingsserien, Dawson’s Creek, eine Thanksgiving-Folge, die mich damals schwer beeindruckt hat. Ich war noch in der Heile-Welt-Phase damals und Serien hatten zwar auch Drama zu haben, aber Dawson’s Creek hat mich sicherlich schon allein deshalb so fasziniert, weil es immer sehr zielsicher auf Katastrophen zusteuerte, die es zwar dann immer wieder auch mal behob, aber auch mal so ließ.

Ganz besonders war es aber bei dieser Folge extrem, denn ich kannte nur die Plüsch-Thanksgiving-Folgen, bei denen alles toll und nett und freundlich war. Bei Dawson’s Creek steuerte alles auf Katastrophe zu. Das fand ich spannend – und inspirierend und ist etwas, was mich wohl bis heute beeinflusst hat.

Aber die Folge hatte ich größtenteils vergessen, daher habe ich sie mir jetzt noch einmal angesehen. Anfangs war ich zugebenermaßen ein wenig überrascht, wie explizit doch das Gespräch zwischen Pacey und Jen war. Aber dennoch fand ich es nicht flach – oder ordinär. Sondern durchaus authentisch und witzig. Aber kein Wunder, wenn solche Gespräche auch mal vor der Titelmelodie kamen, dass ein falscher Eindruck von Dawson’s Creek entsteht, denn die Serie war so viel mehr, wie man in der Folge danach sieht.

Vermutlich ist es schwer, wenn man die Abläufe und die Charaktere vorher nicht kennt, das alles zu erkennen. Aber die Serie hat bis zu diesem Zeitpunkt so einiges an Problemen und Konflikten aufgebaut und ausgerechnet in dieser Thanksgiving-Folge prallt alles aufeinander. Ein wenig fühle ich den Thanksgiving-Tag dadurch dekonstruiert – aber dann doch wieder nicht. Er wird eher wieder rekonstruiert, weil viel deutlicher durch diese Probleme und Konflikte gezeigt wird, worum es eigentlich bei diesem Tag geht – ähnlich wie an Weihnachten. Es geht nicht darum, dass alles Friede-Freude-Eierkuchen ist und manche Konflikte lassen sich nicht auflösen. Aber dennoch geht es darum, zusammenzukommen.

Eigentlich schade, dass wir hier Thanksgiving nicht so feiern. Ich finde es eine schöne Tradition – zumindest im eigentlichen Sinne. Wenn man zynisch ist, kann man da natürlich bitterböse Sachen wieder herauslesen aus dem Thanksgiving-Tag. Aber mir geht es da wirklich um den eigentlich gut gemeinten Grundgedanken.

Hier die Folge, die ich meinte: „Guess who’s coming to dinner“.

Wenn man sich darauf einlässt, selbst wenn man die Serie nicht kannte oder mochte, sollte man recht deutlich auch die handwerkliche Qualität in so vielem erkennen können: Die Dialoge sind griffig und konfliktreich, die Charaktere sind ungeheuer tief, die Erzählgeschwindigkeit ist angenehm. Gerade diese Geschwindigkeit im Erzählen macht es so unterschiedlich zu vielen anderen Serien, weswegen ich bis heute auch nicht die ständigen Vergleiche mit beispielsweise Beverly Hills 90210 verstehen kann. Da liegen Welten zwischen den Serien – schon allein, wein Dawson’s Creek deutlich bodenständigere und langsamere Plots hat.