Passend zum Weltuntergang am Freitag will ich einmal wieder einen Film empfehlen. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen, aber dennoch hat dieser Film bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen: Donnie Darko.
Es ist ein sehr eigener Film und ich erinnere mich noch gut, wie ich meiner Frau gesagt habe, dass ich den schauen will. Ich wusste nicht viel von dem Film und mehr wollte ich auch nicht wissen außer Titel und Cover. Das genügte mir. Meine Frau las sich dann eine Inhaltszusammenfassung durch. Ich glaube, ihr hatte der Film dann sogar auch gefallen, aber sie war doch sehr überrascht. Denn nach der Inhaltszusammenfassung hatte sie einen etwas bizarreren und vor allen Dingen auch witzigeren Film vorgestellt. Ich vermute, das lag an dem eingebildeten Freund im Hasenkostüm, der den Weltuntergang prophezeit.
Donnie Darko ist aber kein witziger Film – ganz und gar nicht. Es ist ein extrem philosophischer und komplexer Film. Leider gehört er aber auch zu den Filmen, die durch Interviews mit dem Regisseur und vor allen Dingen auch dem Director’s Cut deutlich an Qualität verloren haben. Wenn ihr also die Möglichkeit habt: Schaut euch weder Interviews mit dem Regisseur an, noch schaut die den Director’s Cut. Wieso?
Weil Donnie Darko ein post-strukturalistischer Film mit mehreren Ebenen ist, den man auf so viele unterschiedliche Art und Weise deuten kann, dass mir das natürlich gefällt. Sowohl das Interview als auch der Director’s Cut zerstören aber das an dem Film, denn sie drücken dem Film einen Interpretationsstempel auf, den er nicht verdient hat und auch nicht braucht.
Worum geht es bei Donnie Darko? Weltuntergang, Philosophie, Religion, Selbstfindung, Conditio Humana, Identität, Moral, Liebe – oder auch deren Abwesenheit. Ein Film, den ich schon zu lange nicht mehr gesehen habe, was ich mal wieder nachholen sollte. Allerdings muss ich dafür schon in einer ganz speziellen Stimmung sein. Nichtsdestotrotz ein großartiger Film, der es sogar auf meine Empfehlungswand damals in der Videothek geschafft hat.
Oh, ein Film, der die Gemüter teilt :)
Ich mag den auch sehr, wobei ich den „Director’s Cut“ deutlich vorziehe. Aber in dem Punkt ist die Spaltung vielleicht die Gröbste.
Ich bin froh, dass ich es sozusagen klassisch gemacht habe – ich habe die Kinofassung gesehen, und im Anschluss den DC. Ich kann das poststrukturalistische Argument voll und ganz nachvollziehen, finde allerdings – die Kinofassung kennend, wohlgemerkt – vom Reihen sehen her den Rhythmus des DC irgendwie stimmiger.
Schwierig zu beschreiben, ohne hier Seiten zu füllen … was mich ja auch früher schon nicht aufgehalten hat, aber ich glaube heute bin ich da auch etwas müde für.
… das bringt mich allerdings auf die Idee zu einem Blogbeitrag. Du wirst ihn denke ich erkennen, wenn du ihn die Tage siehst ;)
Was ich allerdings gemieden habe, das waren die Interviews mit dem Regisseur. Ich war ja durchaus relativ lange mehr oder weniger Positivist, aber lustigerweise war es vor allem das eigene Schaffen, was mir den Zahn gezogen hat. Ich hab ja (viel zu lange) nichts Narratives mehr veröffentlicht, wobei sich das 2013 sehr ändern wird. Aber gerade auch bei Fotos … ich will niemandem erklären, was ich mir bei diesem oder jenem gedacht habe. Ich habe mir sicher etwas dabei gedacht, aber weder muss das zwingend eine ‚Antwort‘ sein, noch bin ich der Meinung, dass es zählt.
Ich denke, gerade bei einem so in gewissem Sinne pluralistischen Medium wie Film ist es legitim, in Form von DCs oder SEEs eine Art Neuinterpretation einzureichen, aber die ist dann für mich wiederum ein Ding für sich. Eine neue Chance, dass der Schöpfer ’sagen‘ kann, was er meint(e). Aber er soll das gefälligst mit seinem Medium tun, nicht mit einem Interview ;)
(Nebenbei, ich pack das mal mit hier rein: „Der Hofnarr“ ist brillant. Absolut brillant. Und ich mag Verwechslungskomödien noch nicht mal, aber der ist einfach ein Traum!)
Viele Grüße,
Thomas
Oh, ich muss zugeben, du hast mich jetzt neugierig gemacht, vielleicht dem DC doch noch einmal eine Chance zu geben. Ich war damals, als ich zuerst das Interview gesehen habe und dann den DC schon ein wenig … sauer, weil ich das Gefühl hatte, er blendet die offenen Interpretationsmöglichkeiten aus. Vielleicht war ich aber von diesem dämlichen Interview zu sehr beeinflusst.
Total spannend finde ich nämlich: Ich habe den Film als agnostischen Film wahrgenommen. Wohl gemerkt, nicht als atheistischen, sondern als agnostischen. Man erfährt nichts Festes in diesem Film und es gibt nur Vermutungen. Nie sagt der Film: „Ja, es gibt einen Gott und der ist hier am Werk.“ Das lässt er aus. Im Interview hat der Regisseur sich aber dazu bekannt, dass er in dem Film einen Eingriff Gottes zeigen wollte und dies mit dieser und jener Szene gemacht hat, die sie leider für die Kinofassung rausschneiden mussten. Das hat mich … sehr gestört. Weil ich das so schön fand, dass man den Film auf zwei Arten interpretieren konnte. Hat mir ungeheuer gut gefallen.
Aber: Solange an sich der DC „meine“ Interpretation nicht überschreibt, habe ich kein Problem mit ihm. Wenn man ihn wirklich als „neues“ Medium sieht, könnte ich sogar damit leben. Ich habe es nur leider schon mehr als einmal erlebt, dass man in so Fällen sich über einen Film unterhält und dann kommt das Totschlagargument: „Ja, das ist in der Kinofassung halt so, aber im DC nicht. Daher ist das so und so…“ In so Momenten sträubt sich halt alles in mir. Daher wohl auch diese massive Abneigung gegen den DC von „Donnie Darko“.
Es ist einfach schade, dass die Meinung des Autoren/Machers immer über eine andere Interpretation gestellt wird. Hat mich in der Schule schon immer gestört. Mag ja durchaus spannend sein, was der sich dabei gedacht hat, aber gerade wenn es in die Lyrik geht, ist das doch so viel spannender, was ein Text mit einem selbst macht. Wenn man dann noch spannende Informationen über den Autoren bekommt? Okay. Aber der Text soll doch _mich_ bewegen und keine Geschichtsstunde darüber sein, was den Autor bewegt. Kann auch mal interessant sein und es gibt durchaus auch Schriftsteller, bei denen ich das spannend finde. Aber das ist dann für mich eben eher „Geschichtsstunde“ und keine „Literaturstunde“. Die Kurve kriegen die meisten Leute dann aber leider doch nicht.
Aber: Das ist ja mein altes Lied und ich könnte da auch noch ewig drüber schreiben, aber… muss auch leider jetzt doch so langsam los. Vielleicht später noch ein wenig mehr dazu – oder ein anderes Mal. Wollte nur gerade antworten, weil ich die Sache mit dem DC doch spannend finde und ich mich an sich durchaus gerne darüber unterhalte – auch wenn ich den DC nicht mag.