God, what am I doing?

Ihr habt es vielleicht gesehen: Der Gewinner der Umfrage wurde dann doch auf den letzten Metern Tomb Raider! Daher bin ich seit gestern Abend mit Lara Croft auf dieser geheimnisvollen Insel gestrandet.

Viel habe ich noch nicht gespielt, da wir gestern doch recht viel Mass-Effect-3-Multiplayer gezockt haben. Die ersten drei Kartenabschnitte habe ich jedoch bereits schon hinter mir und bisher macht das Spiel einen recht guten Eindruck auf mich – trotz der Unkenrufe mancher Leute. Das ist natürlich ärgerlich, weil ich die teilweise auch beim Spielen noch im Hinterkopf habe und ich weiß nicht, in wie weit mir manches aufgefallen wäre oder mich manches stören würde.

Gibt es viele gescriptete Events? Ja, es gibt schon einige. Doch fand ich es jetzt nicht all zu schlimm. Gerade für die Einführung ins Spiel war das sogar in Ordnung. Auch fühlt es sich für mich nicht unbedingt wie ein Uncharted an – das war auch einer der Kritikpunkte. Wobei selbst wenn: Wäre das ein Kritikpunkt? Ich mochte und mag Uncharted. Böse darum wäre ich daher nicht, wenn ich es sich noch mehr in Richtung interaktiver Film entwickelt.

Für die Anfangsbereiche konnte man sogar auch einigermaßen gut die Gegend entdecken. Klar, linear ist es trotzdem. Aber als alter Tomb-Raider-Fan weiß ich zumindest, dass die ersten Level bei Tomb Raider nie durch ihren offenen Charakter bestochen haben. Mich wundert ein wenig, wie manche ältere Zocker auf so eine Idee kommen und ob die Erinnerung da das Level-Design nicht ein wenig verklärt.

Schon allein die Mechanik mit dem Spielprinzip „Benutze diesen Hebel, um dort hindurch zu kommen“ ist an sich bereits eine lineare Grundmechanik. Darüber kann man durch große Level hinwegtäuschen und gerade bei Tomb Raider 3 damals war das auch einer meiner größten Kritikpunkte – denn ich habe mich tatsächlich verlaufen. Dann mag man sagen: „Ja, so soll es sein!“ – nein, soll es nicht, denn mir hat das damals keinen Spaß gemacht, durch leere Level zu laufen, nur weil ich einen bescheuerten Hebel nicht fand. Als ob die alten Teile also nicht linear waren …

Was mir sehr gut gefällt, ist die Atmosphäre bisher. Ich vermute, das wird noch ein Stück härter und manches habe ich auch schon gelesen, wo ich mir denke: „Uff, hoffentlich ist das nicht zu arg dargestellt…“ – aber an sich ist das bisher recht spannend und fesselnd. Die Musik unterstreicht diese Stimmung auch sehr schön, ebenso wie die Soundeffekte.

Ich spiele übrigens auf Englisch, denn nach kurzem Testen hat mir die deutsche Stimme von Lara nicht wirklich zugesagt. Sie war nicht schlecht, aber ich mochte den Akzent der Originalstimme viel mehr – das hatte mehr Charakter. Außerdem passt es einfach besser und es steckt mehr Seele dahinter.

Womit wir auch zum nächsten Punkt kommen: Mir gefällt Lara so! Denn es scheint mir, dass sie wirklich sehr schön herleiten, durch was für eine Hölle Lara am Anfang gehen musste, um zu der toughen Frau zu werden, die wir aus den anderen Teilen kannten – häufig sogar zu tough, wie ich finde. Denn an sich hatte es Lara schon immer ein wenig an sympathischem Charakter gefehlt. Aber sie hier? Großartig! Ich fiebere jedenfalls mit ihr mit und das ist für mich die erste sympathische Lara, die ich in einem Tomb Raider erlebe: Eine einfache Frau, die über sich selbst hinauswachsen muss und menschlich ist.

Sicherlich gibt es auch ein paar Sachen, die ich zu bemängeln hätte. Wenn man rein von der Suspension of Disbelief ausgeht, dann stört es, dass an manchen versteckten Orten Tagebücher liegen. Wie sind die dort hingekommen? Was soll das? Und würde jemand wirklich seine Gedanken so irgendwo reinschreiben und das dann verlieren?

Sicherlich ist es dazu gedacht, mehr Stimmung aufzubauen, mehr Geschichte zu erzählen, aber glaubwürdig innerhalb der Spielwelt gefunden ist das nicht gerade. Ist aber für mich in Ordnung. Denn ganz ehrlich: Da habe ich schon schlimmere Sachen erlebt und außerdem habe ich mich früher bei Spielen auch nicht darüber beschwert. Sicherlich wäre es schöner, wenn das netter und glaubwürdiger innerhalb der Spielwelt eingebettet wäre. So habe ich aber auch kein Problem damit, denn mir gefällt der Hintergrund, der da aufgebaut wird.

Ein wenig fühle ich mich, als ob Lara Croft in Lost gefallen ist. Das finde ich überaus passend und bisher kann ich zumindest keine Kritik an den Änderungen im Spiel-Design nachvollziehen. Das ist bisher durchaus Tomb Raider – so wie ich es kennengelernt habe … damals vor’m Kriesch. Nur angepasst und moderner. Es gibt schlimmere Dinge. Außerdem wäre ich mir gar nicht so sicher, dass ich wirklich Lust auf einen der alten Tomb-Raider-Teile heute noch hätte. Von daher ist es vielleicht gar nicht einmal so schlecht, dass sie in manchen Aspekten mit der Zeit gegangen sind.

Momentan kann ich diesen größten Kritikpunkt also nicht nachvollziehen: Es sei kein Tomb Raider. Ähm, doch – und nicht nur wegen oder trotz Lara.

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