You have to find a place to make a difference

Ich muss gestehen: So ganz verstehe ich nicht, warum mir Defiance so viel Spaß macht. Sicherlich beschwere ich mich darüber nicht, aber mich wundert es.

Wenn man sich umhört oder auch gerade Foren liest, dann wird da ständig gemeckert: Das Spiel ist total verbuggt, die Quests sind zu generisch, es ist nur stupider Grind. Trotzdem spiele ich zur Zeit fast täglich Defiance; immer, wenn ich kann. Trotzdem freue ich mich den ganzen Tag darüber, wenn ich nach Hause komme und dann mich einloggen kann.

So ganz entkräften kann ich diese Kritikpunkte nämlich alle nicht. Es ist wirklich höllisch verbuggt. Beispielsweise habe ich am Wochenende eine Hauptstory-Mission fünfzehn Mal neu anfangen müssen, weil der NPC, den ich bei der Eskorte begleiten muss, einfach nicht weiterging. Also: Kurz PvP gemacht, gewartet bis das Gebiet sich resettet hat und wieder rein. Das war entnervent nach einer Weile, aber es hat mich nicht so ganz gestört.

Die Quests sind zu generisch und auch das stimmt. Die Struktur ist immer ähnlich und macht auch nichts Neues. Entweder dies oder das umhauen oder dies oder das mit „E“ benutzen. Trotzdem mag ich die Sequenzen, trotzdem gefallen mir sogar manche Kleinigkeiten in den Side-Missions. Es stört, dass der eigene Charaktere stumm ist. Dennoch gefällt mir die restliche Synchronisation unglaublich gut.

Es ist tatsächlich Grind, Grind, Grind. Waffe leveln? Dafür musst du sie benutzen. Wo benutzt du sie? Im Kampf. Es gibt Contracts als Rufsystem, wodurch man dann bei bestimmten Händlern Items erhält. Was muss man dafür machen? Meist so und so viel Mobs in dem und dem Gebiet umhauen. Dennoch macht es mir Spaß.

Wieso?

Meine Vermutung ist: Es ist kein MMORPG. Das übersehen viele Leute. Es ist ein MMOTPS – also Massively Multiplayer Third Person Shooter. Dadurch ist jede Quest trotz gleicher Struktur anders. Die Gebäude sind anders und das macht so ungeheuer viel aus, weil man hinter ganz anderen Hindernissen in Deckung gehen kann. Man kämpft an ganz unterschiedlichen Orten und das verändert den Charakter der Kämpfe massiv. Man muss Dinge machen, nicht nur Hotkeys klicken, man muss zielen und ausweichen und Waffen wechseln und auf Munition achten. Das ist Action, das ist BÄM, BÄM, BÄM!

Wenn ich durch die Welt reise, steige ich auf mein Bike oder in meinen Dodge und fahre los. Aber das bedeutet nicht einfach nur, dass meine Geschwindigkeit sich erhöht. Ein Roller hat ein anderes Fahrgefühl als ein Dodge. Ich habe sogar eine eigene Health-Bar für das Fahrzeug. Ich kann den Turbo anschmeißen, ich kann über Abgründe mit genug Anlauf fahren und dabei den Dukes von Hazard County Konkurrenz machen.

Das ist der große Unterschied, der all diese Probleme und Sorgen von Defiance für mich auflöst. Es fühlt sich viel mehr nach dem an, was man da auf dem Bildschirm macht und das ist eine angenehme Abwechslung nach knapp 10 Jahren herkömmlichen Hotkey-MMOs.

Ja, die Arkfalls sind immer recht ähnlich – und dennoch anders. Weil die anderen Mitspieler anders kämpfen oder laufen, weil die Mobs hier und da anders spawnen oder man hier und da in einer plötzlich unangenehmen Situation ist. Es ist nicht wie bei einem MMORPG-Raid, bei dem ich irgendwo stehe, meine Rotation abspule, mal aus irgendeiner bösen Soße rauslaufe und dann weiter die Rotation abspule. Ich rolle, ich schieße, ich weiche aus, ich kämpfe! Das fühlt sich besser an – viel besser!

Es ist schade, dass das Spiel so verbuggt ist, denn dadurch kann ich es nicht absolut guten Gewissens weiter empfehlen. Ich kann nur sagen: Ja, es ist verbuggt und das ist dämlich, aber ich habe einen Heidenspaß!

Mag sein, dass sich das auch bald wieder abnutzt. Andererseits habe ich es die letzten Tage mit Defiance echt übertrieben und es fast schon zu viel gespielt. Dennoch spüre ich keine Ermüdung. Und selbst wenn ich sie demnächst empfinden sollte, dann pausiere ich eben kurz und spiele vielleicht eine Woche später mal wieder weiter. Da es keine Abogebühr kostet und ich einfach nur das Spiel selbst bezahlen musste, passiert das nichts Schlimmes.

Ich kann also das Spiel jederzeit mal für eine Weile weglegen, um was Anderes zu spielen und kann ganz unkompliziert wieder zurückkehren und weiter spielen – außerdem mit der Zuversicht, dass Trion das Spiel in der Zwischenzeit massiv vorangebracht hat. Auch wenn sie hier und da ein paar schlechte Fixes gebracht haben und manches durch den letzten Patch kaputt ging: Ich kenne Trion von Rift. Ich weiß, was sie dort gemacht haben und ich habe ein absolutes Gottvertrauen in diese Firma. Wollen wir hoffen, dass der verbuggte Release-Status dem Spiel keinen zu schlechten Ruf einbringt, denn das hat es nicht verdient.

Mich hat das Spiel ziemlich in seinen Bann gezogen, kann es aber verstehen, wenn sich manche noch vor den Bugs fürchten. Sobald das Spiel runder läuft, werde ich das hier sicherlich auch schreiben; da halte ich euch gerne auf dem Laufenden, denn ich bezweifle, dass Defiance mich so schnell los wird.

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