Tooltime

Irgendwie bekomme ich es nicht hin, mich bei Thomas einzuloggen, um einen Kommentar zu verfassen. Daher mache ich es mal auf die altmodische Art mit dem Querlink über meinen Blog. Es geht um das Thema „Übersetzungen“ und ist ein Kommentar auf diesen Artikel von Thomas: „Darf ein Übersetzer eigentlich …“

Eine Antwort habe ich nicht parat, aber das Problem kenne ich – und teile ich. Auch ich darf/muss ja immer mal wieder übersetzen oder darf Texte von Übersetzern überarbeiten und stehe dann vor genau dem gleichen Problem.

Ich denke, Übersetzen wird viel zu häufig als „Handwerk“ angesehen. Ja, ist es auch zu einem gewissen Teil – ähnlich wie Schreiben. Da gibt es definitiv handwerkliche Elemente. Dennoch ist auch das Übersetzen (wie das Schreiben) ein kreativer Akt und das wird leider häufig übersehen.

Es gibt Dinge, die sind handwerklich eindeutig. Zum Beispiel gibt es „richtige“ Übersetzungsfehler. Wenn ich absolut an einer Wortbedeutung vorbei übersetze, also zum Beispiel „apple“ mit „Sofa“ übersetze, dann ist das eindeutig falsch. Aber selten ist alles immer so eindeutig und fängt dann häufig schon bei der Übersetzung von Zeiten an.

Bei mir in den Übersetzungskursen an der Uni gab es eine schöne Regel, die ich bis heute beherzige und in dem Zusammenhang wichtig finde: „So nah am Text wie möglich, so weit entfernt wie nötig.“ Das ist meiner Ansicht nach das Kernelement.

Ist es „notwendig“, dass ich eine Übersetzung abändere? Dafür kann es verschiedene Gründe geben: kulturell, ästhetisch und vermutlich noch einige mehr. Kulturelle Notwendigkeiten sind es beispielsweise, wenn wie bei deinem obigen Beispiel „think different“ so als Slogan nie übersetzt wurde im Deutschen. Dann muss ich mir zumindest Gedanken machen, ob ich das irgendwie rüberretten kann und sei es mit einem anderen Slogan oder einer ganz anderen Wendung. Ästhetisch würde ich dann so Sachen wie das „to chuckle“ einordnen, wenn es unlesbar wird. Unlesbar bedeutet für mich: Es ist stilistisch ein dermaßen großer Horror, dass es in jedem zweiten Satz auftaucht und ich den Text deswegen schon gar nicht mehr lesen will.

Anders ist es bei „richtigen“ Fehlern im Originaltext. Die würde ich meist mitübersetzen, dann aber eine „Anm. d. Übersetzers“ in Klammern dazu schreiben und darauf hinweisen – oder Fußnoten.

Allerdings finde ich, dass man schon sieht: Das ist alles sehr vom Text und der Situation abhängig und von Fall zu Fall unterschiedlich. Das ist auch der Punkt, warum Übersetzen eben doch mehr selbst auch ein kreativer Akt und weniger Handwerk ist. Denn ich kann nicht einfach stur und blind das übersetzen, was ich da vor mir habe. Ich muss nachdenken und ich bin mir sicher, wenn man da mal eine Untersuchung zu machen würde (sofern es das nicht gibt), dass Übersetzen nahezu ähnliche Bereiche im Hirn aktiviert wie Schreiben oder andere kreative Prozesse.

Daher habe ich leider keine Antwort, denn wie auch beim Schreiben gibt es selten ein: „So musst du es machen!“ Es gibt viele Dinge natürlich, die falsch sind – sowohl beim Schreiben als auch beim Übersetzen. Aber es gibt noch viel mehr Dinge, die eben nicht eindeutig sind. Zum Glück, denn das ist es, was für mich solche kreativen Prozesse ausmacht und sie so spannend macht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert