The importance of being nice

Nennt mich sentimental – das bin ich vermutlich auch. Doch das ist nicht unbedingt ein schlechtes Ding. In unserer heutigen Zeit wird dies vielleicht gerne behauptet. Aber das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da war dies wichtig und auch heute gibt es zumindest noch Orte, Momente und Personen, die das ebenso sehen. Es ist natürlich nicht mehr, wie ungefähr im 18. Jahrhundert, als die sentimental novel noch ganz groß war – ich spreche hier von solchen Klassikern wie Uncle Tom’s Cabin oder einem meiner persönlichen Lieblingsbücher The Coquette (großartig!).

Harriett Beecher Stowe sagt einmal, dass sie durch ihr Buch die Menschen dazu bringen wollte, richtig zu fühlen: „What can any individual do? Of that, every individual can judge. There is one thing that every individual can do, — they can see to it that they feel right.“ Auch bei Cotton Mather finden sich knapp 200 Jahre zuvor solche Gedanken.

Ungeachtet der ganzen Kontroverse um den guten Tom und seiner Hütte, und ob das nicht trotz allem Rassismus war, der in dem Buch statt fand, und ungeachtet dessen, dass ich von Autorenintentionen Abstand nehme, finde ich das eine schöne Grundhaltung.

Das ist nicht ungefährlich, denn sie birgt einen gefährlichen Moralismus. Das kann schief gehen. Denn was ist „richtig fühlen“? Das kann sehr manipulativ werden und in vollkommen verkehrte Richtungen gehen, womit wir dann aber auch schon wieder bei richtig und falsch wären und auch da an einem neuerlich gefährlichen Punkt. Aber es ist wie mit allem: All Ding ist Gift.

Dennoch denke ich, dass es positive Gefühle gibt, bei denen ich einen gewissen Moralismus nicht verkehrt empfinde. Das sollte niemals Gedanken verbieten oder Meinungen einschränken. Aber dennoch finde ich es einfach schön, einen gewissen Altruismus zu sehen, ein gewisses Mitgefühl, Mitdenken, Zuneigung und all diese Sachen. Das ist ungeheuer spannend und gerade für Agnostiker ein spannendes Thema. Denn die Frage ist immer, wie man die Notwendigkeit zu einem solchen Verhalten begründet. Aber braucht man dazu einen Grund? Sollte es nicht genau darum gehen, dass man keinen Grund braucht, sondern es macht, weil es sich gut und richtig anfühlt. An sich wäre die Welt dann wirklich ein schöner Ort.

An solche Dinge musste ich bei diesem beeindruckenden Artikel denken, den ich euch einmal verlinken wollte. Nein, wir sind nicht schwanger. Den Artikel habe ich auf Facebook verlinkt bekommen (ja, manchmal erhält man dort auch vernünftige Links): The Important Thing About Yelling.

Erinnert sich noch jemand an … Times of Lore?

Bestimmt nicht! Ich habe mich jedenfalls auch lange Zeit nicht mehr daran erinnert. Bis mich ein Bekannter auf ein altes C64-D&D-Spiel hinwies: Hillsfar. Ich bekam einen absoluten Nostalgie-Flash, denn dieses Spiel hatte ich komplett verdrängt. Nicht weil es schlecht war, sondern weil ich es einfach vergessen hatte. Da gab es also etwas, das ich seit sicherlich 20 Jahren nicht mehr wusste und plötzlich habe ich wieder Erinnerungen gehabt – dank YouTube.

Doch noch etwas Anderes passierte dank YouTube: An der Seite wurde ein Video zu einem Spiel vorgeschlagen, dessen Namen ich schon ewig suchte – Times of Lore. Was habe ich nach diesem Namen gesucht! Doch ich erinnerte mich nur an den „Lore“-Teil und dachte die ganze Zeit, es wäre Lands of Lore – und wunderte mich, warum das so komplett anders aussah, als ich es in Erinnerung hatte.

Times of Lore habe ich damals vollkommen verschlungen. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, nur noch, dass ich es liebte, dass es ein Action-Adventure war und ich mich immer freute, wenn ich die magische Axt gefunden hatte, die nach dem Werfen wieder zu mir zurückkehrt wie ein Bumerang. Geschichte? Keine Ahnung. Spielziel? Keine Ahnung. Aber ich erinnere mich noch an die Grafik und wie es sich anfühlte, das zu spielen. Ich weiß sogar noch, dass ich es durchspielte! Aber mehr? Alles weg! Sogar der Name war verschwunden, bis YouTube mir dieses Video vorschlug. Danke YouTube!

Heute, morgen oder übermorgen

Nach 25 Jahren habe ich es nun endlich zu Ende gebracht – meine Güte ist das eine lange Zeit. Was? Ich habe meine Kindheitsserie Jan Tenner zu Ende gehört! Vor knapp einem Jahr habe ich mir alle Folgen bis zu „Mimo, der Rächer“ als MP3 auf Amazon besorgt und im letzten Jahr dann regelmäßig bei meinen Pendlerautofahren gehört.

Es war ein schönes Erlebnis und es war erstaunlich, wie unterschiedlich ich manches in Erinnerung hatte. Auch amüsant war, wie stark ich mich als Kind doch habe vom Kassetten-Cover beeinflussen lassen und wie fixiert ich auf die Momente auf diesen Bildern war. Nun, mit vermutlich ein wenig wacherem oder aufmerksameren Verstand und mehr „Leseerfahrung“ sind mir natürlich andere Dinge im Kopf geblieben und habe ich andere Sachen bemerkt.

Nach wie vor halte ich diese Serie für wirklich großartig. Sicherlich spürt man ihr das Alter an, der Geist der damaligen Zeit ist auch häufig tief verwurzelt und die Logiklöcher … ja, das ist schon holprig. Dennoch ist es tolle Unterhaltung für mich auf den Autofahrten gewesen – auch mit meinen 35 Jahren. Ich bereue jedenfalls nicht, dass ich das Geld in die MP3-Folgen investiert habe.

Neugierig bin ich natürlich, ob dann die damalige Fortsetzung doch mehr taugt, als man so im Internet lesen kann. Andererseits will ich mir Jan Tenner lieber so in Erinnerung behalten, denn die neuen Folgen ab 2001 sollen wohl mit einigen Dingen arg gebrochen haben.

Kurios finde ich nach wie vor, dass während ich damals natürlich Jan Tenner und Mimo ganz toll fand, ich jetzt bei meinem „Rerun“ Generall Forbett und Professor Futura viel, viel interessanter fand – na gut, und Seytania ist auch deutlich spannender und nicht mehr so angsteinflößend, wie ich sie noch als Kind in Erinnerung hatte.

Wer das innere Kind sich noch bewahrt hat, wer über Logiklöcher gutmütig hinwegsehen kann, dem kann ich auch heute noch diese Serie wirklich ans Herz legen. Sicherlich wird es nicht lange dauern, bis ich dieses Jahr dann erneut mal wieder bei Folge 1 anfange und den Angriff der grünen Spinnen über mich ergehen lasse.

Bite the Price

Im Vorfeld des E.A.Poe-Geburtstages am Wochenende habe ich mal wieder ein wenig bei YouTube gestöbert. Was liegt da näher, als auch nach meinem persönlichen Liebligsschauspieler zu suchen? Vincent Price! Leider sehr unterschätzt und häufig übersehen. Dennoch einer der ganz, ganz großen Schauspieler.

Wieso? Weil er einfach gut war – und sympathisch. Ähnlich wie Christopher Lee und Patrick Stewart war er sich auch für viele Dinge nicht zu schade. Das sind Menschen, die Schauspielerei leben und darin aufgehen.

Beispiel gefällig? Vincent Price in der Muppet-Show!

The art of parking

Dass Menschen merkwürdig parken ist keine Neuigkeit; auch für mich nicht. Trotzdem war ich gestern ziemlich perplex, als ich im Real einkaufen war. Für gewöhnlich fährt man an diesen Parklücken vorbei, in denen jemand für zwei sich hingestellt hat – so richtig schön auf der Mittellinie. Dass ich das einmal in formvollendeter Schönheit live miterleben würde, hätte ich so schnell nicht gedacht.

Gerade kam ich von meinem Einkauf zurück und wollte an mein Auto. Links waren zwei Parkplätze frei und ein Auto hatte es wohl schon auf einen der beiden Parkplätze abgesehen. Doch es wartete noch, als es bemerkte, dass ich gerade einsteigen wollte. Aber meint ihr, dass es noch die zwei Minuten hätte warten können, bis ich ausgeparkt hatte?

Nein, noch während ich einstieg bog das Auto auf die beiden (!) Parkplätze ein. Vermutlich, weil ich halt die Autotür offen beim Einsteigen hatte und der Fahrer diese nicht mitnehmen wollte. Eigentlich nett gemeint. Er setzte dann auch schon wieder zurück, um die Parkposition zu korrigieren. Daher dachte ich mir: „Ah, sehr gut! Er geht auf den zweiten Parkplatz, auf dem er weiter weg von mir ist, damit er richtig einparken kann.“

Das war ein typischer Fall von „Denkst’e!“, denn durch das Zurücksetzen stellte er sich nur gerade hin – mitten auf die Parklinie! Und wenn ich „mitten“ schreibe, dann meine ich auch mitten. Man hatte fast das Gefühl bekommen können, dass der Fahrer dachte, der Parkstreifen wäre keine Grenze gewesen, sondern das Ziel.

Ich blickte vollkommen baff, als ich zur Seite schaute und der Fahrer einfach so ausstieg und dann guter Dinge in Richtung Real ging. Zunächst dachte ich mir noch: „Das kann doch nicht sein! Ich muss das falsch sehen. Die Perspektive von mir sieht bestimmt nur so aus, als ob er gerade mitten auf beiden Parkplätzen steht!“

Doch die Perspektive täuschte mich nicht, wie ich beim Ausparken dann sah. Ich hatte es vollkommen richtig erkannt. Was denkt sich so ein Mensch dabei? Vermutlich gar nichts! Das ist auch das Problem. Verstehen werde ich es dennoch nie.

What do you want?

Nach langer Zeit habe ich nun endlich The Disappearance of Haruhi Suzumiya gesehen. An sich passt der Film chronologisch gesehen in den Anfang der zweiten Staffel von The Melancholy of Haruhi Suzumiya – ziemlich genau nach den berüchtigten „Endless Eight“.

Ich war zwiegespalten, ob ich den Film mir wirklich ansehen will. Ein paar Ausblicke darauf, was der Autor wohl mit der Serie geplant hat und ein paar Sachen, die ich aus Interviews hörte gefielen mir nicht. Hinzu kommt: Ganz ehrlich, ein Film ohne Haruhi? Haruhi ist für mich der Charakter! Das ist auch, was mich an diesen Einblicken in die Gedanken des Autors gestört haben, denn für ihn scheinbar nicht.

Meine Bedenken waren relativ unberechtigt. Dennoch war es eher ein Film, der sich auf Yuki und Kyon fokussiert hat. Das war in Ordnung, zumal immerhin auch sämtliche anderen Charaktere an Tiefe gewonnen haben – natürlich auch Haruhi.

Der Film ist ungeheuer still und leise – und lang. Aber ich merkte es kaum. Auch wenn es viele sehr ruhige Einstellungen gab, passte es sehr gut. Wieder einmal wird mit so vielen Mitteln postmodern gespielt – sei es mit den Kameraperspektiven, den unterschiedlichen Farbtönen über die verschiedenen Sequenzen hinweg und natürlich auch die Geschichte.

The Melancholy of Haruhi Suzmiya ist und bleibt für mich einfach ein postmodernes Meisterwerk, da ich nur jedem empfehlen kann, der Animes nicht für Kinderkram hält, der auch gerne philosophisch über Zeichentrickfilme nachdenkt, der Spaß an Selbstreflektion, Selbstironie und dem Durchbrechen der Mauer zum Zuschauer hat. All jenen möchte ich diese Serie und auch den Film empfehlen.

Das ist einfach intelligent, das ist kreativ, das ist bizarr, es ist postmodern, es ist witzig und durch das Zusammenspiel all dieser Elemente auch noch so unglaublich romantisch – und es lässt einen über spannende Fragen des menschlichen Daseins grübeln. In The Disappearance of Haruhi Suzumiya würde ich die zentralen Fragen als folgende stellen: Was ist der Mensch? Was ist die Welt? Wer bin ich? Was sind Emotionen? Was will ich? Was wünsche ich mir? Darf ich mir Dinge wünschen? Was ist Glück? Bin ich glücklich? Was ist Zuneigung? Was ist Freundschaft? Was ist Liebe?

Hört sich nach viel an? Ist es auch. Aber keine dieser Fragen kommt zu kurz. Werden sie in dem Film beantwortet? Nein. Denn darum geht es nicht. Es geht um die Gedanken an sich und diese wirft der Film auf – zumindest bei mir.

Und um das alles zu unterstreichen hört der Film genauso still und bedächtig auf, wie er zu (fast) der gesamten Zeit war: mit einem wunderschönen a-capella-Lied, das genau diese Gedanken anregt nach dem Sammelsurium an postmodernen Ideen, die der Film auf den Zuschauer wirft.