Nach langer Zeit habe ich nun endlich The Disappearance of Haruhi Suzumiya gesehen. An sich passt der Film chronologisch gesehen in den Anfang der zweiten Staffel von The Melancholy of Haruhi Suzumiya – ziemlich genau nach den berüchtigten „Endless Eight“.
Ich war zwiegespalten, ob ich den Film mir wirklich ansehen will. Ein paar Ausblicke darauf, was der Autor wohl mit der Serie geplant hat und ein paar Sachen, die ich aus Interviews hörte gefielen mir nicht. Hinzu kommt: Ganz ehrlich, ein Film ohne Haruhi? Haruhi ist für mich der Charakter! Das ist auch, was mich an diesen Einblicken in die Gedanken des Autors gestört haben, denn für ihn scheinbar nicht.
Meine Bedenken waren relativ unberechtigt. Dennoch war es eher ein Film, der sich auf Yuki und Kyon fokussiert hat. Das war in Ordnung, zumal immerhin auch sämtliche anderen Charaktere an Tiefe gewonnen haben – natürlich auch Haruhi.
Der Film ist ungeheuer still und leise – und lang. Aber ich merkte es kaum. Auch wenn es viele sehr ruhige Einstellungen gab, passte es sehr gut. Wieder einmal wird mit so vielen Mitteln postmodern gespielt – sei es mit den Kameraperspektiven, den unterschiedlichen Farbtönen über die verschiedenen Sequenzen hinweg und natürlich auch die Geschichte.
The Melancholy of Haruhi Suzmiya ist und bleibt für mich einfach ein postmodernes Meisterwerk, da ich nur jedem empfehlen kann, der Animes nicht für Kinderkram hält, der auch gerne philosophisch über Zeichentrickfilme nachdenkt, der Spaß an Selbstreflektion, Selbstironie und dem Durchbrechen der Mauer zum Zuschauer hat. All jenen möchte ich diese Serie und auch den Film empfehlen.
Das ist einfach intelligent, das ist kreativ, das ist bizarr, es ist postmodern, es ist witzig und durch das Zusammenspiel all dieser Elemente auch noch so unglaublich romantisch – und es lässt einen über spannende Fragen des menschlichen Daseins grübeln. In The Disappearance of Haruhi Suzumiya würde ich die zentralen Fragen als folgende stellen: Was ist der Mensch? Was ist die Welt? Wer bin ich? Was sind Emotionen? Was will ich? Was wünsche ich mir? Darf ich mir Dinge wünschen? Was ist Glück? Bin ich glücklich? Was ist Zuneigung? Was ist Freundschaft? Was ist Liebe?
Hört sich nach viel an? Ist es auch. Aber keine dieser Fragen kommt zu kurz. Werden sie in dem Film beantwortet? Nein. Denn darum geht es nicht. Es geht um die Gedanken an sich und diese wirft der Film auf – zumindest bei mir.
Und um das alles zu unterstreichen hört der Film genauso still und bedächtig auf, wie er zu (fast) der gesamten Zeit war: mit einem wunderschönen a-capella-Lied, das genau diese Gedanken anregt nach dem Sammelsurium an postmodernen Ideen, die der Film auf den Zuschauer wirft.