Rambling about ranting

Ich schreibe nicht mehr so viel. Ich weiß. Leider hat der ganze Stress selbst einige Monate nach dem Umzug noch nicht abgenommen. Das wöchentliche Pendeln von München nach Karlsruhe ist mehr und anstrengender. Dennoch hat sich alles natürlich besser entwickelt, denn ich bin wieder mehr „zu Hause“. Es wird häufig unterschätzt, wie viel zusätzlichen Stress eine Zweitwohnung und ein zweiter Haushalt bedeuten kann. Dafür nehme ich die erhöhte Fahrtzeit doch gerne in Kauf. Trotzdem … es kostet Zeit und Kraft und das schlägt sich vermutlich auch hier nieder. Doch das soll nicht mein Thema hier sein.

Es gibt Menschen dort draußen, die ich ungeheuer schätze und die mich auch immer einmal wieder antreiben. So auch diesmal hier, denn der gute Thomas Michalski hat mich erneut dazu bewegt, wieder etwas zu schreiben. Denn wie so häufig scheint es da sehr überlappende Themen bei ihm und mir zu geben, die uns bewegen. Daher nehme ich auf diesen Beitrag (klick mich!) Bezug und plaudere ein wenig aus dem Nähkästchen. Ja, ich habe hier auch noch zwei weitere Stöckchen von Thomas liegen. Eines ist sogar seit mehreren Wochen zur Hälfte beantwortet. Doch komme ich kaum dazu. Vielleicht ist das hier ein guter Stein des Anstosses, um wieder mehr ins Bloggen zu kommen und dann kommt das auch bald.

Worum geht es? Darum auch einmal Spaß zu haben! Witzigerweise grübelte ich erst letztens über dieses Thema, als ich im Warcraft-Film. Ich gebe zu, ich wollte ihn blöd finden. Oh, wie sehr ich das wollte!

Langer Text nach dem Cut …

Der Film war so lange angekündigt und die Trailer haben mich nicht wirklich überzeugt. Dass es ein Realfilm werden sollte, hat mich irritiert. Dass Sam Raimi ihn nicht gemacht hat, hat mich enttäuscht und so weiter. Es gab viele und gute Gründe dafür. Aber ich war drin und der Film hat es mir sehr schwer gemacht, ihn blöd zu finden. Darüber war ich sehr froh. Es war schöner, Spaß zu haben, als Recht zu behalten. Es gab durchaus Leute, die ihn gut fanden. Aber es hat mich nicht überrascht, dass viele Kritiker den Film zerreißen wollten und diese auch sehr laut waren.

In Foren – auch auf andere Themen bezogen – ist das eine übliche Tendenz. Man erzeugt mehr Aufmerksamkeit, man wird mehr gelesen und viele denken, sie erhalten mehr Respekt, wenn sie zerreißen. Man wird auch nicht so schnell mit diesem unsäglichen Begriff „Fanboy“ belegt. Kann ich alles nachvollziehen und verstehen. Ich hatte auch selbst einmal eine solche Phase. Wobei das nun auch schon länger her ist. Damals war ich viel mit mein Freunden im Kino und wir haben zahlreiche Filmabende gemacht. Dabei war es ein kleiner „Sport“ Inkonsistenzen zu finden. Wir haben nach Logiklöchern und Fehlern gesucht. Klar, nicht jeder in unserer Runde. Aber es war schon eine sehr massive „Schlechte-Kritik“-Kultur.

Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass ich sehr wenig Spaß an Filmen in dieser Zeit hatte, obwohl ich so häufig wie selten im Kino war. Ich habe damals viel im Usenet geschrieben und manche meiner Kritiken waren sicherlich auch berechtigt. Ich habe es geliebt, den Emmerich-Godzilla zu zerreißen und von „Dem Film, der eigentlich nicht genannt werden darf“ (Batman und Robin) fange ich lieber gar nicht an. Das waren allerdings auch dankbare Opfer. Aber sicherlich hat es auch ein paar Filme unverschuldet und unfair erwischt.

Woher kam aber diese Kehrtwende irgendwann? Seit wann habe ich wieder Spaß an Filmen gefunden?

Während meines Studiums habe ich in einer Videothek gearbeitet. Ich liebe Filme. Um so absurder war es eigentlich, dass ich es genoss, sie zu zerreißen. Einer meiner Kollegen war John; wir nannten ihn immer Captain John. Er war groß und hätte sicherlich in Filmen gut einen Wikinger spielen können. Er war insgesamt so, wie man sich Metaller vorstellt, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das seine Lieblingsmusik war. Ich habe selten eine so freundliche, nette und hilfsbereite Person kennengelernt. Ein toller Mensch! Aber er besaß noch eine andere Eigenschaft, die ich unglaublich an ihm schätzte und immer noch schätze: Er ist unglaublich begeisterungsfähig. Immer wieder brachte er zu gemeinsamen Schichten die Filmzeitschrift „Empire“ mit. Natürlich unterhielten wir uns über die Artikel und er erzählte mir immer, auf welchen Film er sich riesig freut und was ganz großartig wird. Das war ansteckend und ich bin bis heute sehr froh darüber.

So richtig mitgerissen hat mich seine Euphorie aber erst, als ich einige Male zusammen mit ihm im Kino war und wir auch Filmeabende zusammen gemacht hatten. Es war eine ganz andere Atmosphäre. Ich erinnere mich noch bildlich an unseren ersten gemeinsamen Kinobesuch. Es war ein Double-Feature; zumindest wollten wir zwei Filme nacheinenander sehen: Constantine und Hitch. Constantine? Ja, das war eben so der Film, den man als Rollenspieler damals geschaut hat. War auch in Ordnung. Aber ich war vollkommen überrascht von Hitch. Das hatte ich nicht erwartet. Dieser Film war so witzig und so romantisch … großartig! Ich hatte einen belanglosen Film erwartet, denn von Wil Smith hielt ich nicht viel. Aber ab diesem Film habe ich Wil Smith erst wieder so richtig schätzen gelernt und bis heute gehört Hitch zu meinen liebsten „Gute-Laune“-Filmen, die ich immer wieder gerne ansehe. Dabei ist das kein besonders tiefgründiger Film. Aber er macht einfach Spaß! Und das ist doch das Wichtigste, oder?

Dank dieser Kinobesuche mit John lernte ich, wieder Spaß an Filmen zu haben. Es war viel positiver und ich habe so viel mehr aus diesen Filmen mitgenommen. Das bedeutet nicht, dass wir da vollkommen blauäugig waren. Auch die Filmeabende waren so großartig, dass ich mich noch bildlich an beispielsweise unseren Western-Abend erinnern kann: Rio Bravo, The Wild Bunch und frische Tortillas in der Pause! Das sind Abende, die einem im Gedächtnis bleiben. John und ich haben das gleiche studiert und waren auch in ähnlichen Kursen. Er war also auch kritisch als Literaturwissenschaftsstudent. Natürlich. Aber dennoch hat er sich diesen „Sense of Wonder“ behalten und zwar an genau den richtigen Stellen und diesen habe ich dank ihm wieder gefunden: Es macht mehr Spaß, Spaß an Dingen zu haben.

Ja, es gibt Dinge, die sind Mist. Das darf und soll man auch so sagen. Aber kann man trotzdem immer noch fair bleiben. Dies bringt mich jetzt wieder an den Anfang bringt, denn etwas Ähnliches habe ich zu dieser Zeit auch noch an einem anderen Ort erlebt: bei Thomas‘ Rezensionen. Ja, genau der Thomas, den ich oben erwähnt habe. Denn was sich John an Spaß für Kino behalten hat, habe ich auch in Thomas‘ Geschriebenen gesehen. Das waren Rezensionen, ja. Das war Kritik, ja. Wir hatten auch manchmal im Cthulhu-Forum unterschiedliche Meinung. Aber da war dennoch noch etwas anderes: Respekt und Offenheit. Das wird auch häufig unterschätzt und das wertet Kritik so sehr auf! Denn wenn sie an einen selbst gerichtet ist, kann man sie auch viel besser annehmen – gerade auch in einem öffentlichen Rahmen.

Wenn Kritik mit diesen Eigenschaften produziert wird, dann ist das eine ganz andere Qualität. Das ist mehr als Verrisse, die nur dazu da sind, dass man klickt, liest und sich aufregt. Es gibt Filme, die ich bis heute nicht mag und trotzdem kann ich ihnen Respekt entgegenbringen. Matrix ist so ein Film. Ich mag ihn nicht. Ich habe viele Probleme mit ihm, aber dennoch kann ich akzeptieren, dass es ein wichtiger Film ist und dass es gut ist, dass er existiert. Dennoch kann ich ihn nicht ausstehen und finde ihn sogar blöd. Das tut jedoch nichts zur Sache. Ich muss mich auch auf keinen Kreuzzug begeben, um jemanden davon zu überzeugen, dass er blöd ist. Wenn jemand Spaß daran hat? Super! Weiter so. Ich will sicherlich niemanden seinen Spaß rauben. Wenn mich jemand danach fragt, warum ich ihn nicht mag, erzähle ich das natürlich gerne, aber selbst dann versuche ich, fair zu bleiben.

Auch „früher“ hat man Dinge also Mist finden wollen. Heute fällt es vielleicht dank Internet mehr auf. Jeder kann schließlich seine Meinung in die virtuelle Welt blasen. Vermutlich ist auch dieses Bashing, das gerne im Internet betrieben wird, mehr und mehr in die Mainstream-Medien durchgesickert. Ich weiß es nicht genau. Aber ich bin froh, dass ich nicht mehr so bin. Ja, ich finde auch mal Dinge schlecht. Das sage ich dann auch und ich kann da auch sehr direkt werden, wie mancher sich vielleicht aus diesem Blog erinnern wird. Trotzdem versuche ich immer fair und offen zu bleiben – und Spaß zu haben.

Es ist cool, Dinge toll zu finden! Das ist, was das Leben lebenswert macht.

Das ist die Einstellung, die ich nun schon seit einigen Jahren vertrete und auch hier in meinem Blog immer wieder verbreite. Wenn Ihr genau sowas sucht, aber mit einer kritischen Einstellung, dann gibt es zwei YouTube-Kanäle, die ich euch empfehlen möchte: Einmal bezüglich Videospielen Total Biscuit und dann bezüglich Filmen den Nostalgia Critic.

Klar, viele NC-Videos sind ein wenig überzogen. Das gehört aber zur Unterhaltung, denn der Nostalgia Critic an sich ist eine Persona. Trotzdem kommen selbst in den Videos Relativierungen vor bei Dingen, die wirklich gut an schlechten Filmen sind – und manchmal gibt es sogar noch ein Bonus-Video mit „Real Thoughts about …“. Das finde ich fair. Denn einerseits ist es unterhaltend. Wer amüsiert sich nicht, wenn sich jemand ein wenig aufregt? Aber ebenso ist es in vielen Momenten fair, wie die Hand gehoben und gesagt wird: „Moment einmal …“ All das findet man sowohl bei Nostalgia Critic als auch bei Total Biscuit.

Beide polarisieren. Dessen bin ich mir bewusst. Aber ich schätze beide sehr und vielleicht, wenn ihr sie noch nicht kennt, findet ihr auch Gefallen daran.

Gerade Nostalgia Critic hat sogar zu einem ähnlichen Thema ein paar Worte gesagt, die genau in diese Kerbe schlagen. Die folgenden 12 Minuten sind wirklich gut investiert, wenn euch das Thema interessiert:

Ich kann immer noch meckern und es gibt Sachen, über die ich stundenlang diskutieren kann. Ich kritisiere auch gerne – immer noch. Trotzdem bin ich froh, dass ich wieder gelernt habe, Spaß an Dingen zu haben. Nur weil man Spaß an etwas hat, ist man nicht naiv und auch nicht blauäugig. Lasst euch das nicht einreden. Es wird viel zu schnell mit dem Begriff „Fanboy“ herumgeworfen. Heutzutage scheint es mir leichter geworden, etwas blöd zu finden, als an etwas Spaß zu haben. Daher bewahrt euch diese Momente, in denen ihr Spaß habt. Lasst sie euch nicht nehmen und steckt Andere mit eurer Begeisterung an.Denn zwei Stunden vor etwas zu sitzen, das keinen Spaß macht, ist eigentlich eine ganz schöne Zeitverschwendung, meint ihr nicht?

4 thoughts on “Rambling about ranting

  1. Warum weiss ich nichts davon das sie sich in München rumtreiben Hr. Göttmann?

    • Ja, ich gebe zu, dass ich bisher es noch nicht all zu sehr an die große Glocke gehängt habe. Momentan bin ich auch noch zu sehr mit all dem Pendeln von hier nach Karlsruhe beschäftigt. Das schlaucht leider – sehr. Aber ich hoffe, sobald ich mich ein wenig mehr eingelebt habe und das mit dem Pendeln irgendwann sich auch erledigt hat, dass es dann vielleicht sogar mal klappen könnte, mich bei all den Münchnern zu melden, die ich hier so kenne. Ein paar sind das ja schon. :)

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