Equality now!

Auch wenn ich gerade krank bin, diesen Artikel habe ich zum Glück schon im Voraus geschrieben. Werde die nächsten Tage also wohl weniger bloggen. Es hat auch was Gutes, wenn man so einen Artikel schon im Vorfeld verfasst.

Aus aktuellem Anlass: Heute ist der Women’s Equality Day.

Wer mich kennt weiß, dass ich ein starker Befürworter für vernünftige Emanzipation bin. Damit meine ich nicht diese Dinge, bei denen auch ich mich fremdschäme, wenn irgendwo „SchülerInnen“ steht oder aus einem „man“ dann „frau“ wird oder ähnliche Dinge. Nein, ich meine tatsächliche und intelligente Gleichberechtigung und keine Stammtischparolen oder Augenwischereien.

Daher möchte ich an dieser Stelle eine der wirklich intelligenten Reden zu diesem Thema verlinken, der ich mich vorbehaltlos anschließen mag: „Joss Whedon on – Why do you always write these strong women characters?“

Ich habe selten eine bessere Rede zu dem Thema gesehen. Die beiden Schlusssätze sind die beste Zusammenfassung all dessen, worum es geht:

„Why do you write these strong women characters?“ – „Because you are still asking that question.“

Das verkürzt das Argument, aber ist genau der Kern, worum es geht.

We need equality… kind of now!

Aus aktuellem Anlass verlinke ich hier eine der besten Reden zu diesem Thema von meinem großen Idol. Es gibt theoretisch so viel mehr dazu zu sagen, so viel mehr Platitüden aus dem Weg zu räumen, so viele festgefahrene Ansichten umzukrempeln, aber das hier trifft in knapp 6 Minuten die Essenz all dessen sehr gut (beginnt richtig ab 2:00)

Da es in dem Video erwähnt wird: Leider durfte Joss Whedon nie seine Vision von Wonder Woman als Film transportieren: „We just saw different movies, and at the price range this kind of movie hangs in, that’s never gonna work. Non-sympatico. It happens all the time.“ (Joss Whedon)

Das ist so traurig vor diesem Hintergrund, denn in seiner Rede hat Joss Whedon gezeigt, warum er genau das geschafft hätte, was den Film so großartig hätte machen können: eine emanzipierte, aber glaubwürdige Superheldin zu zeichnen. Eine Vision, die sicherlich auch mal gegen den Strom schwimmt, die auch mal zeigt, dass Emanzipation nicht einfach nur platt durchgesetzt kann, dass Emanzipation nicht einfach dadurch funktioniert, dass man manche Zustände als „gleich“ definiert.

Ich bin mir sicher, nach dem bahnbrechenden Erfolg von Avengers gibt es da ein paar Leute, die sich kräftig ärgern. Denn das hätte ihr Erfolg sein können – mit Wonder Woman. Ja, sicherlich anders, denn Avengers waren mehr Superhelden und Wonder Woman wäre das eben nicht gewesen. Dennoch hat dieser Film gezeigt, was für ein Genie Joss Whedon ist und wie sehr er dieses Genre versteht und was er machen kann – wenn man ihn lässt.

Jeden einzelnen Satz von Joss Whedon aus der Rede da oben möchte ich ausnahmslos unterschreiben. Wer meine Position zu Emanzipation wissen will, der findet sie da oben – witziger und besser formuliert, als ich es je könnte. Danke, Joss.

It’s a mess

Letzte Woche bei der Popstars-Folge habe ich mal wieder ein tolles Beispiel für Geschlechter-Klischees mitbekommen. Es ging um ein nicht ganz so einwandfreies Bad und eine der Kandidatinnen meinte: „Ich meine, wir sind Mädels, wir müssten das eigentlich wissen, dass man Ordnung halten muss.“

Genau! Denn das ist ja genetisch so drin – in Mädels! Jungs? Nein, da gibt es das nicht. Aber so ein Mädel, das hat das ja schon so per Definition drin! Bitte nun keine empörten Aufschreie, sondern erst einmal weiter lesen. Ich bin mittlerweile ja doch sehr vorsichtig, wenn ich etwas über solche Sachen schreibe, denn das gerät irgendwie – fast immer – in den falschen Hals.

Jetzt werden sicherlich wieder ein paar sagen: „Ach, das war doch nicht so gemeint und damit ist Erziehung gemeint.“ Nein – beziehungsweise ja. Natürlich liegt es an der Erziehung oder besser gesagt „Sozialisation“ – das ist es ja immer. Ich wehre mich nur immer gegen solche Sätze wie: „Das ist eben typisch Mann/Frau“ – wie vermutlich viele mittlerweile wissen, die schon länger hier mitlesen.

Ich habe kein Problem damit, wenn das eben ein normaler Charakterzug ist, aber der ist nicht darauf zurück zu führen, dass man ein Mann oder eine Frau ist – ehrlich. Oder meint ihr wirklich, dass es ein Ordnungs-Gen da irgendwo gibt? Das ist reine Sache der Kultur – oder unreine, wie man es nimmt. Aber mit allgemeinen Wahrheiten über Männer und Frauen hat das nichts zu tun.

Und bei „Wir sind Mädels, wir müssten das wissen…“ da bekomme ich wirklich Magenschmerzen. Das ist nicht schön. Ich trete für das Recht ein, dass auch Mädels das nicht wissen müssten! Sie dürfen, aber sie müssten nicht…

Schöner fände ich ja den Satz: „Wir sind erwachsene Menschen, wir müssten das wissen…“ und schon hätte ich kein Problem mehr damit, denn damit sind erwachsene Menschen gemeint – Männer und Frauen. Keine Aufteilung in Geschlechter und sogar viel sinnvoller in dem Moment, denn solche Sachen, wie dieses unordentliche Badezimmer sind sowohl bei Männern wie auch bei Frauen gleich schlimm.

Für mich ist diese Staffel bei Popstars daher überaus faszinierend, denn die läuft unter dem Motto „Girls forever“ und ich bin gespannt, was mir da noch für Geschlechter-Klischees begegnen, wo ich als Gender-Studies-Mensch die Hände über dem Kopf zusammenschlage. Ja, ich stehe dazu, ich rege mich zwar immer wieder gerne darüber auf, unterhalte mich dabei aber immer köstlich.

Aion in the city

Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag nun keine Welle der Entrüstung hervorrufe, denn über Geschlechterverhalten zu reden, ist ja immer so eine heikle Sache – besonders als Mann. Da werden einem gerne mal Worte im Mund herumgedreht, die man so eigentlich nicht sagte. Ich hoffe allerdings, dass der Großteil doch wenigstens versteht, warum ich mich so sehr über folgendes Thema aufregen – muss -!