Fantastische Buchmesse in Leipzig – ohne mich, aber mit mir

Die Leipziger Buchmesse 2018 steht vor der Tür und ich bin zwar nicht persönlich da, aber zumindest indirekt über meine Texte. Denn meine Kurzgeschichte „Die unmögliche Quest“ erscheint in der Anthologie „Fantastisch“ der Druckerei Wir machen Druck. Das Hardcover wird dort kostenlos verteilt und später gibt es eine PDF-Version auf der Website der Druckerei.

Equality now!

Auch wenn ich gerade krank bin, diesen Artikel habe ich zum Glück schon im Voraus geschrieben. Werde die nächsten Tage also wohl weniger bloggen. Es hat auch was Gutes, wenn man so einen Artikel schon im Vorfeld verfasst.

Aus aktuellem Anlass: Heute ist der Women’s Equality Day.

Wer mich kennt weiß, dass ich ein starker Befürworter für vernünftige Emanzipation bin. Damit meine ich nicht diese Dinge, bei denen auch ich mich fremdschäme, wenn irgendwo „SchülerInnen“ steht oder aus einem „man“ dann „frau“ wird oder ähnliche Dinge. Nein, ich meine tatsächliche und intelligente Gleichberechtigung und keine Stammtischparolen oder Augenwischereien.

Daher möchte ich an dieser Stelle eine der wirklich intelligenten Reden zu diesem Thema verlinken, der ich mich vorbehaltlos anschließen mag: „Joss Whedon on – Why do you always write these strong women characters?“

Ich habe selten eine bessere Rede zu dem Thema gesehen. Die beiden Schlusssätze sind die beste Zusammenfassung all dessen, worum es geht:

„Why do you write these strong women characters?“ – „Because you are still asking that question.“

Das verkürzt das Argument, aber ist genau der Kern, worum es geht.

We need equality… kind of now!

Aus aktuellem Anlass verlinke ich hier eine der besten Reden zu diesem Thema von meinem großen Idol. Es gibt theoretisch so viel mehr dazu zu sagen, so viel mehr Platitüden aus dem Weg zu räumen, so viele festgefahrene Ansichten umzukrempeln, aber das hier trifft in knapp 6 Minuten die Essenz all dessen sehr gut (beginnt richtig ab 2:00)

Da es in dem Video erwähnt wird: Leider durfte Joss Whedon nie seine Vision von Wonder Woman als Film transportieren: „We just saw different movies, and at the price range this kind of movie hangs in, that’s never gonna work. Non-sympatico. It happens all the time.“ (Joss Whedon)

Das ist so traurig vor diesem Hintergrund, denn in seiner Rede hat Joss Whedon gezeigt, warum er genau das geschafft hätte, was den Film so großartig hätte machen können: eine emanzipierte, aber glaubwürdige Superheldin zu zeichnen. Eine Vision, die sicherlich auch mal gegen den Strom schwimmt, die auch mal zeigt, dass Emanzipation nicht einfach nur platt durchgesetzt kann, dass Emanzipation nicht einfach dadurch funktioniert, dass man manche Zustände als „gleich“ definiert.

Ich bin mir sicher, nach dem bahnbrechenden Erfolg von Avengers gibt es da ein paar Leute, die sich kräftig ärgern. Denn das hätte ihr Erfolg sein können – mit Wonder Woman. Ja, sicherlich anders, denn Avengers waren mehr Superhelden und Wonder Woman wäre das eben nicht gewesen. Dennoch hat dieser Film gezeigt, was für ein Genie Joss Whedon ist und wie sehr er dieses Genre versteht und was er machen kann – wenn man ihn lässt.

Jeden einzelnen Satz von Joss Whedon aus der Rede da oben möchte ich ausnahmslos unterschreiben. Wer meine Position zu Emanzipation wissen will, der findet sie da oben – witziger und besser formuliert, als ich es je könnte. Danke, Joss.

Father and Son

Kinder und Jugendliche in Serien sind immer so eine heikle Sache. Im Idealfall sind sie einfach da, leider nerven sie aber häufiger einfach. Es gibt nicht gerade viele Filme und Serien, in denen ein jugendlicher Charakter nicht der ständige Klotz am Bein ist oder nur für den Comic-Relief zuständig ist. Erinnert euch da einfach mal an Indiana Jones und der Tempel des Todes – Short Round fand ich persönlich erträglich, aber ich kann es vollkommen verstehen, wenn man sich von ihm genervt fühlte.

Häufiger sind Jugendliche aber eher belanglos und zeigen auch einfach nur, wie toll die Erwachsenen sind. So gerne ich Monk sehe, aber Judy (Natalies Tochter) ist gerade hierfür ein Paradebeispiel. Wenn sie auftaucht, dann ist das meist extrem belanglos oder sie steckt einfach in Schwierigkeiten, aus denen sie selbst nicht rauskommt. Ihr wird auch nicht wirklich ein solcher Moment gegönnt.

In dieser Hinsicht ist Castle um so herausragender. Wenn man nämlich Castles Tochter Alexis mit Judy vergleicht, dann liegen da Welten dazwischen – obwohl die Charaktere an sich gar nicht so unterschiedlich scheinen. Denn beide sind eigentlich nicht auf den Kopf gefallen und haben einiges an Einsicht in ihre Umgebung, Dennoch: Alexis ist selbständig, während Judy zwar immer rumjammert, aber dennoch nichts allein auf die Reihe bekommt. Alexis hat in vielerlei Hinsicht sogar mehr Überblick als ihr Vater Castle, gibt ihm mehr als einmal mit richtigen Weisheiten sogar wichtige Lösungshinweise.

Ich mag die Szenen zwischen Castle und Alexis einfach, denn da stimmt es einfach viel mehr, als bei Natalie und Judy in Monk. Meiner Ansicht nach liegt das daran, dass Alexis als Charakter viel tiefer und interessanter ist. Schon allein ihre Schlagfertigkeit ist um Längen besser und sie wird nicht als blödes Kind dargestellt, das noch viel von der Welt lernen muss. Ja, das auch und es gibt diese Momente, in denen sie am Boden zerstört ist und ihren Vater braucht. Aber trotzdem hat sie ihren eigenen Einblick in die Welt, der extrem glaubwürdig ist.

Kinder und Jugendliche sind nicht immer so blöd, wie die Medien sie gerne in Serien und Filmen darstellen. Alexis ist einer der wenigen Charaktere, bei denen dieser Fehler vermieden wird und im Gegenzug dafür aber alles richtig gemacht ist.

Why do you write these strong women characters

Auch wenn die Rede bereits 4 Jahre alt ist und auch wenn Joss Whedon schon lange nicht mehr an „Wonderwoman“ arbeitet, bin ich heute erst über diese großartige Rede von ihm gestolpert, bei der mir wieder bewusst wurde, warum er mein absolutes Vorbild ist – in egal welcher Hinsicht.

Die Rede ist witzig, sie ist tief und man merkt, dass Joss so viel zu sagen hat, so viel zu vermitteln hat. Das ist auch der Grund, warum ich sogar leicht sauer werde, wenn „Buffy“ oder eine seiner anderen Serien als „Schund“ abgetan wird, denn das ist es nicht. All diese Sachen, von denen er erzählt, die findet man in seinen Serien wieder – all die Ideen, all die Moral, all die Utopien. Und das soll Schund sein? Das ist visionär, das ist, was einen selbst menschlich voranbringt.

Und es macht sauer, wenn jemand bei dieser Rede tatsächlich auf YouTube den Daumen runter macht. Man muss ihn nicht sympathisch finden, man muss Buffy nicht mögen, aber man muss doch sehen, dass das, was er sagt, Hand und Fuß hat und wichtig ist! Wie kann man da den Daumen runter machen?

In der Rede beschwert sich Joss Whedon, dass er immer und immer wieder gefragt wird, warum er immer starke Frauencharaktere schreibt – eine Frage, die ich auch kenne und der ich mich wohl auch hin und wieder stellen muss, denn in allem, was ich bisher geschrieben habe, gibt es auch eine Frauenfigur als Protagonistin, die zwar nicht immer bereits von Anfang an stark ist, aber stark wird, und meine Rollenspielcharaktere sind auch das.  Joss gibt mehrere Antworten auf diese Frage und bei dieser Antwort ist es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen und ich dachte mir: „Ja! Ja! Genau! Das!“

„Because these stories give people strength and I’ve heard it from a number of people and I felt it myself and it’s not just women – it’s men. And I think there is something particular about a female protagonist that allows a man to identify with her, that opens up something, an aspect of him that he might be unable to express – hopes and desires he might be uncomfortable expressing through a male identification figure. So it really crosses across both and it helps people in that way.“

Das  ist eine wundervolle Antwort. Allerdings ist vermutlich die wichtigste Antwort, die er gibt folgende:

„Why are you even asking me this? How is it even possible that this is even a question? Honestly, seriously, why did you ask, why did you write that down? Why aren’t you asking a hundred other guys, why they don’t write strong women characters?“

Dieser Mann ist so großartig!

Aion in the city

Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag nun keine Welle der Entrüstung hervorrufe, denn über Geschlechterverhalten zu reden, ist ja immer so eine heikle Sache – besonders als Mann. Da werden einem gerne mal Worte im Mund herumgedreht, die man so eigentlich nicht sagte. Ich hoffe allerdings, dass der Großteil doch wenigstens versteht, warum ich mich so sehr über folgendes Thema aufregen – muss -!