Where there’s a whip, there’s a way

Alle wollen in den neuen Hobbit-Film. Ich nicht. Mich interessiert er einfach nicht und ich gebe zu, dass mir abgeht, warum ich mir das ansehen sollte. Auch die letzten beiden Teile habe ich ignoriert. Was ich von den Hobbit-Filmen so höre ist durchaus widersprüchlich. Manche finden sie großartig und manche finden sie belanglos, manche sogar sind über einige Dinge verärgert. Mich juckt das alles aber so unglaublich wenig, dass ich gerade mal diesen Blog-Beitrag dazu schreibe, denn ich verstehe nicht, wie diese Filme so massiv in meinem Umfeld auftauchen.

In einem Loch im Boden…

Ich will einmal eine ketzerische Frage in den Raum werfen und hoffe, ihr lyncht mich deswegen nicht, aber mich interessiert das echt: Bin ich der einzige Mensch, der Fantasy mag, sich aber nicht auf den Hobbit freut? Es ist nicht so, dass ich ihn nicht sehen will. Sicherlich werde ich ihn mir anschauen und vermutlich auch Spaß haben, aber trotzdem lässt mich das im Vorfeld extrem kalt. Wenn ich mir dann die Lobhudeleien im Vorfeld bereits anhöre, wundert es mich.

Denn wenn ich bedenke, dass ich das Buch mehrfach anfangen musste und auch nach dem geglückten Durchlesen immer noch einfach langweilig fand, und jetzt auch noch der Film in drei Teilen erscheinen soll, dann vergeht mir sogar ein wenig die Lust darauf. Sicherlich: Schauspieler toll, Kulissen toll, Kostüme toll und so weiter. Aber langt das echt? Für mich sieht das im Vorfeld eher nach dem Kochrezeptfilm aus: „Was haben die HdR-Filme so erfolgreich gemacht? Das packen wir da mal rein und rühren dreimal kräftig um.“ An sich nicht schlimm und nicht verkehrt, aber trotzdem… ganz ehrlich… der Hobbit?

Von manchen wird er jetzt schon als Film des Jahres bezeichnet. Vielleicht wird er es, doch irgendwie habe ich ganz arge Bedenken dabei. Aber vielleicht bin ich auch noch einfach zu sehr Trotzkopf und störe mich an diesem ungeheuren Hype.

Jamas Tipp: Willow

Es gibt Filme, die sind Klassiker und trotzdem kennen sie viele überraschenderweise nicht. „Willow“zählt für mich dazu. Heute mag gerade die Tricktechnik ein Schmunzeln hervorbringen und auch so manches wirkt alt – es ist eben einer der typischen Fantasy-Filme, die in den 80er Jahre erschienen sind. Für mich ist es aber immer noch einfach einer der besten Fantasy-Filme, die ich mir auch heute immer wieder gerne anschaue. Dieser Film ist meiner Ansicht nach die beste Rolle von Warwick Davis – und hat ihn unsterblich gemacht.

Alles passt bei „Willow“ einfach zusammen – die Musik, die Charaktere, der Plot… ja, zugegebenermaßen, die sind alle recht vorhersehbar und der Plot ist auch nicht neu. Die Charaktere sorgen auch nicht gerade für Überraschungen, aber das brauchen sie auch nicht. Denn „Willow“ ist einfach ein Film zum Entspannen und Spaß haben. Auch wenn der Film von George Lucas ist, finde ich doch, dass es ein Film mit Seele ist, der trotz seines Alters auch heute immer noch berühren kann und mit vielen der modernen Fantasy-Action-Spektakel mithält.

Wieso? Weil es so Kleinigkeiten sind, die den Film so wertvoll und besonders machen. Die Bodenständigkeit der Charaktere ist einfach schön. So ist der Hauptcharakter Willow eben kein jugendlicher Draufgänger, der seine große Liebe findet. Nein, er ist Familienvater, der hinauszieht, um diese zu beschützen und das Richtige zu tun. Klar, das ist im Prinzip das Hobbit-Motiv, dass Bodenständigkeit wichtig ist und kleine Menschen auch große Dinge bewegen können. Aber es ist trotzdem einfach verdammt gut und stimmig umgesetzt.

Für mich eine der größten und bewegensten Szenen ist, wenn Willow aus dem Dorf abreist und seine Frau Kiaya ihm ihren abgeschnittenen Haarzopf mitgibt. Das ist für mich immer noch eine Szene, die ich nicht aus dem Kopf bekomme, einfach weil sie so einfach und doch so tief und tragisch ist. Ich finde, das ist der Moment, der Willow als Charakter dem Zuschauer so sympathisch werden und auch später mitfiebern lässt.

Klar, über Madmartigan hat man dann den klassischen Charakter im Stile von Han Solo. Heutzutage wäre eher dieser Charakter der Protagonist, denn er ist heldenhaft, witzig, charmant und man kann die große Liebe schön inszenieren. Doch hier ist Willow der Hauptcharakter und das macht den Film so besonders im Vergleich zu vielen modernen Fantasy-Filmen, die sich sowas nicht trauen.

Dieser Film ist an sich ungeheuer simpel, aber trotzdem eine meiner größten Inspirationsquellen für das Rollenspiel und das Schreiben. Nicht unbedingt im Plot und auch nicht unbedingt in den konkreten Charakteren. Sondern vielmehr diese Mischung aus Epik und Selbst-Ironie, die da häufig durchscheint.

Wer Fantasy-Filme mag und „Willow“ noch nicht kennt, der sollte ihn sich einmal anschauen. Mit 10 Euro könnt ihr da echt nichts falsch machen. Er ist natürlich nicht mit solchen Feuerwerken wie „Herr der Ringe“ zu vergleichen, da muss man ihn auch einfach im Rahmen seiner Zeit sehen können. Der Trailer sagt es einfach richtig:

„It was a different time…“

Ich habe gerade wieder beim Schreiben richtig Lust bekommen, diesen Klassiker mir anzuschauen. Meine Frau bekomme ich bestimmt auch dazu, denn die mag den genauso wie ich und hat sogar den Soundtrack.

Jamas Tipp: Der Hobbit

Was viele nicht wissen ist, dass „Der Hobbit“ bereits in den späten 60ern schon einmal verfilmt wurde. Der Film ist ziemlich untergegangen und wird von der heutigen Tolkien-Gemeinde aus Peinlichkeit gerne verschwiegen. Das liegt aber an der üblichen Engstirnigkeit, die auch schon Peter Jackson fast das Genick gebrochen hätte – ich sage nur: „Tom Bombadil fehlt in dem Film!“ oder „Das mit Arwen stimmt doch so gar nicht!“ Ähnliche Probleme gab es auch bei dem „Hobbit“ aus den 60ern.

Trotzdem ist der Film ein unterschätztes Kleinod, denn immerhin spielt niemand anderes als Leonard Nimoy als Gandalf mit und hat sogar den Soundtrack zum Film gesungen.

Der Film wirkt, wie das Musikvideo, alles sehr bizarr – aber das ist dem Zeitgeist anzulasten. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt und gerne mal eine vollkommen abstruse Variante das „Hobbits“ sehen will, bevor dann mal eine richtige gefilmt wird, dem möchte ich den „Hobbit“ aus den 60ern wärmstens ans Herz legen.