Neorealismus

Manchmal kann ich nur den Kopf schütteln, wie verzogen die heutige MMO-Community ist. Das ist leider auch schon lange nicht mehr auf wenige Spiele begrenzt. Da wurde sich eine Spielergemeinschaft langsam herangezüchtet, die weder den Wert von etwas erkennt, noch spielt, sondern nur noch gewinnen will. Wie komme ich darauf?

In Rift gibt es ein paar PvP-Dailies, die man machen kann. Das waren recht simple Quests, in denen man in verschiedenen Endlevel-Karten manche Ressourcen sammeln musste oder Gegner umhauen musste. Dabei waren diese jeweils sehr wenige, so dass man sich wirklich darum förmlich prügelte. Auf PvP-Servern funktionierte das wohl auch entsprechend, auf PvE-Servern nicht. Denn man wurde nicht automatisch für PvP geflaggt. Das hatte zur Folge, dass diese PvP-Quests sehr harmonisch auf den PvE-Servern abliefen, sofern sich nicht einzelne aktiv von selbst für PvP flagtten. Das kann mir keiner erzählen, dass das so beabsichtigt war.

Jetzt wurde mit dem neuen Patch 1.9, der wirklich gut aussieht, auch eine kleine Änderung eingebaut: Jetzt wird man bei diesen Quests automatisch für PvP geflaggt. Ich habe selten eine richtigere Änderung gesehen, aber passiert? Im Forum beschweren sich die Leute, dass sie jetzt zum PvP gezwungen werden und das ja eine Unverschämtheit wäre.

Dabei war es von vornherein eine PvP-Quest – stand schon immer da und dass man nicht für PvP geflaggt war meiner Ansicht nach schon immer ein Fehler. Ich habe das auch damals als Vorschlag in die Foren geschrieben, dass man während dieser Quests besser automatisch markiert werden sollte ähnlich wie bei den PvP-Rissen. Jetzt wurde dieser Fehler, denn nichts anderes war es, endlich behoben. Trotzdem ist das Geschrei groß.

Denn angeblich würde man nun auf einem PvE-Server zum PvP gezwungen. Nein, wird man immer noch nicht. Man kann sich immer noch aktiv entscheiden, diese Quests nicht zu machen und man muss sie auch nicht machen. Denn Rift hat mittlerweile so viel Content, dass man ganz bewusst seine Dailies auswählen muss, um nicht mit den falschen Dailies ans Limit zu kommen und für diesen Tag keine weiteren mehr machen zu dürfen.

PvE-Server heißt nicht, dass dort nur PvP gemacht wird. PvE-Server heißt nur, dass ich jederzeit selbst entscheiden kann, ob ich mich für PvP flagge oder nicht. Auch die Annahme der PvP-Quests ist eine aktive Entscheidung. Aber mittlerweile ist die Mentalität bei vielen Spielen wohl leider nur noch: „Gib! Gib! Gib!“

Traurig, denn da ist irgendwo das Wort „Spielspaß“ verloren gegangen.

Jamas Tipp: Contact

Manchmal werden richtig großartige Filme vollkommen falsch angepriesen oder vermarktet: Contact ist ein perfektes Beispiel dafür. Der Trailer ist vollkommen irreführend und man denkt, man bekommt einen gigantischen Science-Fiction-Film über Erstkontakt mit Außerirdischen. Was man aber viel mehr bekommt, ist ein herausragender Film über den ewigen Kampf zwischen Wissenschaft und Religion. Das ist der Film, nicht das, was im Trailer beworben wurde.

Als Ergebnis hatten wir im Kino damals leider sehr unschöne Situationen mit dem Publikum, das für diesen Film weder gewappnet war, noch ihn wirklich sehen wollte. Am Anfang gibt es beispielsweise eine Sequenz, in der es einen langen, wirklich sehr langen Zoom aus dem Weltall auf die Erde gibt. Dabei hört man immer mehr an Funkwellen, die von der Erde ausgestrahlt werden. Das ist eine sehr lange und sehr ruhige Szene – aus der Erinnerung würde ich die wirklich auf 3-5 Minuten schätzen. Kann sein, dass die Erinnerung das aber ungenau verlängert. Am Anfang war es noch ruhig, aber bereits nach einer Minute begann die Unruhe durch das Kino zu schwappen und die Leute fingen an, sich zu unterhalten. Das war sehr schade, denn das hat die Szene einfach zerstört.

Auch später gab es mehrere solche Momente. Aber verständlich, denn viele haben wohl einfach einen krachigen Science-Fiction erwartet. Dabei ist der Film sehr ruhig, sehr langsam, konzentriert sich sehr auf die Charaktere und ihre Beziehungen zu Wissenschaft, Religion und dem Menschen an sich. Dieser Erstkontakt mit Außerirdischen ist nämlich nur die Bühne für ein paar grundlegende Fragen, die auf unterhaltsame Art für die Pop-Kultur aufbereitet werden.

Das Einzige, was man dem Film meiner Ansicht nach vorwerfen könnte, wäre: Lange Zeit sind sowohl Wissenschaft als auch Religion gleichberechtigt und beide Positionen werden mit ihren Vor- und Nachteilen dargestellt und es wird auch geschaut, was eine mögliche Symbiose sein kann und wie man das verbinden kann. Gegen Ende hin weicht sich das leider ein wenig auf und ein ansonsten sehr kritischer und interessanter Film verlagert sich doch arg auf eine Seite, wie ich finde. Das ist für mich nicht schlimm, denn diese Seite ist vermutlich die, der ich mich als Agnostiker auch eher zurechnen kann. Aber trotzdem ist es schade.

Ändert aber nichts daran, dass ich noch genau weiß, wie wir damals nach dem Kinobesuch in unserer Viergruppe noch hinter dem Residenz in Mainz gestanden haben und uns bis um 5 Uhr morgens (!) über Gott, Wissenschaft und die Welt im wahrsten Sinne des Wortes unterhalten haben. Das war sehr spannend, sehr inspirierend und ich bin wirklich beeindruckt, wie wir uns trotz teilweise sehr unterschiedlicher Ansichten so friedlich und interessiert über das alles unterhalten konnten. Denn für mich gehören Religion, Politik und Geschlechterrollen zu den Themen, die man besser meiden sollte – sofern man sich nicht mit Menschen zerstreiten will, die man mag. Denn hier wird meist viel zu verbissen gekämpft und um sich geschlagen.

Aber es geht auch friedlich und ich denke, dieser Film hat das gezeigt und gemacht. Dafür gehört er für mich immer noch in die Reihe der ganz großen Filme. Lasst euch von dem Trailer also nicht in die Irre führen: Es geht nicht um dieses Signal und es geht nicht um Außerirdische. Es geht um solche Fragen wie: Was ist Wissen? Was kann Naturwissenschaft? Was ist Glaube? Was kann Religion? Was kann ich beweisen? Was ist empirisch? Was ist nur meine Gefühlswelt? Darum geht es. Es wird zwar auch im Trailer thematisiert, aber sehr, sehr kurz. Ja, und die Aliens halt im Hintergrund – geschenkt.

Games are Legend

Ich fiebere einem neuen Spiel entgegen: „The Last of Us“. Marc hat mich darauf gebracht, denn er ist da irgendwie letztens scheinbar drüber gestolpert. Danke für diesen grandiosen Tipp!

Das Spiel ist von Naughty Dog – den Machern von „Uncharted“. Es geht um Zombies und eine Vater-Tochter-Beziehung in einer post-apokalyptischen Welt. Was soll ich mehr dazu sagen? Ihr wisst vielleicht, dass ich die Neuverfilmung von „I am Legend“ ganz großartig finde und der Trailer sieht nach genau einer solchen Atmosphäre und einem solchen Spiel aus.

Es scheint nicht um ein Zombiegeschnetzele wie in „Left 4 Dead“ zu gehen – was ich durchaus auch mag. Aber ich mag auch die philosophische und moralischen Dimensionen, die das Zombie-Setting liefert. Nachdem Naughty Dog also mit „Uncharted“ drei interaktive Action-Filme produziert hat, die mich sehr bewegt und inspiriert haben, würde ich mich sehr über etwas ähnliches im Zombie-Genre freuen. Das wäre genau mein Ding.

Zombies und Moral und tiefe Charaktere… es gibt kaum etwas Besseres. Doch gibt es, aber das ist schon einmal eine Mischung, die rockt. Der Trailer ist reichlich unspektakulär, wäre aber genau das, was ich mir wünschen würde. Klar, Geballer wird es sicherlich auch geben. Hey, es sind Zombies! Aber das wäre so großartig, wenn ebenso Charaktere und Handlung entsprechend tiefgründig werden.

The Traffic Book

Heute habe ich mich einmal wieder so richtig über den Straßenverkehr geärgert. Ein Phänomen, das sicherlich alle kennen: Staus entstehen, aber so richtig schlimm werden sie durch den Egoismus der Menschen. Wie ich das meine?

Wenn jemand ständig die Spur wechselt, erzeugt er mehr Unruhe und bringt außerdem dabei beide Spuren zum Halten, denn die können nicht ungehindert weiterfahren bis er ganz drüben ist. Besonders schön wird das dann, wenn das ständig gemacht wird – vom gleichen Fahrer. Noch schlimmer wird es dann, wenn ein paar Schlaumeier denken: „Hö, hö! Die dritte Spur ist frei! Dann überhole ich alle und vorne, wenn ich raus will, schleiche ich mich wieder rein.“ Na, danke. Das sind genau die Ursachen, warum auch die dritte Spur irgendwann stockt.

Wie gut, wenn ich dann im Auto nette Musik höre oder ein Hörbuch habe. Zur Zeit übrigens „Das Graveyard-Buch“ von Neil Gaiman in dieser Fassung. Das höre ich schon eine Weile, weil ich über Weihnachten in manchem Stau keinen Nerv zum Zuhören hatte und auch dann lieber mal wieder mehr Musik hören wollte. Trotzdem nette Geschichte, nett vorgelesen… passt. Ist ein etwas morbides Jugendbuch mit ein paar sehr netten Einfällen.

Jamas Tipp: Verwünscht

Zuerst dachte ich mir: „Na, da machen sie sich mal wieder billig über sich selbst lustig – schwer ist das nicht“, als ich den Trailer zu „Verwünscht“ im Kino gesehen habe und legte den Film gedanklich ad acta. Sowas muss ich mir nicht ansehen, denn sich über Disney lustig zu machen ist nun wirklich nicht schwer und ich wollte gar nicht wissen, wie sie sich dadurch selbst zelebrieren.

Doch dann kam er in der Videothek raus und – ich arbeitete zu der Zeit noch in der Videothek – meine Kollegen waren ganz hin und weg. Da ich kostenlos die Filme ausleihen konnte, nahm ich ihn einfach einmal mit, denn viel falsch machen kann man da nicht, außer knapp zwei Stunden einen doofen Film gesehen zu haben und ganz ehrlich: Es gibt schlimmeres, zumal ich zu Hause bei meinem DVD-Player auch einfach „Stopp“ drücken und es rausnehmen kann.

Aber wie falsch ich bei diesem Film doch gelegen habe! Ja, klar, sie machen sich über sich selbst lustig – gerade die ganze Singerei und ich finde den Witz immer noch nicht lustig, wenn Edward am Ende des Trailers beim Singen von den Fahrradfahrern über den Haufen gefahren wird. Aber der Film ist so viel mehr! Er ist witzig, er ist intelligent, er ist vielschichtig und überaus romantisch.

Auf Englisch funktioniert er sogar noch ein wenig besser, denn da ist Giselle noch ein wenig verstrahlter, Edward noch realtitätsfremder und Robert noch nüchterner. Aber es klappt auch auf Deutsch, denn gerade Roberts Mimik ist unschlagbar, vor allen Dingen bei meinem persönlichen Highlight des Films bei dem Lied „How does she know“ (siehe nach dem Spoiler-Cut).

Das Ende ist so wunderschön romantisch, auch wenn ich finde, dass es früher hätte aufhören müssen, denn mein persönliches Ende ist deutlich früher als das im Film – ich vermute, ihr werdet sehen, was ich meine. Die Sache auf dem Turm finde ich unnötig und aufgesetzt und das vorher eignet sich viel schöner als Ende. Doch das ist nur ein kleiner Makel bei einem grandiosen Film.

Schaut ihn euch an und gebt ihm eine Chance! Ich habe leider jetzt schon häufig erlebt, dass ich den Film als Geheimtipp empfohlen habe und ich dann mitleidig angesehen wurde: „So einen Kitsch?“ Ja, es ist durchaus an einigen Stellen kitschig – aber es ist intelligenter und witziger Kitsch.

Es ist eine Geschichte gerade für uns Erwachsene, dass die Realität zwar schlimm ist, aber man sich immer noch seine eigene Realität schaffen kann. Oder um es mit ein paar Zeilen aus dem schönen Lied „Ever Ever After“ von Carrie Underwood aus dem Soundtrack zu sagen:

Storybook endings, fairy tales coming true
Deep down inside we want to believe they still do
And a secret is taught, it’s our favourite part of the story
Let’s just admit we all want to make it too

Ever Ever After
If we just don’t get it our own way
Ever Ever After
It may only be a wish away

Starting your fashion, wear your heart on your sleeve
Sometimes you reach what’s real just by making believe
Unafraid, unashamed
There is joy to be claimed in this world
You even might wind up being glad to be you

Das ist die Lehre, die der Film mitbringt und finde, dass viele von uns das leider vergessen haben. Der Film erinnert einen daran. Nur leider blocken ihn gerade die Leute ab, denen es wirklich gut tun würde, daran erinnert zu werden.

Spoiler-Cut zu einem der besten Momente des Films:

There is a hero in all of us

Es ist schwer, eine einfache Meinung über „Infamous“ zu haben. Endlich habe ich zumindest durch, aber weiß immer noch nicht, ob jetzt die wirklich genialen Momente überwiegen oder wirklich beschissenen – denn das Spiel hat leider von beidem etwas.

Erst einmal ist es verdammt schwer, wie ich finde und ich kann mich eigentlich sehr gut auf neue Spiele einstellen. Die Steuerung ist an den falschen Momenten klug und an den falschen Momenten dämlich. Beispielsweise sucht sich Cole häufig Stromkabel, auf denen er entlang gleiten kann. Das macht er meist dann nicht, wenn ich unter Zeitdruck stehe, weil ich eine timed mission habe, das macht er aber fast immer dann, wenn ich  im Kampf bin, mich wild drehen muss und mobil bleiben will. Also immer zum genau falschen Zeitpunkt.

Dann gibt es ungeheuer blöde Momente, wenn man in der Hauptstoryline eine Mission macht, wie beispielsweise einen gepanzerten Bus außer Gefecht setzen. Das ist nicht einfach. Als Nebenmissionen darf man das dann noch dreimal machen und es wird nicht einfacher und kürzer und dadurch ungeheuer frustrierend, weil es sich so einfach gestreckt anfühlt. Ähnliches mit dem Ballon aus der Hauptmission, den man vom Himmel holen muss. Nur, dass dort die Hauptmission darin besteht, noch einmal über alle drei Inseln zu gehen, um vier unterschiedliche Ballons vom Himmel zu holen. Das ist einfach Zeitschinderei.

Der große Pluspunkt des Spiels ist, dass man sich tatsächlich heldenhafter fühlen kann – oder schurkenhafter, wie man will. Es hat deutliche Auswirkungen, ob man heldenhaft oder schurkenhaft spielt und damit Superheld oder Superschurke ist. Aber auch hier krankt das Spiel ein wenig, denn normalerweise gibt es Karma-Situationen, in denen gesagt wird, welche Wahl man hat. Ich hatte aber mehr als einmal eine Mission plötzlich „böse“ abgeschlossen, obwohl ich eigentlich weder etwas Böses gemacht habe, noch mich für die böse Handlung entschieden habe oder eine böse Nebenmission abgeschlossen habe.

Diese Verwirrung gipfelte bei mir, als ich eine wirklich großartige Szene hatte, die an das Ende von Spider-Man erinnert: „Man weiß nie, wann einen ein Wahnsinniger vor eine sadistische Wahl stellt.“ Großartig! Ich muss wirklich entscheiden und kann nicht, wie Spider-Man beide retten. Toll! Bescheuert ist allerdings, dass ich dazu zwei unterschiedliche Hochhäuser hoch klettern muss und nicht genau erkennen konnte, auf welchem Haus nun die Unschuldigen waren und auf welchem meine Liebste. Mag sein, dass ich da was übersehen oder nicht deutlich genug beobachtet habe, aber das sollte eigentlich nicht sein und solche Momente gibt es leider häufiger bei „Infamous“.

Trotz alledem sind sehr coole Sequenzen dabei und man fühlt sich wirklich heldenhaft – wenn man es denn will. Die Story ist gut erzählt mit ein paar netten Verwicklungen. Aber trotzdem fühle ich mich sehr zwiespältig, was das Spiel betrifft. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mir wirklich den zweiten Teil holen will. Sicherlich will ich wissen, wie die Geschichte weiter geht, aber nach dem, was ich bisher vom zweiten Teil gesehen habe, gibt es da das gleiche nochmal und ich befürchte, auch das gleiche, was mich so ungeheuer angenervt hatte.

Es ist auf jeden Fall ein bemerkenswertes Spiel, das mich bewegt hat in vielen Momenten – positiv, aber eben auch negativ. Nochmal spielen würde ich es vermutlich nicht, auch wenn ich froh bin, es gespielt zu haben. Merkwürdig…

Hobbit im Blutrausch

Kann mir jemand mal folgendes verraten: Wieso hat man es mit so viel Verkehrsteilnehmern zu tun, die weder nach links noch nach rechts schauen und am Ende wundern sich alle, warum es Unfälle gibt? Das betrifft Auto-/Fahrradfahrer, Fußgänger und was da sonst noch so auf den Straßen rumhüpft.

Gerade heute morgen einmal wieder gehabt: Auf einer Seitenstraße läuft jemand in der Reifenspur. Das ist zunächst nicht verwerflich, denn bei dem Wetter und dem Matsch ist das ganz verständlich. Trotzdem hat der Kerl weder nach links noch nach rechts geguckt oder auf hinten geachtet, sondern ganz stur seinen MP3-Player weiter gehört. Auch als ich hinter ihm fuhr, wollte er nicht zur Seite gehen – da war ja Schnee. Geht es noch?

Oder gestern kommt mir jemand auf ähnliche Weise mit dem Fahrrad entgegen – ohne Licht und schwarz gekleidet. Es war draußen bereits dunkel. Da braucht man sich doch echt nicht wundern, wenn da mal was passiert! Von den ganzen Fahrradfahrern, die meinen, ständig Seite an Seite fahren und Straßen blockieren zu müssen, ganz abgesehen.

Die Autofahrer, die auch bei diesem Wetter bei voll geschneiter Seitenstraße noch mit Karacho durch die Landschaft brettern will ich natürlich nicht auslassen, denn die sind keinen Deut besser. Bestimmt habe ich auch so meine Macken beim Autofahren – geschenkt. Das gebe ich gerne zu. Aber ich probiere wenigstens, auf alles zu achten und werfe mich auch nicht todesmutig auf die Straße, ohne links und rechts zu schauen.

Mal kann einem sowas passieren, aber das hat bei diesen Leuten ja selten etwas mit „Versehen“ zu tun. Wenn mir sowas passiert, erschrecke ich und mache eine entschuldigende Geste. Diese Leute schauen einen höchstens noch böse an, wenn man an ihnen vorbeifährt. Schuldbewusstsein sucht man dort vergeblich.

Da könnte ich echt grün anlaufen und zum Holk werden bei sowas! Beschauliche Weihnachtszeit…

Get ready to rumble

Ihr kennt meine Vergleiche zwischen Zocken und Mannschaftssportarten bestimmt mittlerweile und dass ich gerne die Fairness und den Kampfgeist von dort hätte. Mir ist aber bewusst, dass auch Mannschaftssport nicht immer fair ist und das wurde mir besonders bewusst, als ich ein Video bei YouTube gesehen habe.

Wenn ihr wissen wollt, wie im Prinzip die MMO-Landschaft aussieht, wenn man sie 1:1 auf den Mannschaftssport überträgt, dann schaut euch das Spiel hier mal an:

Albern, oder? Da spielt keiner mehr das Spiel, da wird nur noch geprügelt und ich fühlte mich so sehr an MMOs erinnert.

Das hat meiner Ansicht nach nichts mehr mit Sport zu tun, auch wenn es genau im Mannschaftssport passiert ist, den ich immer als so hehres Vorbild heranziehe. Ich finde das widerlich und unsportlich. Ja, ja, ich weiß, Eishockey, harter Sport, üblich und so weiter. Das erklärt es vielleicht, aber es entschuldigt es nicht!

Oder findet jemand von euch wirklich sowas wie da oben „sportlich“? Ja, es ist körperliche Betätigung, aber „Sportsgeist“ hat das doch nicht. Aber dafür schauen auch viel zu Leute „Formel 1“, nur um dann den riesigen Unfall mit Toten zu sehen – das ist vermutlich eine ähnliche Geisteshaltung, aber eben doch weitab von all den Idealen entfernt, die ich finde, dass wir Spieler haben sollten. Denn Sport ist letzten Endes auch nur ein Spiel.

Seit meinem Kreuzbandriss habe ich schließlich (leider) nicht mehr viel Sport machen können und dadurch ist das Zocken für mich mein Alternativsport geworden, bei dem ich meine Bänder nicht mehr kaputt mache. Aber gerade daher, weil ich früher so viel Mannschaftssport gemacht habe, sehe ich die Parallelen und will davor warnen, dass wir doch anständige Spiele haben wollen und nicht solche Raufereien wie aus dem Video. Das mag vielleicht unterhaltsam sein, aber sollte doch eigentlich unter unserem Spielerniveau bleiben, oder?

Also, lasst die Ragequits oder die Beschimpfungen in SC2, lasst die arroganten Provokationen in den Foren von MMOs und spielt doch einfach mal mit eurem Gegner, denn auch der ist ein Mitspieler. Bei einem Spiel geht es doch darum, dass wir zusammen Spaß haben, selbst wenn man gegeneinander spielt. Kann natürlich sein, dass einige voll Spaß an so einer Prügelei hätten, aber ich wage zu behaupten, dass das doch eher einfache Naturen sein dürften.

My soul bears the burden of my misjudgment

Alle Welt spielt nun wieder das WoW-Addon – nur ich nicht. Ich denke nicht, dass es mir keinen Spaß machen würde. Ich kann mir sogar sehr gut vorstellen, wie viel Laune mir das Questen in den neuen Gebieten machen würde, wie viel Spaß ich an den neuen Rassen hätte und so weiter. Wieso spiele ich dann aber nicht?

Ich habe Angst. Natürlich glaube ich allen Leuten, wie toll die neuen Gebiete geworden sind, wie abwechslungsreich die Questen, wie toll es sich spielt. Aber ich bin skeptisch, denn WotLK fing für mich genauso an. Ich hatte einen so unglaublichen Spaß und war vollkommen geflasht von Northrend. Das Leveln hat mir so viel Freude gemacht, dass ich (normalerweise Main-Spieler) plötzlich sechs Charaktere auf 80 hatte und noch einige kurz davor standen.

Doch dann passierte etwas, das ich so nicht kommen sah: Irgendwas veränderte sich im Spiel und brachte mich dazu, nach so langer Zeit (immerhin seit Release) meinen Account zu kündigen. Selbst als ich damals meine Magisterarbeit geschrieben hatte, habe ich meinen Account nicht gekündigt, obwohl ich über ein Jahr nicht eingeloggt bin und nicht sicher war, ob ich jemals wieder spielen würde. Aber hier war plötzlich eine Grenze für mich erreicht, an der es auf einmal keinen Spaß mehr machte und die zog ich – und das schockierte mich. Dieses Addon, das mir am Anfang so ungeheuer viel Spaß gemacht hatte, hatte plötzlich zu meiner Account-Kündigung geführt.

Ich war überrascht, denn mit all dem hatte ich nicht gerechnet. Wer meine Blog-Einträge aus der Zeit kennt weiß, wie Feuer und Flamme ich war; und mit einem Mal war sie erloschen – erstickt. Das ist der Grund, warum ich zur Zeit nicht – wie anscheinend die halbe MMO-Welt – WoW wieder anfange. Ich sitze da und lese die Berichte und ein wenig neidisch bin ich schon – und auch neugierig. Aber dennoch zögere ich, denn diese Angst, dass sich all das aus WotLK wiederholt, kann ich irgendwie nicht überwinden.

Aber bringt es das wirklich, sich von der Angst beherrschen zu lassen und diesen Teil auszulassen, der mir bestimmt Freude machen? Denn, wie schon erwähnt, das Questen wäre sicherlich genau mein Ding. Nein, das ist sicher keine Lösung und ich werde bestimmt auch Cataclysm spielen, denn ich will es mir ansehen; aber nicht jetzt. Momentan ist bestimmt alles überfüllt und bei jeglichen euphorischen Aufschreien zucke ich zusammen, denn ich fühle mich an WotLK erinnert – und irgendwie hat WotLK so einige Narben in meinem Spielerherzen hinterlassen, die so schnell nicht verheilen werden.

Mal schauen, vielleicht hole ich mir irgendwann im Januar eine Game-Time-Card – auch wenn ich überrascht feststellen musste, dass es bei Amazon anscheinend nur 60-Tage-Karten gibt. Dabei würde ich am liebsten nur 30 Tage spielen, denn das ist ein abgegrenzter Bereich und ich denke, dadurch könnte ich meine Angst minimieren.

Bitte versteht es nicht falsch, denn ich möchte WoW und das neue Addon wirklich keinem schlecht reden – sondern mir nur diese merkwürdigen Gefühle von der Seele tippen. Denn so recht weiß ich auch nicht, was ich damit anfangen soll, wie ich damit umgehen soll und woher das genau kommt. Ich könnte noch nicht einmal genau den Finger darauf legen, was es genau ist, was in WotLK zu meiner Account-Kündigung geführt hat.

Als erstes fällt mir da natürlich die fehlende Wertigkeit von so ziemlich allem ein, dann natürlich der Niedergang der Community – aber ob es das wirklich ist, was mich momentan vor Cataclysm zurückschrecken lässt, wie ein gebranntes Kind das Feuer? Ich habe einfach mein Vertrauen verloren, die Unbeschwertheit, mit der ich spielen konnte. Das wurde mir von Blizzard einfach unter den Füßen weggezogen und so schnell kommt das nicht mehr wieder – glaube ich.

Vermutlich spielt auch mit rein, dass WoW mir eigentlich immer noch so einiges bedeutet. Aber: „I prefer to remember the temple as it used to be, not the abomination it has become.“ (Akama im „Black Temple“-Trailer) Ich kann nicht häufig genug betonen, was für eine wunderbare Allegorie der „Black Temple“-Trailer ist.

Ich fühle mich wirklich wie Akama in diesem Trailer und WoW ist der Tempel, der überrannt wird, korrumpiert wird, zerstört wird und egal, was man macht, man tauscht nur einen dunklen Herrscher gegen den nächsten. Wie Gul’dan mit ungeheuerlichen Mächten spielt und damit die Welt zerstört (die Entwertung von allem) und Akamas Leute zu heimatlosen Nomaden werden (die MMO-Nomaden, die sich auf jedes neue MMO stürzen, in der Hoffnung eine neue Heimat zu finden), die wieder nach ihrem Glück suchen und noch so viel mehr passt in diesem Trailer zur wirklichen Entwicklung WoWs. Es ist traurig, so viele Parallelen darin zu sehen. Aber genau wie Akama werde ich warten. Nur bezweifle ich, dass es das Happy End aus dem Spiel geben wird.

Player versus Player

Wir erinnern uns? Ich hatte einmal gehofft, dass sich die Moral bei uns auf Balder bei den Elyos wieder bessert. Leider ist sie wieder im Keller und so langsam auch mein eigentlich wirklich unverbesserlicher Optimismus. Was zerrt so sehr daran? Keep-Raids sind sehr zäh und die Leute kommen kaum.

Wenn sie kommen, gibt es meist trotzdem Gezanke, weil dann diese oder jene Handlung der Raidleitung kritisiert wird oder Leute werden innerhalb der Union angepflaumt, warum sie nicht häufiger kommen. Wenn sie nicht kommen, dann quillt der 3er-Chat über vor Flames: „PvE-Naturos! Kommt mal aus euren Inis!“ oder „Scheiß RP-Server!“ oder „Wir würden ja kommen, wenn die tollen PvPler uns mal gegen die Asmos in Ingisson helfen würden!“ – denkt euch bitte fehlende Interpunktion und mangelnde Rechtschreibfähigkeit und denkt euch auch noch ein paar Sprüche in die Richtung „deine Mutter“ aus.