Der Tod des Germanisten – meine Vorurteile zu einem schönen Fach

Nichtsahnend lese ich einen Artikel in der Zeit über Germanistik und Literatur und plötzlich stürmen auf mich so viele Erinnerungen ein – aus der Schulzeit, aus der Studienzeit. Ich habe Amerikanistik und Anglistik studiert, nicht Germanistik. Mein Plan war ursprünglich ein anderer. Aber den haben mir manche Lehrer zur Schulzeit ausgetrieben. Zurückgelassen wurde ich mit einem sehr erschreckenden Germanistikbild, von dem ich gar nicht weiß, ob es überhaupt stimmt.

„Was will uns der Autor damit sagen?“ – Wie sehr ich diese Frage gehasst habe und immer noch nicht ausstehen kann. Wo hörte ich sie? Eigentlich nur im Deutschunterricht; und außerhalb der Schule manchmal von ein paar notorischen Besserwissern. Meiner Ansicht nach ist das einer der überschätztesten und schlechtesten Sätze überhaupt. Dass ich das sage, ist klar. Ich bin Post-Strukturalist mit Leib und Seele und meine Frühstückslektüre ist Roland Barthes The Death of the Author.

Wie gerne ich meine damalige Deutschlehrerin heute treffen würde, denn jetzt könnte ich ihr all das widerlegen, was sie mich lehrte und eigentlich nur zeigte, wie wenig Ahnung sie von Literaturtheorie und Literaturkritik hatte.

Die Mauer muss weg!

Einer meiner Schulalbträume erfährt Verfilmung: Die Wand! Für mich steht das Buch für all das, was in der Germanistik schief läuft und warum ich mich für ein Amerikanistik- und Anglistikstudium entschieden hatte und nicht wie ursprünglich geplant ein Germanistikstudium.

Ich erinnere mich noch zu gut an dieses Buch. Schullektüre liest man in diesem Alter sowieso nicht gerne. Doch es gab auch im Deutsch-Unterricht einige Dinge, die mir Spaß gemacht hatten, obwohl sie auf dem Lehrplan standen: Nathan der Weise gehörte dazu, ebenso wie der Besuch der alten Dame, Homo Faber und Andorra und noch einiges mehr. Aber dieses Buch?

Häufig schläft man über der Schullektüre ein, aber Die Wand macht es einem besonders einfach – denn es passiert nichts. Es ist an sich wie I am Legend – nur ohne Zombies, Entschuldigung, Vampire. Und das auch noch in langweilig. Während bei I am Legend schon allein der Schreibstil mitreißt auf seine eigene Weise, ist Die Wand eine Ansammlung von alltäglichen Arbeiten vollkommen langweilig erzählt.

Da ist es mir auch egal, wie hoch gelobt dieses Buch sein soll. Ich las es. Irgendwann bekam ich das Gefühl, dass immer die gleichen Dinge passierten. Die Frau steht auf, melkt die Kuh, geht mit dem Hund hinaus, geht durch die Welt, kommt zurück, legt sich schlafen – hier und da ein wenig Variation und Erkundung. Und das auf 300 Seiten gestrafft. Der Anfang ist ganz interessant, am Schluss wird es auch wieder interessanter. Aber die Mitte? Oh je!

Der Deutschunterricht dazu war ähnlich schlimm. Es ist ja in Ordnung, wenn unser Lehrer uns vermitteln wollte, dass dies a) ein emanzipierter Frauenroman und b) ein Anti-Atomwaffenroman sein soll. Aber muss er das wirklich jede Stunde sagen? Über drei Wochen hinweg? Was war ich froh, als diese Unterrichtseinheit vorbei war!

Das gibt es jetzt also als Film – na prima. Ob ich mir das doch noch einmal antue? Immerhin ist es doch schon über 20 Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Alles, was ich hier also schreibe, war aus der Erinnerung und so, wie es mir in Erinnerung geblieben ist. Möglicherweise ist hier und da etwas verzerrt; vielleicht tue ich dem Buch also unrecht. Aber ich glaube es nicht so ganz. Denn wenn ich mir die Handlung wieder durchlese, weiß ich, wo das Problem liegt.

Ich habe bei einer Rezension mal gelesen, dass es ein einsames und leises Buch ist. Es muss auch nicht immer laut sein, da stimme ich zu. Aber das ist nicht einsam und leise, das ist größtenteils belanglos und langweilig. Was für eine Kurzgeschichte toller Stoff gewesen wäre, funktioniert nun einmal nicht auf fast 300 Seiten. Wenigstens hat es der Film auf „nur“ 104 Minuten geschafft. Das könnte eine akzeptable Länge sogar sein. Auch wenn es die göttmannsche Horrorfilmregel überschreitet, die besagt: „Gute Horrorfilme brauchen nur 90 Minuten und sollten nicht länger sein.“

Zugegeben, Die Wand ist kein Horrorfilm, aber dürfte ähnlich viel Handlung vorweisen, die auf über 90 Minuten reichlich zäh werden könnte. Wenn ich bedenke, dass I am Legend an sich auch was Ähnliches macht, aber Zombies hat? Da funktioniert das! Da passiert was! Da ist auch ungeheuer viel Charakter und mehr Tiefe drin. Aber bei der Wand? Ich weiß nicht. Vielleicht doch mal eine Chance geben. Aber ich habe Angst.

Out of character

Ich habe Spaß bei Tomb Raider – und zwar so richtig. Sicherlich kann man da vieles überanalysieren, aber dadurch macht man sich viel kaputt. Noch gut weiß ich, wie ich vor vielen Jahren im Kino immer mit dem großen Kritikerhut gesessen habe. Mit Argusaugen habe ich auf jeden Fehler geachtet, um ihn dann im Usenet aufzuzeigen und zu beweisen, warum dieser oder jener Film blöd ist. Das wurde gerne gelesen. Aber Spaß an Filmen? Den hatte ich dadurch bestimmt nicht.

Das habe ich zum Glück irgendwann ändern können. So ganz konnte ich das nicht ablegen und das ist auch nicht schlimm. Sicherlich ist es gut, sich Gedanken zu machen und kritisch zu sein. Aber gerade bei Computerspielen ist es mittlerweile so, dass ein wahrer Verrisskult entstanden ist. Das mag bei manchen mehr und bei manchen weniger unterhaltsam sein. Während ich beispielsweise beim Angry Video Nerd noch hin und wieder schmunzeln kann und grundsätzlich noch die Ausflüge in alte Videospielzeiten schätze, werde ich bei Zerodotpunctuation regelmäßig sauer – weswegen ich mir das schon lange nicht mehr anschaue.

Was haben wir also bei Tomb Raider? Einen soliden Third-Person-Shooter mit Jump&Run-Elementen, starkem Story-Fokus, QTE und Cut-Scenes. Und das ist tatsächlich sehr nahe am alten Tomb Raider – da kann man rütteln und zetern, wie man will. Man bekommt das, was versprochen wurde. Sogar die Grüfte bekommt man und es gibt optionale Grüfte, in die man steigen kann, um Jump&Run-Rätsel zu lösen. Passt für mich, ich habe Spaß.

Eine Sache möchte ich allerdings noch ansprechen, da diese auch als massiver Kritikpunkt an mancher Stelle erwähnt wird: Die Entwicklung Lara Crofts wäre unglaubwürdig. Dabei wird gesagt, dass Lara häufig so unschuldig tut und dass sie dem allem nicht gewachsen ist, aber im Gegenzug man mordernd und schnetzelnd über die Insel läuft. Das, was das Spiel uns also erzählt, soll angeblich nicht das sein, was wir spielen. Das kann ich so nicht bestätigen.

Denn hier machen einige den Fehler, den auch viele Rollenspieler machen: Charaktere sind keine Einbahnstraßen und laufen nicht auf Autopiloten. Das ist etwas, das ich in diversen Rollenspiel-Szenen schon seit etlichen Jahren predige, aber was so selten jemand versteht. Ein Charakter, der auf bestimmte Ereignisse immer auf eine bestimmte Art reagieren muss, ist kein Charakter, das ist eine Farce. Ein guter und interessanter Charakter hat immer mindestens zwei Möglichkeiten zu reagieren. Das macht Geschichten erst interessant.

Nur weil wir denken, dass wir dies oder das nicht machen würden, muss das nicht für einen Charakter stimmen. Jeder Charakter hat eine Wahl – immer. Und jeder Charakter kann unterschiedlich auf das gleiche Ereignis reagieren.

Ja, die unschuldige Lara Croft könnte total an allem verzweifeln, sich eingraben, niemandem etwas tun wollen und dann jämmerlich sterben. Das wäre aber kein besonders unterhaltsames Spiel, oder? Die gleiche unschuldige Lara Croft kann aber genauso glaubwürdig sagen: „Ich bin eine Croft! Und meine Freunde sind in Gefahr! Und verdammte scheiße, ich will nicht sterben! – aber im gleichen Atemzug sich dann übergeben, sobald sie jemanden erschossen hat und auch „Oh Gott, was ich hier?“ schreien, während sie über sich selbst hinauswachsen muss.

Das sind alles glaubwürdige Möglichkeiten des Charakters und wer behauptet, dass es unglaubwürdig ist, der kennt sich vielleicht wirklich nicht gut genug mit dem Charakter aus, liest die ganzen Hintergrundschnipsel nicht oder hört sich die Dialoge im Spiel nicht an. Der Charakter Lara Croft wird absolut glaubwürdig dargestellt und ich finde ihre Entwicklung ebenso authentisch und auch das, was ich im Spiel mache, stimmt mit dem überein, was in den Cut-Scenes und den Trigger-Events gezeigt wird.

Lara Croft wächst in diesem Spiel. Sie entwickelt sich. Ständig kassiert sie es. Überall fällt sie herunter, verletzt sich, kämpft ums Überleben – aber sie hält durch, sie gibt nicht auf. Sie wächst über sich hinaus. Daraus wird dann genau die Lara Croft, die wir auch kennen. Meiner Ansicht nach ein absolut glaubwürdiger weg bisher und ich mag diese ganzen kleinen Charakterentwicklungen, die sie durchläuft.

Sie ist nicht eiskalt – das war die Lara Croft aus den alten Spielen. Das fand ich unsympathisch. Diese Lara Croft hier ist menschlich, sie ist zerbrechlich, aber dennoch kämpft sie! Das ist es, was eine Heldin ausmacht und daher habe ich auch so viel Spaß an diesem Spiel. Schade, dass viele den Charakter scheinbar nicht so lesen. Ich denke, dann hätten sie mehr Spaß.

Wer sich das ansehen will, der kann gerne mal in den Trailer reinschauen, der eigentlich nicht zu viel verrät, denn die meisten Szenen sind aus den ersten Spielstunden. Dennoch packe ich es hinter den Spoiler-Cut und ich denke, spätestens danach versteht ihr, was ich meine. Denn obwohl ich den Trailer erst gesehen habe, nachdem ich den Beitrag hier geschrieben habe, unterstützt er genau das:

Spoiler-Cut

How to tame your story

Ein kleines Problem habe ich mit Pixar, das ich auch von Disney kenne: Sie unterhalten mich, sie fesseln mich, aber es überrascht mich alles nicht unbedingt – und dann doch wieder im Kleinen. Das ist an sich nicht schlimm, denn das Zielpublikum ist vermutlich nicht ganz so geschult im Storytelling, so dass sie die immer wiederkehrenden Mechanismen, die es bei Disney extrem offensichtlich gibt, aber eben auch bei Pixar.

Nichtsdestotrotz macht es Spaß, sich das anzuschauen, denn die Dinge, die sie machen, sind alle richtig. Da sitzen also Menschen dran, die wirklich was von ihrem Handwerk verstehen und von denen man sich viel abschauen kann. Denn solange es unterhält, solange es Spaß macht, ist das alles, was zählt. Nichts könnte mehr egal sein, als dass man die Richtung schon erahnen kann oder nicht immer überrascht ist.

Ich bin über eine recht nette Liste gestolpert: „Pixar’s 22 Rules of Storytelling“. Das sind größtenteils Sachen, die man bereits kennt, wenn man sich ein wenig mit Storytelling beschäftigt. Vieles davon ist so formuliert, dass man es auch endlich versteht, warum es so ist. Manches kann neue Anstöße geben und ein paar der Punkte haben mich manche Sachen in neuem Licht sehen lassen.

Die Liste war durchaus also Gold wert, auch wenn es nichts Neues oder Überraschendes war – womit sich der Kreis übrigens dann auch wieder schließt. Egal, wie simpilifiziert vieles in der Liste erscheint, es ist sicherlich kein Fehler, als Schreiber hin und wieder eine Auszeit zu nehmen und die Punkte sich durchzulesen. Das kann Blockaden lösen – gebe ich Brief und Siegel drauf. Bei mir hat es zumindest funktioniert.

Lightning Rises

Darüber habe ich mich schon ein paar Mal ausgelassen, aber das Thema wird langsam wieder aktuell, denn gerade sah ich in einer Release-Liste für dieses Jahr: Final Fantasy XIII – Lightning Returns – und ich erinnerte mich, dass Lightning anscheinend absolut unbeliebt ist. Ähnlich wie ich schon häufiger gehört habe, dass die Leute die Charaktere aus FF13 nicht ausstehen können und den Plot dämlich finden.

Das ist das alte Thema, dass jeder seinen Lieblings-Teil von Final Fantasy hat und immer eine Kopie erwartet, dabei ist jeder Teil eine eigenständige und vor allen Dingen neue Welt. Über solche Sachen habe ich beispielsweise schon hier geschrieben und über meine Begeisterung zu FF13 hier.

Ich kann das einfach nicht unterschreiben, dass die Charaktere flach sind – gerade Lightning! Ich mag Lightning – sehr. Der Charakter hat ein paar so schöne innere Konflikte und ist mehrschichtig, dass ich mich frage, ob viele diese mehreren Ebenen nicht sehen. Das trifft nicht nur auf Lightning zu. Das offensichtlichste Beispiel ist meiner Ansicht nach Vanille, die eine heitere Laune hat, die einen jedes Mal anspringt, aber gerade dieser Charakter hat eine so große innere Tragik, die man dann auch in einer Szene zwischen Sasz und Vanille sieht.

Mir ist unbegreiflich, wie man diese Erzählung und diese Charaktere flach und langweilig finden kann. Auch in Hinblick auf den zweiten Teil, bei dem mich die Story nicht ganz so mitgerissen hat, aber das Ende phänomenal gut war. Auch das mochten viele aber nicht und fanden es unbefriedigend. Ich scheine wirklich einen sehr eigenen Geschmack zu haben, was das betrifft und das wundert mich.

Bin ich wirklich der einzige Mensch auf dieser Welt, der sich tierisch und ohne Krähenfuß auf Final Fantasy XIII – Lightning Returns freut, gerade weil es Lightning ist? Gerade, weil ich den Charakter und die Story so sehr mag? Wenn ich mich so umhöre, scheint es fast so. Auch wenn ich wenigstens auf YouTube hin und wieder zustimmende Kommentare finde.

Andererseits muss es da draußen doch noch mehr geben und nicht diese regelrechte Hassgruppierung, die sich da auch schon breit gemacht hat. Es kann doch nicht sein, dass Square Enix ausgerechnet nur für mich diesen dritten Teil rausbringt, weil ihn sonst niemand will. An sich: Ich beschwere mich darüber nicht. Es gab schon zu viele Sachen, die ich gerne in Fortsetzung oder zu Ende erlebt hätte, die dann nicht fortgeführt wurden. Ich werde also den Teufel tun und mich darüber beschweren, dass die Story fortgesetzt wird und ich noch einmal diesen Charakter spielen darf.

Aber komisch ist es trotzdem – irgendwie.

Why do books end?

Am letzten Samstag liefen die neuen Episoden der 3. Staffel My Little Pony: Friendship is Magic – und ich habe sie verpasst! Das ist an sich nicht schlimm, wurmt mich aber trotzdem. Zum Glück gibt es YouTube und ich freue mich jetzt wieder darauf, erneut Woche für Woche eine neue MLP:FiM-Folge zu sehen – oder je nachdem, wann ich eben dazu komme.

Im Zuge dessen habe ich auch ein Bild gefunden, das ich unbedingt teilen wollte und für manche von uns bücherliebenden Menschen vermutlich aus der Seele spricht. Zur kurzen Erklärung vorher sollte ich aber den Charakter auf dem Bild charakterisieren, damit auch Nicht-MLP-Zuschauer das Bild verstehen können.

Auf dem Bild sieht man eine Fohlenvariante eines der Hauptcharaktere – Twilight Sparkle. Twilight ist mein persönliches Lieblingspony der gesamten Serie, aber das tut hier eigentlich nichts zur Sache. Was viel wichtiger ist: Twilight ist ein Büchernarr. Sie liebt es zu lesen, sie hat sogar anfangs ihre Bücher und das Studium über Freundschaft und andere Ponies gestellt. Das ist, was sie im Laufe der Serie ablegt und den Wert von Freundschaft erst so langsam wirklich kennenlernt.

Häufiger in der Serie wird darauf hingewiesen, dass Twilight Sparkle wohl früher kaum etwas Anderes gemacht hat außer lesen. Oder um es mit einer Zeile auf „BBBFF“ zu sagen: „When I was just a filly, I found it rather silly | To see how many other ponies I could meet | I had my books to read, didn’t know that I would ever need | Other ponies to make my life complete.“

Da setzt das Bild ein wenig an, auch wenn es einen anderen Aspekt beleuchtet und eine so einfache Frage stellt, die so naiv und schön ist, dass ich sie einfach teilen muss: „Mommy, why do books end?“

So ähnliche Fragen gehen mir auch manchmal durch den Kopf – nicht nur bei Büchern, sondern auch bei Serien, die ich sehr mag. Da ist dann wirklich auch ein wenig Verzweiflung in meinen Gedanken dabei, weil ich so viel Spaß hatte dabei und es mich traurig stimmt, dass es vorbei ist. So schön es auch ist, dass eine Geschichte zu Ende erzählt wird (zumindest im Idealfall), so traurig ist es doch dann auch. Das geht mir bei Fernsehserien auch so oder bei Computerspielen, bei denen mich die Geschichte so sehr mitreißt.

Das ist eine so spannende Frage und so schön mit dem Bild dargestellt, dass ich das teilen musste.

Lost in Synch

Mittwoch Abend bleibe ich meist noch ein wenig vor dem Fernseher hängen – auf Pro7. Denn dort läuft fast durchgängig „How I met your mother“. Wie großartig ich diese Serie finde, sollte langsam hinreichend bekannt sein. Ich liebe diese Serie wirklich, denn sie ist witzig, charmant, dramatisch, philosophisch und an vielen Stellen postmodern. Die deutsche Synchronisation geht aber gar nicht.

Jetzt mögen manche vielleicht sagen: „Doch, geht sicherlich.“ Nein, tut mir leid. Es ist mir persönlich wirklich unbegreiflich, wie man das Original gehört hat und dann auch noch im Ansatz behaupten kann, dass die Synchronsprecher ähnliches ausdrücken wie die Originalstimmen. Lily ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, Ted klingt vollkommen belanglos und bei Marshal fehlt einfach dieses trocken-naive; von Barney will ich gar nicht erst anfangen, denn das wäre einfach nur traurig, wenn ich das vergleiche und aufzählen muss, was alles in der Synchronisation verloren geht.

Es gibt wirklich ein paar Synchronisationen, da ist es egal, denn die sind gelungen. Das ist häufig bei Animationsfilmen so. Direkt fällt mir „Drachenzähmen leicht gemacht“ ein, der auch auf Deutsch einfach sympathisch und verdammt gut gemacht ist. Die Entscheidung zum norddeutschen Akzent ist großartig und passt wie die Faust aufs Auge. Außerdem sind die Sprecher mit Feuer dabei. Das merkt man.

Bei „How I met your mother“ sind sie das nicht – das merkt man auch. Das wirkt nach Runterspulen des Textes und sehr belanglosem Vorlesen. Sowas ist leider nicht mehr selten in deutschen Synchronisationen. Wenn ich allein an die Übersetzung von Buffy denke und wie die Sprecher das vollkommen gelangweilt runterlabern, da wird mir ganz anders. Da fehlt einfach die Seele und man hat das Gefühl, dass nicht die Zeit blieb, dass die Synchronsprecher sich das Original ansehen und versuchen, das irgendwie rüberzubringen. Dadurch geht einfach ungeheuer viel verloren. Wem das nicht auffällt, dem muss ich leider wirklich absprechen, ein Gespür für solche Dinge zu haben.

Man kann damit leben, klar. Ich schaue mir schließlich auch „How I met your mother“ mittwochs auf Pro7 an. Ich würde es mir aber lieber auf Englisch ansehen, denn da fehlt so viel und man merkt es mit nahezu jedem Dialog. Sicherlich ist das nicht einfach und gerade „How I met your mother“ ist ungeheuer schwer zu übersetzen. Aber die Synchronisation? Da geht mehr! Da versagen die Sprecher einfach und das liegt noch nicht einmal an der Übersetzung.

The Raven

Es gibt Dinge, die sind einfach wunderschön. Eines dieser Dinge ist das Gedicht: „The Raven“. Poe gehört für mich sowieso zu den besten Schriftstellern, die es je gegeben hat. Viele seiner Kurzgeschichten haben mich tief berührt und inspiriert und erzeugen auch heute noch Bilder und Ideen in meinem Kopf. Das geht nicht nur mir so, denn nicht umsonst gibt es solche tollen CDs wie „Tales of Mysteries and Imagination“ vom Alan Parsons Project.

„The Raven“ ist eine sehr spannende Sache, die mir zwar schon immer gefallen hat, aber interessanterweise hatte ich gestern erst beim Einkaufen einen jener kostbaren Momente, in denen Theorie und Leben und Praxis plötzlich zusammenkommen und ich überhaupt die volle Tragweite dessen begriff, was überhaupt in dem Gedicht drin ist. Der erste Moment des Staunens war damals während meines Studiums, als in einer Ringvorlesung der gute Professor Lubbers auf der Bühne seine Vorlesung über Poe stoppte, um aus dem Gedächtnis aus dem Stand „The Raven“ zu zitieren. Das war so beeindruckend, dass der gesamte Saal still war, wie der alte Mann dort vorne mit Hingabe und Begeisterung Zeile um Zeile vortrug. In diesem Moment wurde mir erst bewusst, wie melodisch das Gedicht ist und was für eine komplizierte und faszinierende Rhythmik in ihm wohnt.

Kommen wir aber zu gestern beim Einkaufen, denn da schob ich gerade meinen Wagen mit den Einkäufen zum Auto, als ein Rabe über die Straße hoppelte. Ich schreibe bewusst „hoppelte“, denn irgendwas stimmte nicht. Dachte ich. Aber er hinkte nicht. Vielleicht war es auch normal. Er pickte auf dem Boden herum und krächzte, hüpfte weiter, krächzte. Wenn Leute kamen, beäugte er sie vorsichtig, hoppelte ein wenig weg, krächzte und pickte dann im Blumenkübel. Immer wieder krächzte er, als ob er den Menschen um ihn herum etwas sagen wollte.

Zufälligerweise war das alles direkt neben meinem Auto. Fasziniert beobachtete ich den Raben, während ich dann meine Einkäufe ins Auto packte. Er war ungewöhnlich nah, hatte scheinbar nicht viel Angst. Eher hatte ich Angst, dass er zu zutraulich ist und doch dann plötzlich den Hitchcock mit mir macht und mir die Augen rauspickt. Aber das passierte nicht. Er saß da, hoppelte ein wenig weiter, krächzte, hoppelte weiter, krächzte – als ob er sich mit mir unterhalten wollte.

Dann war ich fertig mit Einräumen und beobachtete ihn weiter. Er blickte zurück – und krächzte. Und dann musste ich an das Gedicht denken, denn war das nicht eine absolut ähnliche Situation? Da saß ein Rabe, der krächzte und der Mensch vor ihm dachte, er wollte ihm etwas sagen. Doch was? Nur ein Krächzen – sonst nichts mehr. Oder doch? Da ich vorher mir Gedanken machte, was das sollte, fühlte ich mich auch wieder an diverse Strophen erinnert, in der das lyrische Ich in dem Gedicht versucht, das Krächzen mit seiner verstorbenen Frau verzweifelt zu verbinden.

War genau so ein Moment das, was den Funken in Poes Kopf entspringen ließ? Na gut, vielleicht nicht genau so ein Moment, denn er hatte mit Sicherheit kein Auto und kam gerade nicht aus dem Real. Aber ich fand den Gedanken amüsant – und schön. Irgendwie machte alles noch viel mehr Sinn auf einmal und die Bedeutung des Gedichts multiplizierte sich für mich, denn neue Eindrücke und neue Assoziationen entstanden automatisch. Eigentlich ja egal, wie Poe dazu kam und was er damit wollte. Aber allein diese Gedanken fand ich ungeheuer spannend und bereichernd.

Sicherlich ist das Gedicht mehr und hat mehr Inhalt, denn es hat auch dieses Todesthema, die Verzweiflung, Liebe, Leiden, Lethargie, Sterben und viel mehr. Das ist mehr als nur ein Rabe, den man nicht versteht, der aber sich lebhaft mit einem… unterhält. In diesem Moment aber war ich so nahe an dem Gedicht auch in Wirklichkeit wie noch nie; wenigstens mit einem Teilaspekt.

Die ganze Heimfahrt hatte ich die Strophen des Gedichts im Kopf. Denn auch ich kann einen guten Teil auswendig – nicht alle, dafür ist das Gedicht zu lang. Aber zumindest die ersten Strophen gingen mal. Mittlerweile dank fehlender Übung dürfte es wohl nur noch die erste werden.

Zu Hause angekommen suchte ich nach einem Video, das ich vor langer Zeit hier einmal verlinkt hatte, in dem einer meiner Lieblingsschauspieler eines meiner Lieblingsgedichte zitiert: Vincent Price rezitiert „The Raven“ – etwas besseres gibt es kaum. Das wollte ich daher nach dieser kleinen Anekdote mit euch teilen. Es gibt kaum etwas Schöneres, wie ich finde und ich komme aus dem Schwärmen kaum noch heraus.

Viel Spaß:

Achtet auf die Rhythmik, auch auf die Mimik und das Vortragen von Vincent Price. Die Worte, die Rhythmik, die Atmosphäre, die Stimme… alles formt sich zu einem Meisterwerk zusammen. Vincent Price! Einer der größten Schauspieler, wie ich finde. Das berührt meine Seele und wenn ich da zuhöre, dann weiß ich genau, warum ich Amerikanistik studiert habe und was an all dem so toll ist und was in der Welt so großartig da draußen ist und warum ich mehr und mehr davon will.

Diese Freude, diese Leidenschaft, die mag ich vermitteln und auch Anderen zeigen und ihnen die Tür zu genau diesem Spaß öffnen.

E pluribus unum

Sie machen es! Ich habe es gehofft, ich habe davon gesprochen, ich habe darüber auch – glaube ich – gebloggt. Ich war mir nicht sicher, aber einiges deutete darauf hin. Jetzt habe ich den Trailer zu „Assassin’s Creed 3“ gesehen und sie machen es wirklich genau so, wie ich es auch machen würde: Amerikanische Revolution, wir kommen!

Wenn sie jetzt auch noch Benjamin Franklin reinpacken, vielleicht ein wenig Thomas Paine… oh, ich freu mich so! Die sind immer so liebevoll mit ihren geschichtlichen Details, mit der Hintergrundrecherche – als Amerikanist, mit einem leichten Schwerpunkt dort lacht mein Herz.

Bitte, bitte, bitte… Benjamin Franklin. Der würde so super in das Setting reinpassen! Bitte!

Oktober! Ich kann dich kaum erwarten! Ich bin mir zwar jetzt schon sicher, dass viele jammern werden. Doch das war klar. Die AC-Reihe nimmt einen neuen Kurs ein – ein neues Setting, ein neuer Charakter. Das schmeckt vielen nicht, weil sie nicht damit umgehen können. Sie werden es allein deswegen verteufeln. Ich freue mich aber allein deswegen tierisch darauf!

Wir arbeiten im Schatten, um dem Licht zu dienen. Wir sind Assassinen. Wo andere blind der
Wahrheit folgen, bedenkt: Nichts ist wahr. Wo andere an das Gesetz gebunden sind, bedenkt: Alles
ist erlaubt.

Das wird – so – episch!

The Reader

Huch, da hatte ich plötzlich auch einen. Nein, kein Smart-Phone – das ginge schon grammatikalisch nicht. Einen e-Book-Reader und zwar einen Kindle. Eigentlich habe ich bisher immer sehr skeptisch dem allem gegenüber gestanden. Ich bin bibliophil – ich liebe Bücher. Wundert vielleicht niemanden, ich habe Literaturwissenschaften schließlich wegen genau dieser Liebe studiert.

Daher konnte ich es mir bisher nicht vorstellen, kein Papier in den Händen zu halten, nicht ein Buch aufzuklappen beim Lesen und nicht das Gefühl des Einbandes zu spüren. Trotzdem habe ich schon häufiger in der letzten Zeit überlegt, ob ich mir nicht doch einmal einen Kindle (oder einen anderen e-Book-Reader) holen sollte. Um so erstaunter war ich, als mir meine Frau gestern zum Geburtstag einen solchen schenkte; denn mit ihr hatte ich – dachte ich – mich nicht über diese Gedanken unterhalten. Trotzdem hat sie genau in diese Kerbe geschlagen, dass ich es überlegt habe, dann aber doch zurückgeschreckt bin. Also eigentlich: perfekt.

Wieso nur eigentlich? Weil ich immer noch nicht so recht weiß, was ich davon halten soll. Im ersten Moment hat mich vieles am Kindle irritiert. Die Installation ging zwar einfach, aber war doch irgendwie unhandlich – ebenso wie die Steuerung mit dieser arg kleinen Tastatur, bei der mir die Tasten manchmal an den falschen Stellen zu sitzen scheinen. Mittlerweile habe ich mich damit arrangiert, mittlerweile klappt es gut.