She’s just oblivious

Damit ich endlich den Anime „Zero no Tsukaima“ weiterschauen kann, habe ich mich jetzt wieder an die 2. Staffel von „Melancholy of Haruhi Suzumiya“ gesetzt und auch an die „Endless Eight“. Das ist schon hart – selbst für mich als wirklich großem Haruhi-Fan. Denn an sich würde ich die eigentlich gerne überspringen oder langsam zum Punkt kommen.

Es sind scheinbar wirklich acht Folgen, in denen im Prinzip die gleiche Folge wieder und wieder wiederholt wird – denn die Charaktere stecken in einer Zeitschleife von Haruhi verursacht. Die Folgen selbst sind jedes Mal neu gezeichnet und neu gesprochen. Jede Folge hat eigene Eigenheiten und Details, die Kleidungen unterscheiden sich und so weiter.

Es kommt auch heraus, dass tatsächlich jede Wiederholung nicht absolut identisch ist. Das finden die Charaktere sogar heraus – ehe wieder alles von vorne mit der nächsten Folge beginnt und auch die Erinnerungen verschwinden. Ich muss gestehen: das hat was. Irgendwo fesselt mich das. Aber irgendwo ist das auch anödent. Andererseits finde ich es auch mutig und inspirierend.

Besonders die Stelle, an der Yuki in jeder Folge sagt, das wie vielte Mal sie jetzt diese Sommerferien „neu“ erleben und wie häufig dies und das passiert ist, ist faszinierend, denn sie Zahl schnellt von Folge zu Folge hoch. Während es anfangs zehnstellig war, wurde es dreistellig und bei der Folge, die ich gestern gesehen habe, waren sie bei der 15000. Wiederholung.

Das ist krass und als ich ein wenig im Internet googlete, gab es grundsätzlich negative Meinungen über diese „Endless Eight“. Nur einer hat eine Interpretation versucht, die ich aber noch nicht bestätigen kann, da ich dazu erst alle sehen muss und wie es am Ende aufgelöst wird. Doch scheinbar hat es wirklich damit zu tun, wie sich Yuki am Ende fühlt – und was sie dann macht. Dieses Gefühl wird definitiv auch für den Zuschauer transportiert, denn Yuki ist der einzige Charakter der SOS-Brigade, der stoisch sich an alle dieser Wiederholungen erinnern kann; wie der Zuschauer.

Auch in diesem Aspekt ist „Haruhi“ einmal wieder richtig postmodern. Aber ist das dann trotzdem gut? Ich finde es spannend und inspirierend, aber ich denke, „Unterhaltung“ ist etwas Andereres, oder nicht? Denn der normale Zuschauer findet eben keinen Spaß daran, das immer wieder und wieder zu sehen. Wenn man bedenkt, dass normalerweise eine Woche zwischen so einer Folge liegt, dann hat man also acht Wochen immer die gleiche Folge – man durchlebt sozusagen den ewigen Sommer gemeinsam mit den Charakteren. Das ist zu viel, denke ich. Auch für die Synchronsprecher war das wohl eine Tortur.

Es ist wirklich ein ungeheurer Zwiespalt, in dem ich stecke und ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich einfach unglaublich großer Fan dieser Serie bin, oder ob das wirklich etwas Faszinierendes auf genau diese Art hat. Leider dürften allerdings die „Endless Eight“ einen sehr schlechten Einfluss auf den Ruf von „Melancholy of Haruhi Suzumiya“ gehabt haben, wenn ich mich so umschaue. Ich kann nur hoffen, dass die Serie weiter fortgesetzt wird, denn ungeachtet der „Endless Eight“ liebe ich die Charaktere, die Prämissen, den Hintergrund und alles drum und dran. Wäre echt schade darum.

Wer einen kleinen Einblick in die Serie bekommen will und sich anschauen will, wovon ich da überhaupt so unglaublich großer Fan bin, dem kann ich einmal die erste „richtige“ Folge verlinken. Das „richtig“ muss ich leider in Anführungszeichen setzen, denn es gab da bei der Erstausstrahlung Kuddelmuddel in der Folgenreihenfolge. Das ist an sich total super, denn es passt in das Setting.

Worum geht es bei der Serie also überhaupt? Alles dreht sich um die Schülerin Haruhi Suzumiya, die gottähnliche Kräfte hat, von denen sie nichts weiß und nichts erfahren darf: denn sie kann die Realität nach ihren Wünschen verändern. Das Problem ist: Haruhi ist hyperaktiv, schnell gelangweilt und exzentrisch.

Sie würde lieber in einer Welt voller Außerirdischen, Roboter und Psioniker leben. Doch sie denkt, sie lebt in einer ganz normalen Welt. Da sie sich dies aber wünscht, versammeln sich genau solche Charaktere um sie herum – doch das darf sie nie herausfinden. Denn wenn Haruhi herausfindet, dass sie die Welt verändern kann… Gott gnade der Welt!

Die Serie wird erzählt aus der Sicht des Schülers Kyon, der neben Haruhi in der Klasse sitzt und der einzig normale Mensch in Haruhis direktem Umfeld zu sein scheint. Wieso ausgerechnet er? Und wieso hat Haruhi an ihm einen solchen Narren gefressen, wenn sie doch eigentlich mehr in Außerirdische, Roboter und Zeitreisende interessiert ist? Denn an sich könnte sie doch die Welt dann so machen, dass Kyon auch solch außergewöhnliche Fähigkeiten hat. Doch hat er nicht. Er ist einfach nur ein zynischer Realist, der auch entsprechend mit wachsender Entnervtheit Haruhis Eskapaden beiwohnt.

Ihr versteht also, was ich meine? Die Serie ist abgefahren… und philosophisch. Meiner Ansicht nach eine der anspruchsvollsten Anime-Serien, die ich bisher gesehen habe.

Hier dann auch einmal das Video der 1. Folge der 1. Staffel mit englischer Sprachausgabe (auch wenn ich das japanische Original mit deutschen oder englischen Untertiteln empfehle):

Die erste Staffel gehört immer noch für mich zu den besten Sachen, die es im Anime-Bereich gibt. Eine Serie, die mich so stark inspiriert und bewegt hat, wie selten etwas.

Take back the night

In letzter Zeit bekomme ich immer mehr und immer häufiger Lust auf einen erneuten „Buffy“-Rerun. Einfach einmal wieder diese Serie komplett anschauen.

Mittlerweile haben sich viele, viele Serien hinzugesellt, die mich begeistern und beeindruckt und inspiriert haben und die ich zu meinen Lieblingsserien zähle, doch ich vermute, „Buffy: The Vampire Slayer“ ist und wird auch für immer meine Lieblingsserie im Singular bleiben.

Da rümpfen manche von euch die Nase, doch ich sage nach wie vor: „Buffy“ wird verkannt. Sicherlich zu einem Großteil auf Grund der echt fürchterlichen deutschen Synchronisation, die nicht nur tatsächliche Fehler enthält („Dagon’s Sphere“ wird zu „Dagons Furcht“), sondern die Sprecher werden den Stimmen der originalen Sprecher.

Das ist tragisch, denn die Serie lebt von ihrer Sprache. Da ist so viel Witz, so viel Tiefe, so viel Dramatik allein darin. Das geht sowohl durch die schreckliche Übersetzung als auch die schrecklichen deutschen Sprecher vollkommen verloren.

Hinzu kommt, dass das Setting mit der „High School“ und später „College“ die üblichen Vorurteile bedient und die Serie bei vielen in eine Ecke rückt, in der sie nicht ist. Daher breche ich immer wieder gerne eine Lanze für „Buffy“. Zwar ist die Serie merklich gealtert und das merkt man auch den ersten Folgen an, aber sie ist immer noch großartige und tiefsinnige Unterhaltung. Man muss ihr nur eine längere Chance geben und sich darauf einlassen.

Es spielt natürlich am Anfang in der High School. Buffy ist eine Schülerin. Damit gibt es auch viel Schuldrama, aber gerade diese Passagen und diese Probleme bereichern die Serie so ungemein und werden so schön und selbstironisch und häufig auch sehr dramatisch einbezogen. Die Charaktere sind die absolute Stärke der Serie, aber genauso die Dialoge und die Ideen – und dass Joss Whedon so häufig alte Klischees im Horror-Genre aufbricht und damit spielt.

Was macht „Buffy“ für mich zu dieser herausragenden Serie? David Boreanaz hat das sehr schön gesagt:

„You can’t really pin Buffy: The Vampire Slayer as an action show or a dramatic series or a comedy. I think it has elements of all of that. It breaks it up. At a moment you can be enthralled by the adventure in it and the next minute you can be saddened by the drama. So, it has all these elements.“

Buffy ist selbstironisch, Buffy ist intelligent, Buffy ist spannend, Buffy ist atmosphärisch, Buffy ist gruselig – Buffy ist postmodern. Damit ist es für mich die erste wirklich postmoderne Serie, die ich je gesehen habe.

Auch wenn „Akte X“ und „Babylon 5“ mich vorher bereits in den Bann gezogen haben und mich allgemein sehr auf Fernsehserien eingeschossen haben, „Buffy: The Vampire Slayer“ hat meine Vorliebe für genau diese Art von Serien geöffnet, die mich bis heute noch begeistern bei „Lost“, „Chuck“, „Fringe“ und wie sie alle heißen.

Na gut, und hinzu kommt, dass ich Joss Whedon einfach mag und sympathisch finde. Er wird vermutlich auch immer mein Idol und Vorbild bleiben. Bei so vielen Sachen kann ich nur aufstehen und sagen: „Ja!“

Wenn mich in zehn Jahren jemand fragen wird, welches meine Lieblingsserie war oder die Serie, die mich am meisten beeinflusst oder beeindruckt hat, wird die Antwort vermutlich sein: „Buffy: The Vampire Slayer“. Das wird sie auch vermutlich in zwanzig und in dreißig Jahren und so weiter sein.

Warum redest du nicht?

Ich gehöre auch zu den Leuten, die erst in „The Artist“ gegangen sind, nachdem er den Oskar hatte. Vorher hatte ich den Film gar nicht auf dem Schirm. Aber nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde und den Trailer gesehen habe, dachte ich mir: „Könnte interessant sein.“

Könnte aber natürlich auch langweilig und fürchterlich pseudo-intellektuell sein. Das war zumindest meine Befürchtung, dass der Film sich nur selbst zelebriert. Das machte er auch – aber auf eine für mich eher sympathische Weise.

Alles in allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt und auch wenn es zwischendurch mal die ein oder andere Länge gab, so hat der Film sich schön selbst-reflektiv verhalten. Sowas mag ich. An sich also ein deutlich postmoderner Film, der mir als Post-Strukturalisten gerade deswegen auch Spaß gemacht hat. Ob Andere daran auch gefallen finden, bin ich mir nicht so sicher.

Vermutlich würde ich ihn mir auch kein zweites Mal ansehen – höchstens, um ihn meiner Frau mal zu zeigen. Denn interessant ist er und ich bin schon froh, ihn gesehen zu haben. Aber es ist meiner Ansicht nach kein Film, den man ständig und immer wieder sieht.

Man kann natürlich darüber streiten, ob er jetzt wirklich den Oskar verdient hat. Aber ich finde, er hat ihn zumindest nicht „nicht verdient“. Da gab es schon ganz andere Filme und da ist er vielleicht nicht absolut angebracht, aber auch nicht verkehrt. Der Film ist jetzt nicht die Offenbarung und er ist auch kein hochgeistiges Geschenk, aber er funktioniert.

Denn zumindest mir als normalem Kinogänger ohne Filmwissenschaftsstudium hat er ein paar neue Anstöße, die ganz interessant sind – die man vermutlich sowieso bereits kennt oder weiß, wenn man regelmäßiger Stummfilme schaut. Aber ich denke, das hat der Film ganz geschickt und amüsant auch für ein breiteres Publikum jetzt serviert, das eigentlich in erster Linie unterhalten werden will.

Die Geschichte ist nicht neu. Sie ist nicht überraschend. Sie ist häufig auch mit dem Holzhammer erzählt. Andererseits auch nur eine andere Art von melodramatischer Darstellung – ob jetzt ausufernde Gestern oder ausufernde Zaunpfähle, ist doch an sich gleich. Die Geschichte ist einfach nett inszeniert und bringt zumindest mir neue Impulse, über die ich ganz dankbar bin.

Ich habe hin und wieder sowas gelesen wie: „Der Oskar zelebriert, das Publikum gähnt“ – kann ich so nicht unterschreiben. Ich habe bis auf die paar kleineren Längen mich wirklich nicht gelangweilt und war überrascht, wie schnell die Zeit doch um war und dass der Film „schon“ zu Ende war. Da wollten sich manche Medien – meiner Ansicht nach – eher profilieren, indem sie mal ausnahmsweise nicht intellektuell posen, sondern dagegen sind.

Witzig: Häufig finde ich Sachen pseudo-intellektuell, die der Großteil hochgradig intellektuell findet, während ich die Sachen ganz interessant finde, die manche pseudo-intellektuell finden. Vielleicht hatte der John recht und ich bin doch auf meine eigene Weise ein kleiner Punker – auch wenn ich nicht viel an sich vom Punk-Sein habe. Bis auf eben dieses Ausbrechen.

King’s Speech

Heute ist mir eine witzige sprachliche Redewendung aufgefallen, die häufig benutzt wird, aber über die scheinbar nicht viel nachgedacht wird: „Person A möchte bitte dieses und jenes tun.“ Klingt zunächst höflich, aber als ich darauf starrte, empfand ich es sogar als ziemlich unhöflich.

Klar, man kann es einfach als Konjunktiv sehen. Wobei, streng genommen, ist es überhaupt ein richtiger Konjunktiv im Deutschen? Oder ist das für mich Lateiner da nur mal wieder eine der üblichen Fallen, weil das im Lateinischen über einen Konjunktiv dargestellt würde, aber im Deutschen streng genommen nicht darüber läuft? Ich bin da selbst gerade leicht verunsichert.

Wie dem auch sei: Man könnte es als Konjunktiv schon irgendwie sehen. Dann wäre es als höfliche Aufforderung auch noch in Ordnung. Das wäre dann im Lateinischen Adhortativ.

Woran ich mich aber stoße ist: „Du möchtest dies und das tun.“ Nein! Ich bin nicht geistig schwach und du bist kein Jedi, der seinen Mind-Trick bei mir durchbringt. Ich entscheide selbst, was ich möchte und was ich nicht möchte. Da wäre der richtige Konjunktiv doch eigentlich viel höflicher als dieser fast gemogelte: „Würdest du bitte dies und das tun?“

Vielleicht bin ich da einmal wieder zu lang in Korinth gewesen, aber ich finde das durchaus einen himmelweiten Unterschied. Fand ich lediglich sehr faszinierend, als mir diese Redewendung einmal wieder begegnet ist. Man stolpert ja häufig über solche Formulierungen, aber diesmal bin ich sogar nicht nur darüber gestolpert, sondern habe mich irgendwie in die schmerzhafte Horizontale bewegt.

Is there a soulmate for everyone?

Es ist jetzt 0.30 Uhr und ich habe „Dawson’s Creek“ zu Ende gesehen – endlich. Ursprünglich dachte ich, selbst wenn ich die zwei letzten Folgen sehe, komme ich bis um 23.30 Uhr gut zum Ende, aber dann entpuppte sich die letzte Folge als eine getarnte Doppelfolge.

Es war ein schönes Ende – ein würdiges Ende. Und trotzdem bin ich zwiegespalten, gerade was die letzte Folge betrifft. Die hat so ungeheuer tolle Momente, aber zwischendurch gab es dann auch Momente, die ich doof oder gekünstelt fand. Aber gerade die Geschichte um Jen war ungeheuer stark, ebenso hat mir die Geschichte um Jack gefallen, allerdings war überaus großartig, wie mit dem Liebesdreieck von Dawson, Pacey und Joey umgegangen wurde.

Mir haben die Selbstreferenzen gefallen, die tieferen Einsichten, aber auch bei dieser letzten Folge gab es ähnliche Probleme wie in dieser gesamten Staffel: Es war zu wenig Zeit! Mir schien es auch in der Staffel davor häufiger so, dass man eigentlich zwei Staffeln daraus hätte machen können, dass manche wirklich interessante Plots plötzlich mit einem Ruck beendet wurden, dass manche Charaktere irritierenderweise rausgeschrieben wurden, obwohl es da noch weit mehr zu erzählen gab.

Wenn ich da an Paceys Vermieterin denke, aber selbst schon bei Eddie, was einfach plötzlich aufhörte und obwohl die Charaktere einem ans Herz gewachsen waren, nie wieder auftauchten. Auch der ganze Plot um Audrey war zwar zeitweise absolut im Mittelpunkt, aber dann schien sie eher rausgeschrieben zu sein. Das ist sehr schade, denn daran krankt die letzte Staffel ein wenig und es ist so schade, denn sie hat so tolle Momente!

Daher bin ich zwiegespalten. Schlecht ist sie nicht, schlecht ist die letzte Folge auch nicht. Sie hat mich ungeheuer bewegt und gerührt und ich hoffe und denke, dass ich so einiges auch für mich mitnehmen kann – denn einmal wieder habe ich in vielem einige Ideen gesehen, einige Inspiration und viel Einsicht in „das Leben“. Das ist, wofür ich diese Serie liebe und immer lieben werde.

Sie wird häufig verkannt als „irgend so eine Teenie-Serie um Teenager-Angst“, aber sie ist so viel mehr – schon allein, weil sie so selbstreflektiv ist. Nein, auch wenn viele der Serie absprechen, dass sie authentisch ist, auch wenn viele behaupten, sie sei vollkommen unrealistisch, sie ist an vielen Stellen wie mir aus der Seele geschrieben und an anderen Stellen so geschrieben, dass ich weiß, in welche Richtung man gehen kann.

Ich glaube, selten hat mich eine Serie so inspiriert und ich vermute, sie wird mich immer begleiten.

Let justice ring

Es gibt da ein ganz schreckliches Phänomen, das mich noch irgendwann in den Wahnsinn treibt und sicherlich für mein Magengeschwür in zehn Jahren verantwortlich sein wird: Je nachdem, wem man einen Text zuordnet, wird der Text entsprechend bewertet. Meint man, dass der Text von einer Person kommt, die man nicht ausstehen kann, dann wird man den Text auch scheiße finden – selbst wenn er nicht von dieser Person ist. Kommt der Text von einer anderen Person, die man mag, so wird man ihn auf jeden Fall nicht ganz so scheiße finden, selbst wenn er schlecht ist.

Natürlich gibt es Kriterien, an denen man einen Text beurteilen kann. Aber ich habe es nun schon in den letzten zehn Jahren – ach was, eigentlich 20 Jahren! – regelmäßig und ständig gesehen, wie ein Text massiv durch den Kontext bewertet wurde. Mag ich den Schreiber? Dann ist der Text gut oder zumindest nicht so schlimm. Kann ich den Schreiber nicht ausstehen? Dann ist der Text eine Frechheit. Will ich dem Schreiber eins reinwürgen? Dann sind die Fehler abgrundtief schlimm, die ich darin finde. Bin ich dem Schreiber wohl gesonnen? Dann werde ich wohlwollend über die Fehler hinwegsehen – sie passieren halt. Kann ich einen Regisseur nicht ausstehen, wird jeder Film von ihm mir nicht gefallen und ich werde zielsicher jeden Fehler finden. Mag ich einen Regisseur, so sehe ich über diese oder jene Kleinigkeit hinweg, denn es gibt ja so viel mehr.

Ich finde das traurig und traurig vor allem, dass wenigen Leuten dies bewusst ist. Und ich habe es schon wirklich mehrfach gesehen und erlebt – sogar „nachweisbar“. Interessanterweise haben die Leute da nämlich gerne auch mal Scheuklappen auf, selbst wenn ich ihnen händeringend etwas zu erklären versuche. Irgendwann macht mich das echt noch krank, wie wenig den Leuten bewusst ist, was für einen massiven Einfluss das Image des Schreibenden bei einem selbst auf die Bewertung eines Textes hat. Wieso ist das so wenig Leuten bewusst?

Schreiben ist nun einmal keine Mathematik, keine Null und keine Eins. Es ist keine in sich analytisch stimmige Welt (David Hume und so mit dem Unterschied zwischen den Sinneseindrücken der Welt und analytischen Wahrheit). Das sollte doch eigentlich jeder in der Schule bereits gelernt haben, wenn der Lieblingsschüler in Deutsch Müll schreiben konnte, wie er wollte, immer eine Eins bekam – ja, manchmal gehörte ich auch dazu. Und der Schüler, den man auf dem Kicker hatte, schreiben konnte, was er wollte und immer eine 4 bekam – ja, auch dazu gehörte ich mal – macht euch mit der vorherigen Klammer einen eigenen Reim darauf, warum gerade das meine These untermauert.

Reformhaus

Man kann eine unterschiedliche Meinung zur Rechtschreibreform haben und die will ich auch niemandem nehmen. Ich finde auch nicht alles gut bei der Rechtschreibreform, habe mich aber größtenteils mit ihr arrangiert. Es gibt auch viele Argumente gegen die Rechtschreibreform, die ich nicht wegdiskutieren will, weil sie stimmen. Nur eines dieser „Argumente“ steht auf reichlich wackligen Beinen, wie ich finde: Dass erst durch die Rechtschreibreform die ganzen Probleme entstanden sind und wir deswegen den Niedergang der Schreibkünste von uns allen um uns herum sehen.

Erst einmal gab es bereits vor der Rechtschreibreform genug Leute, die auch die alte nicht beherrschten. Ein Großteil der Leute hat sich damit herausgeredet, dass sie nur wegen der neuen Rechtschreibreform diesen oder jenen Fehler machen. Trotzdem konnten auch diese Leute die alte Rechtschreibung nicht einwandfrei – hätten dort also auch Fehler gemacht.

Hinzu kommt, dass uns jetzt nur dieses ganze Rechtschreibchaos auffällt, weil wir viel mehr nicht lektorierte Texte lesen – im Internet vorrangig. Was haben wir denn vor über 10 Jahren großartig von anderen Menschen gelesen? Ich denke, höchstens Lehrer könnten da einen Vergleich anstellen (oder ähnliche Berufsgruppen, die viel mit Texten zu tun hatten) und das wäre spannend, mal dort nachzufragen. Und wenn ich mich so an diverse Diktate in der Schule zurückerinnere: Auch da wurden mehr als genug Fehler gemacht.

Das Internet zeigt uns einfach viel mehr Texte und dadurch sehen wir viel mehr Fehler. Sicherlich hat auch die Rechtschreibreform ihren Teil dazu beigetragen, aber ich wage zu behaupten, dass es früher gar nicht einmal so anders ausgesehen hat – wir haben es nur einfach nicht mitbekommen. Wenn wir jetzt aber in beispielsweise Foren  schauen, zu denen mittlerweile wirklich jeder Zugang hat, sehen wir eine größere Bandbreite an Texten als noch vor zehn Jahren, als nur eine wirklich kleine Gruppe der Bevölkerung im Internet schrieb – damals aber eine eher erlesene Gruppe.

Ich will damit jetzt wirklich nicht sagen, dass die Rechtschreibreform ganz ohne Probleme ist und es gibt Argumente dafür und dagegen. Aber ich wollte nur das Augenmerk darauf lenken, dass wir sicherlich, wenn wir vor 15 Jahren bereits so viele unlektorierte Texte von einer ungefilterten Bevölkerungsgruppe gelesen hätten, wir genauso fehlerhafte Texte gelesen hätten, wie heute. Vielleicht ein klein wenig weniger, aber die Rechtschreibreform ist an deutlich weniger Fehlern schuld.

Election Time

„Bad officials are elected by good citizens who do not vote.“ (George Jean Nathan)

Morgen sind hier Wahlen und ich gehe hin. Ich will niemanden dazu überreden, denn die Unverbesserlichen wird man sowieso nicht überreden können, weil sie sich das reiflich überlegt haben und ich will niemandem da reinreden, der lange Zeit das Für und Wider abgewogen und sich dagegen entschlossen hat. Ich will nur die Unentschlossenen und Bequemen erinnern und darum bitten, einfach mal an dem Tag sich aufzuraffen. Es dauert wirklich nicht lange.

Ich schreibe nicht viel Politisches in meinem Blog, was nicht daran liegt, dass ich mich nicht dafür interessiere – im Gegenteil, denn immerhin hatte ich Sozialkunde Leistung und Politikwissenschaft studiert und mich auch beispielsweise viel in Vereinen und Verbänden im Schachbund rumgeschlagen.

Ich habe nur gerade dadurch eine sehr eigene Ansicht auf Politik, wie ich im Laufe der Zeit gemerkt habe, die bei vielen Leuten aneckt; auch bei Leuten, die ich sehr mag. Politik ist neben Religion eines der Themen, bei denen man mit sehr guten Freunden sehr heftigen Streit bekommen kann. Das will ich nicht.

Aber das hier ist mir wichtig. Daher gehört das zu den wenigen politischen Beiträgen in meinem Blog und glaubt mir, ich will mich nicht streiten, niemanden bekehren, sondern nur darauf hinweisen. Das Zitat gehört dennoch zu einer meiner Grundüberzeugungen.

Don’t innovate, imitate

Wieso muss eigentlich jeder immer so fürchterlich innovativ sein? Das fiel mir in den NaNoWriMo-Foren auf, als ich ein wenig neugierig mich umsah, wo die Anderen so ihre Superhelden-Romane als Genre eingeordnet haben.

Da habe ich sogar einen Thread gefunden und in nahezu jedem zweiten Thread stand ungefähr: „Ich mache es mal ganz ungewöhnlich und…“ – wobei das dann meist nicht so ungewöhnlich ist. Da wird dann ein Anti-Superheld gebastelt oder die Geschichte aus Sicht des Superschurken erzählt oder ähnliches. Alles nun wirklich keine großen Innovationen.

Das ist aber sowieso generell so ein Trend bei Hobby-Autoren, dass man immer gleich alles möglichst „anders“ machen muss. Das  ist so ein ähnlicher Trend wie bei P&P-Rollenspielern, wenn sie unbedingt ihr eigenes System basteln müssen mit ganz tollen neuen Regelmechanismen – seien dies Wurzelrechnungen oder ganz innovative würfellose Systeme. Bitte nicht falsch verstehen, denn sowas kann funktionieren und da können tolle Ideen dabei sein. Aber im Normalfall eben nicht. Im Normalfall wirkt es einfach nur verkrampft.

Es muss nicht immer innovativ sein. Sicherlich hilft es, denn niemand will die gleiche Geschichte immer wieder und wieder lesen. Aber selbst eine nicht sonderlich innovative Geschichte kann fesseln, wenn sie gut erzählt ist und tolle Charaktere hat oder ähnliches. Das muss nicht immer das Rad gleich neu erfinden, um zu fesseln.

Mir scheint, dass da häufig das Bedürfnis ist, irgendeine angebliche Marktlücke zu finden, um damit dann ganz groß raus zu kommen. Schreibt doch einfach und ich wette, dass da viel natürlichere Sachen rauskommen, die  man auch lesen will. Denn wenn es zu experimentell ist, dann schränkt man sowieso sein Publikum ein – außerdem ist es für die ersten Schritte sowieso immer besser, nicht gleich den Literaturnobelpreis bekommen zu wollen.

Übrigens: Das Genre ist bei mir zwar bisher unter „Fantasy“, aber könnte genauso gut unter „Science-Fiction“ oder auch „Other“ landen. Ich finde, es sollte ein eigenes Genre geben für „Superhelden“ – genauso wie „Zombies“ ein eigenes Genre verdient haben.