On The Air. Unaware.

Kennt ihr diese Tage, an denen alle irgendwie im Weg herumstehen? Im Supermarkt ist dann jeder dritte Gang mit einem Einkaufswagen und Menschen daneben blockiert – man kann sich schließlich auch nicht fünf Schritte weiter unterhalten. Auf einer engen Straße laufen zwei vollkommen Fremde auf exakt gleicher Geschwindigkeit, idealerweise noch mit Kinderwagen, damit man nicht vorbeikommt. Auf einer Seitenstraße läuft ein Fußgänger mitten auf der Straße und dröhnt sich mit Ohrstöpseln Musik, so dass er das Auto hinter sich nicht anfahren hört.

Manche dieser Aktionen sind einfach nur rücksichtslos, andere wiederum schlicht selbstmordgefährdet. Es kann natürlich sein, dass man mal einen solchen Moment hat. Ich stehe auch mal im Weg. Natürlich. Dann schäme ich mich aber auch, wenn ich das merke und entschuldige mich sofort. Sowas passiert und ist menschlich. Darum geht es mir auch nicht. Aber es geht mir darum: Wieso gibt es Tage, an denen sich das alles häuft?

Es könnte natürlich sein, dass es mir an diesen Tagen schlicht häufiger auffällt – weil ich dünnhäutiger oder gestresster bin, weil ich unter Zeitdruck bin und so weiter. Doch manchmal fühlt man sich echt wie in der Truman-Show. Irgendwo muss da doch jemand in der Regie sitzen und dann unzähligen Menschen die Anweisung geben: „Der Holger will jetzt durch die und die Passage. Bitte ganz viele Fußgänger möglichst rücksichtslos laufen und ohne sich umsehen!“ Bestimmt. Anders kann ich mir manche Tage nicht erklären.

Damals vor’m Kriesch war alles besser!

Da ich es gerade mal wieder gelesen habe: „XYZ war das beste MMO aller Zeiten“, will ich zu dieser Aussage einmal eine ganz eindeutige und kompromisslose Antwort liefern: Nein!

Auch ich schwärme gerne von Ultima Online. Das wird vermutlich bei mir immer in guter Erinnerung bleiben. Ich schwelge und trauere den Zeiten nach. Ebenso würde ich mir manche Dinge davon in die heutige Zeit wünschen. So geht es scheinbar vielen Leuten. Ansonsten würde ich nicht ständig lesen: „DAoC war das beste MMO aller Zeiten“, „UO war das beste MMO aller Zeiten“, „WoW Classic war das beste MMO aller Zeiten“ etc.

Doch dann will ich einmal eine ganz ketzerische Frage stellen: Wenn es doch das beste MMO aller Zeiten war, wieso seid ihr nicht mehr dort? Es gibt immer einen Grund, warum man gegangen ist. Bei mir kann ich diesen Grund ganz eindeutig benennen: Es kam zu einem allgemeinen Exodus nach Neverwinter Nights, weil dieses Spiel endlich 3D war, weil die Grafik besser war (für damalige Verhältnisse) und das eben das nächste große Ding war. Also gab es offenkundig Dinge, die nicht so gut an Ultima Online waren.

Es war damals nicht alles besser!

The Dawngate has been shut down

Was ist denn da passiert? Ich bin immer noch ein wenig fassungslos, seitdem ich gestern Abend erfahren habe, dass Dawngate einfach so eingestellt wird. Noch 90 Tage läuft dieses MOBA, das mir die letzten Monate unglaublich viel Spaß gemacht hat. Um zur Ankündigung zu gelangen, müsst ihr auf diesen LINK klicken. Meine Laune ist gerade genauso grau wie das Wetter draußen. Gestern gab es noch einen Patch! Und wenig später kam diese Ankündigung. Unglaublich.

Wie kann man nur so kurzsichtig sein? Dawngate war ein Spiel – nein, ist ein Spiel! – mit viel Potenzial. Es war in der Beta. Beta! Ihr wisst, was das bedeutet? Viele Spieler versuchen es nicht, weil sie darauf warten, dass ein Spiel den finalen Launch hat. Gerade bei einem MOBA ist eine Vielzahl an spielbaren Champions ungeheuer wichtig und macht auch den großen Reiz eines solchen Spieles aus. Hinzu kommt, dass kaum Werbung bisher gemacht wurde.

Von vielen Seiten wurde Dawngate immer wieder gelobt und auch gepusht. Auch Total Biscuit war scheinbar gestern in seinem Podcast sprachlos und die Kommentare auf Reddit sind eigentlich sehr eindeutig. Sicherlich gibt es auf anderen Seiten auch Idioten, die dann mit „Who cares?“ antworten, aber es ist eindeutig: Dawngate hat eine nicht zu verachtende und ungeheuer aktive Community.

Ich denke, dass die ungeheuer dichte Lore und die liebevoll skizzierten Charaktere auch mit ein Grund dafür sind, dass die Spieler an dieses Spiel gebunden wurden. Das sieht man bereits an dem wirklich schönen Web-Comic. Ja, League of Legends hat mittlerweile auch einen recht interessanten und verzahnten Hintergrund. Das ist auch das Schöne daran. Doch bei Dawngate fühlte es sich für mich immer stimmiger und liebevoller und mit Seele an.

Dawngate wurde bereits mit diesem Hintergrund im Kopf konzipiert. Man wollte es mit dem Web-Comic begleiten. Bei League of Legends ist das erst nachträglich aufgedrückt worden. Das ist nicht schlecht, aber bei Dawngate hat es einfach eine andere Qualität. Dies führt auch dazu, dass die Spieler sich mehr mit der Welt und somit auch dem Spiel identifizieren. Um so größer ist der Frust nun. Dabei hätten diese Spieler bei einem Release sicherlich viel Geld investiert, um diverse Announcer zu kaufen oder bestimmte Skins. Denn das war vielversprechend.

Nur war das EA anscheinend nicht genug. Sie wollten nicht warten. Sie wollten Geld – jetzt. Sie wollten Wachstum – jetzt. Aber da habe ich gleich mal eine Frage: Wieso dann nicht auch mal mit dem Marketing anfangen? Auch in der Beta hätte man da sicherlich gut wachsen können. Wenn es also nicht genug ist, dann hätte man da was draus machen können. Dawngate hatte alle Möglichkeiten dazu! Aber sie wurden nicht genutzt. Wieso?

Das Grundkonzept von Dawngate war schön und ich hatte mehr Spaß dabei als mit League of Legends. Wieso? Weil die Community besser war. Sie war nicht perfekt, aber sie war friedlicher und freundlicher. Sicherlich gab es auch da Pfeifen, aber nicht in dem Ausmaß, wie in eigentlich allen anderen MOBAs, die ich gespielt habe. Hinzu kommt, dass das Rollensystem wunderschön war. Es hat zwar die Meta nicht komplett aufgebrochen, aber es hat mehr Dynamik bei der Champion-Auswahl und beim Spielstil gebracht. Ein Punkt, der mir persönlich auch sehr gefallen hat: Es gab fast kein Mana. Die meisten Champions waren cooldown-basiert oder hatten eine andere Ressource. Aber Mana? Nein. Dawngate hatte so viele Möglichkeiten und war kein Klon, wie es nun gerne behauptet wird!

Ich bin enttäuscht, frustriert und sauer. Vor lauter Frust habe ich nun auch eine Petition unterschrieben, in der Hoffnung, dass da irgendwann wieder gesunder Menschenverstand bei EA einkehrt und sie erkennen, was für eine Community sie haben und dass sie damit tatsächlich viel Geld verdienen können. Solche Petitionen bringen nichts und dennoch will ich wenigstens „irgendetwas“ probieren. Ist sich EA nicht bewusst, was dies wieder für ein Tiefschlag gegen viele Gamer ist und dass sie viel Ansehen dadurch verlieren? Vermutlich ist es ihnen egal – sollte es aber nicht.

Dawngate! Du darfst nicht geschlossen werden! Bitte. Ein Kommentar auf Reddit ist schön und ich versuche einfach, diesen zu leben: „How lucky am I, to have had something that makes saying goodbye so hard.“

Total Connection

Diese Woche wurde mein Handy von seinem qualvollen und langsamen Leidensweg nach treuen fünf Jahren davon erlöst. Doch sogleich stellte sich mir die Frage: „Wie zum Teufel komme ich jetzt an meine mTan für mein Paket an der Packstation?“

Meine Hoffnung war, wenn ich mir ein neues Handy holte, dass die SMS dann dorthin geschickt würde, denn an das alte konnte sie nicht mehr geschickt werden. Funktionierte natürlich auch nicht so, wie ich das geplant hatte, doch das ist eine andere Geschichte. Hier geht es mir erst einmal um den Smartphone-Wahnsinn; denn ich habe keins und beabsichtige auch nicht, mir eins all zu schnell zuzulegen. Sicherlich irgendwann, aber ich brauche es einfach nicht.

Ich bin Wenigtelefonierer. Meine Handy-Telefonkosten sind so gering, dass mir sogar der O2-Mitarbeiter den O2O-Tarif empfahl, womit ich jetzt so im Schnitt 50 Cent bis 1 Euro im Monat bezahle. Das ist gut, das will ich beibehalten. Mehr brauche ich nicht.

Also ging ich in den O2-Laden, um mir ein neues Handy zu besorgen – zumindest dachte ich, dass das eine gute Idee war. Auch da täuschte ich mich. Denn der Verkäufer schaute mich zunächst irritiert an und verkündete mir dann, dass es kaum noch alte Handys gibt und eigentlich alle auf Smartphones umsteigen wollten. Ja, ich aber nicht.

Das verklickerte ich ihm und er erklärte mir, dass er sowas nicht vorrätig hätte und erst bestellen müsste. Unter der Hand mit gedämpfter Stimme sagte er mir dann, dass ich auch einfach in einen Saturn oder Media-Markt gehen könnte und vermutlich billiger ein freies Handy bekommen könnte. Das klang doch noch einem guten Plan! Leider redete er dann doch weiter und ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich gehen ließ.

Irgendwann gelang es mir dann doch und ich ging in den Saturn nebenan. Dort holte ich mir das Handy, das so unglaublich selten war, aber der Saturn mindestens im Dutzend vorrätig hatte, aber der Fachladen nicht. Welch bizarre Welt!

Jetzt habe ich das neue Handy und ich erzähle nicht davon, wie ich eine halbe Stunde verzweifelt versucht habe, das dämliche Ding zu öffnen, um die SIM-Karte zu wechseln. Nokia-Handys scheinen für die Ewigkeit, aber nicht für die Benutzerfreundlichkeit gebaut zu sein.

Abschließend bleibt mir nur den Kopf zu schütteln darüber, warum man nicht einfach auch ein Handy haben kann – zum Telefonieren. Mir ist klar, dass die Zielgruppe dafür wohl immer kleiner wird. Aber ich möchte mit dem Ding nun einmal nur telefonieren. Mehr brauche ich nicht. Wenn ich ins Internet will, gehe ich an den PC. Noch. Ich sage nicht, dass ich keinen Spaß an einem Smartphone hätte, aber ich begrüße es durchaus, keinen ständigen Kontakt zum Internet zu haben.

Street War

Heute morgen bin ich guter Dinge ins Auto eingestiegen. Dazu sollte es gesagt sein, dass meine Zweitwohnung hier in einer kleinen Seitenstraße in einem Vorort liegt. Das bedeutet, dass hier wirklich wenig Verkehr ist. Mein Parkplatz ist in einem kleinen Hinterhof, in dem auch die Haustür zu finden ist – also nicht nach vorne zur Straße hinaus. Dieser kleine Hinterhof führt auf ein kleines Gässchen für mehrere Häuser und diese kleine Gasse führt auf die Seitenstraße, die dann auf die Hauptstraße führt. So weit, so gut.

Leider passiert es immer wieder, dass manche Leute sich denken: „Das kleine Gässchen? Da kommt ja sowieso keiner vorbei! Da kann ich mal parken.“ Und das machen die Herrschaften dann auch. Nahezu jeden Morgen muss ich mich zwischen einem Auto links und einem Auto rechts durchquälen und je nachdem, wie fair diese Leute geparkt haben, schwitze ich dabei mal mehr, mal weniger. Wirklich an die Anwohner denken diese Menschen aber nicht.

Was war heute morgen nun noch besonders? Zusätzlich zu dem viel zu eng geparkten Gässchen parkte ein Auto auf der Seitenstraße so, dass die Schnauze ziemlich viel Platz in der Gasse wegnahm. Das an sich wäre kein Problem direkt, denn dann muss ich nur ein wenig weiter ausholen. Aber zusätzlich parkte auch noch gegenüber in der Einfahrt ein Auto. Der Fahrer saß sogar noch drin! Dadurch wurde der benötigte Wendekreis noch enger als sowieso schon.

Mehr als einen blöden Blick vom Fahrer des Autos in der Einfahrt bekam ich jedoch nicht, als ich mit dem Lenkrad ruderte, vorsetzte, zurücksetzte und so weiter. Merken die Leute nicht, wenn sie andere Menschen einparken oder ihnen Probleme machen? Am Ende beschweren sie sich dann noch, wenn doch ein Kratzer reinkommt, nur weil sie die Gassen unverhältnismäßig verengen. Dieser Mensch hat sich nicht gerührt – kein bisschen.

Das ist ein Verhalten, das ich aber sowieso ständig auch auf Parkplätzen sehe. Ich denke, ihr kennt alle diese Autos, die eineinhalb Parkplätze beim Real einnehmen oder so dicht am Parkstreifen zum nächsten Parkplatz parken, dass man den eigentlich nicht nutzen kann, außer man will über die Beifahrerseite oder den Kofferraum ein- oder aussteigen.

Ist es so viel verlangt, einfach nochmal zurückzusetzen und neu einzuparken? Ist es so viel verlangt, einfach mal zu schauen, ob die anderen Parkplätze noch genug Platz haben? Gerade auf Supermarktparkplätzen ist das so lächerlich, wie eng da manchmal geparkt wird. Da macht sich offensichtlich der Fahrer keine Gedanken um seine Mitmenschen. Mag ja sein, dass man es mal eilig hat, aber – wie ich es schon einmal schrieb: zurücksetzen und besser einparken ist ein Vorgang, der maximal zwei Minuten in Anspruch nehmen dürfte, aber massiv Zeit und Nerven für die Mitmenschen spart.

Aber im Straßenverkehr sind alle Anderen wohl eher Gegner und keine gleichwertigen Teilnehmer für viele Leute. Schade.

Die Mauer muss weg!

Einer meiner Schulalbträume erfährt Verfilmung: Die Wand! Für mich steht das Buch für all das, was in der Germanistik schief läuft und warum ich mich für ein Amerikanistik- und Anglistikstudium entschieden hatte und nicht wie ursprünglich geplant ein Germanistikstudium.

Ich erinnere mich noch zu gut an dieses Buch. Schullektüre liest man in diesem Alter sowieso nicht gerne. Doch es gab auch im Deutsch-Unterricht einige Dinge, die mir Spaß gemacht hatten, obwohl sie auf dem Lehrplan standen: Nathan der Weise gehörte dazu, ebenso wie der Besuch der alten Dame, Homo Faber und Andorra und noch einiges mehr. Aber dieses Buch?

Häufig schläft man über der Schullektüre ein, aber Die Wand macht es einem besonders einfach – denn es passiert nichts. Es ist an sich wie I am Legend – nur ohne Zombies, Entschuldigung, Vampire. Und das auch noch in langweilig. Während bei I am Legend schon allein der Schreibstil mitreißt auf seine eigene Weise, ist Die Wand eine Ansammlung von alltäglichen Arbeiten vollkommen langweilig erzählt.

Da ist es mir auch egal, wie hoch gelobt dieses Buch sein soll. Ich las es. Irgendwann bekam ich das Gefühl, dass immer die gleichen Dinge passierten. Die Frau steht auf, melkt die Kuh, geht mit dem Hund hinaus, geht durch die Welt, kommt zurück, legt sich schlafen – hier und da ein wenig Variation und Erkundung. Und das auf 300 Seiten gestrafft. Der Anfang ist ganz interessant, am Schluss wird es auch wieder interessanter. Aber die Mitte? Oh je!

Der Deutschunterricht dazu war ähnlich schlimm. Es ist ja in Ordnung, wenn unser Lehrer uns vermitteln wollte, dass dies a) ein emanzipierter Frauenroman und b) ein Anti-Atomwaffenroman sein soll. Aber muss er das wirklich jede Stunde sagen? Über drei Wochen hinweg? Was war ich froh, als diese Unterrichtseinheit vorbei war!

Das gibt es jetzt also als Film – na prima. Ob ich mir das doch noch einmal antue? Immerhin ist es doch schon über 20 Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Alles, was ich hier also schreibe, war aus der Erinnerung und so, wie es mir in Erinnerung geblieben ist. Möglicherweise ist hier und da etwas verzerrt; vielleicht tue ich dem Buch also unrecht. Aber ich glaube es nicht so ganz. Denn wenn ich mir die Handlung wieder durchlese, weiß ich, wo das Problem liegt.

Ich habe bei einer Rezension mal gelesen, dass es ein einsames und leises Buch ist. Es muss auch nicht immer laut sein, da stimme ich zu. Aber das ist nicht einsam und leise, das ist größtenteils belanglos und langweilig. Was für eine Kurzgeschichte toller Stoff gewesen wäre, funktioniert nun einmal nicht auf fast 300 Seiten. Wenigstens hat es der Film auf „nur“ 104 Minuten geschafft. Das könnte eine akzeptable Länge sogar sein. Auch wenn es die göttmannsche Horrorfilmregel überschreitet, die besagt: „Gute Horrorfilme brauchen nur 90 Minuten und sollten nicht länger sein.“

Zugegeben, Die Wand ist kein Horrorfilm, aber dürfte ähnlich viel Handlung vorweisen, die auf über 90 Minuten reichlich zäh werden könnte. Wenn ich bedenke, dass I am Legend an sich auch was Ähnliches macht, aber Zombies hat? Da funktioniert das! Da passiert was! Da ist auch ungeheuer viel Charakter und mehr Tiefe drin. Aber bei der Wand? Ich weiß nicht. Vielleicht doch mal eine Chance geben. Aber ich habe Angst.

Out of character

Ich habe Spaß bei Tomb Raider – und zwar so richtig. Sicherlich kann man da vieles überanalysieren, aber dadurch macht man sich viel kaputt. Noch gut weiß ich, wie ich vor vielen Jahren im Kino immer mit dem großen Kritikerhut gesessen habe. Mit Argusaugen habe ich auf jeden Fehler geachtet, um ihn dann im Usenet aufzuzeigen und zu beweisen, warum dieser oder jener Film blöd ist. Das wurde gerne gelesen. Aber Spaß an Filmen? Den hatte ich dadurch bestimmt nicht.

Das habe ich zum Glück irgendwann ändern können. So ganz konnte ich das nicht ablegen und das ist auch nicht schlimm. Sicherlich ist es gut, sich Gedanken zu machen und kritisch zu sein. Aber gerade bei Computerspielen ist es mittlerweile so, dass ein wahrer Verrisskult entstanden ist. Das mag bei manchen mehr und bei manchen weniger unterhaltsam sein. Während ich beispielsweise beim Angry Video Nerd noch hin und wieder schmunzeln kann und grundsätzlich noch die Ausflüge in alte Videospielzeiten schätze, werde ich bei Zerodotpunctuation regelmäßig sauer – weswegen ich mir das schon lange nicht mehr anschaue.

Was haben wir also bei Tomb Raider? Einen soliden Third-Person-Shooter mit Jump&Run-Elementen, starkem Story-Fokus, QTE und Cut-Scenes. Und das ist tatsächlich sehr nahe am alten Tomb Raider – da kann man rütteln und zetern, wie man will. Man bekommt das, was versprochen wurde. Sogar die Grüfte bekommt man und es gibt optionale Grüfte, in die man steigen kann, um Jump&Run-Rätsel zu lösen. Passt für mich, ich habe Spaß.

Eine Sache möchte ich allerdings noch ansprechen, da diese auch als massiver Kritikpunkt an mancher Stelle erwähnt wird: Die Entwicklung Lara Crofts wäre unglaubwürdig. Dabei wird gesagt, dass Lara häufig so unschuldig tut und dass sie dem allem nicht gewachsen ist, aber im Gegenzug man mordernd und schnetzelnd über die Insel läuft. Das, was das Spiel uns also erzählt, soll angeblich nicht das sein, was wir spielen. Das kann ich so nicht bestätigen.

Denn hier machen einige den Fehler, den auch viele Rollenspieler machen: Charaktere sind keine Einbahnstraßen und laufen nicht auf Autopiloten. Das ist etwas, das ich in diversen Rollenspiel-Szenen schon seit etlichen Jahren predige, aber was so selten jemand versteht. Ein Charakter, der auf bestimmte Ereignisse immer auf eine bestimmte Art reagieren muss, ist kein Charakter, das ist eine Farce. Ein guter und interessanter Charakter hat immer mindestens zwei Möglichkeiten zu reagieren. Das macht Geschichten erst interessant.

Nur weil wir denken, dass wir dies oder das nicht machen würden, muss das nicht für einen Charakter stimmen. Jeder Charakter hat eine Wahl – immer. Und jeder Charakter kann unterschiedlich auf das gleiche Ereignis reagieren.

Ja, die unschuldige Lara Croft könnte total an allem verzweifeln, sich eingraben, niemandem etwas tun wollen und dann jämmerlich sterben. Das wäre aber kein besonders unterhaltsames Spiel, oder? Die gleiche unschuldige Lara Croft kann aber genauso glaubwürdig sagen: „Ich bin eine Croft! Und meine Freunde sind in Gefahr! Und verdammte scheiße, ich will nicht sterben! – aber im gleichen Atemzug sich dann übergeben, sobald sie jemanden erschossen hat und auch „Oh Gott, was ich hier?“ schreien, während sie über sich selbst hinauswachsen muss.

Das sind alles glaubwürdige Möglichkeiten des Charakters und wer behauptet, dass es unglaubwürdig ist, der kennt sich vielleicht wirklich nicht gut genug mit dem Charakter aus, liest die ganzen Hintergrundschnipsel nicht oder hört sich die Dialoge im Spiel nicht an. Der Charakter Lara Croft wird absolut glaubwürdig dargestellt und ich finde ihre Entwicklung ebenso authentisch und auch das, was ich im Spiel mache, stimmt mit dem überein, was in den Cut-Scenes und den Trigger-Events gezeigt wird.

Lara Croft wächst in diesem Spiel. Sie entwickelt sich. Ständig kassiert sie es. Überall fällt sie herunter, verletzt sich, kämpft ums Überleben – aber sie hält durch, sie gibt nicht auf. Sie wächst über sich hinaus. Daraus wird dann genau die Lara Croft, die wir auch kennen. Meiner Ansicht nach ein absolut glaubwürdiger weg bisher und ich mag diese ganzen kleinen Charakterentwicklungen, die sie durchläuft.

Sie ist nicht eiskalt – das war die Lara Croft aus den alten Spielen. Das fand ich unsympathisch. Diese Lara Croft hier ist menschlich, sie ist zerbrechlich, aber dennoch kämpft sie! Das ist es, was eine Heldin ausmacht und daher habe ich auch so viel Spaß an diesem Spiel. Schade, dass viele den Charakter scheinbar nicht so lesen. Ich denke, dann hätten sie mehr Spaß.

Wer sich das ansehen will, der kann gerne mal in den Trailer reinschauen, der eigentlich nicht zu viel verrät, denn die meisten Szenen sind aus den ersten Spielstunden. Dennoch packe ich es hinter den Spoiler-Cut und ich denke, spätestens danach versteht ihr, was ich meine. Denn obwohl ich den Trailer erst gesehen habe, nachdem ich den Beitrag hier geschrieben habe, unterstützt er genau das:

Spoiler-Cut

Städte des Wahnsinns

Der Wahnsinn ist endlich vorüber! Zum Glück bekomme ich in Karlsruhe wenig davon mit, in Frankfurt auch – obwohl man da hin und wieder doch leider mal was über den Rhein hinweg aufschnappt. Wovon ich rede? Fastnacht! Nein, es heißt nicht Karneval, es heißt auch nicht Fasching. Man muss den Teufel schon beim richtigen Namen nennen.

Wem es bisher noch nicht aufgefallen ist: Ich mag Fastnacht nicht. Als Kind habe ich es immer mitgemacht, weil man das halt mitmacht – wenn man in Mainz aufwächst, ist das so ein wenig wie Weihnachten … nur in blöd. Doch je älter ich wurde, desto mehr dachte ich darüber nach und desto mehr wurde mir bewusst, wie regional das doch ist. Sicherlich gibt es auch vernünftige und niveauvolle Fastnachtsveranstaltungen – irgendwo dort draußen. Nur ist es leider nicht das, was als öffentliches Bild existiert und auch nicht das, was man normalerweise so mitbekommt – selbst als gebürtiger Mainzer.

Irgendwann beschloss ich dann, mich über die Fastnachtstage einzusperren oder – mein Alternativplan – in irgendeinem Vorort jenseits von Mainz mich mit Rollen- und Brettspielen zu verschanzen bis der Wahnsinn endlich vorüber ist.